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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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sagte sie. »Aus Nathanaels Liebe wurde zerstörerischer Hass. Er würde jedem Wesen schaden, dem ich mich mit aller Hingabe zuwende.«
    Kopfschüttelnd ergriff Camilla eine Hand der Puppe. Wärme und Mitleid durchflutete sie. »Tu das nicht. Damit unterwirfst du dich ihm und Amadeo.«
    »Oder ich beweise meine Liebe der Person, der sie gehört, indem ich sie von mir fernhalte.« Olympia lächelte, während sie ihre Finger befreite.
    Betroffen senkte Camilla den Kopf. Plötzlich streichelte Olympia durch ihr Haar. Die Berührung war so sanft wie Theresas kleine Gesten. Camillas Herz zog sich zusammen. Mühsam kämpfte sie gegen Tränen an. Olympia sprach aus schmerzvoller Erfahrung. Das war nicht Theresa. Der Wunsch, diese Frau zur Freundin zu haben, wurde übermächtig.
    Ein Trick von Amadeo? Sie bezweifelte es. Das konnte er ihnen nicht einpflanzen. Zum ersten Mal bemerkte sie einen Funken wahrer Leidenschaft in der Puppe.
    Chris strich sich durch das Haar. »Olympia, etwas muss geschehen. Dieses Nebeneinanderherleben und Sich-gerade-so-akzeptieren ist doch kein wirklicher Frieden. Ancienne Cologne lebt in ständiger Angst vor dem Sandmann. Er wiederum wagt sich nicht hierher, weil er weiß, dass seine Chancen schlecht stehen, sollte sich das Volk gegen ihn zusammenschließen. Etwas muss unternommen werden, insbesondere, wenn das Morden aufhören soll.«
    Olympia zog ihre Finger zurück. Sie schwieg.
    »Heißt du es denn gut? Wir beide sind gestern von ihm gehetzt worden. Das Monster hätte uns getötet, wenn wir nicht verdammtes Glück gehabt hätten. Befürwortest du das?«
    »Nein«, sagte sie einsilbig.
    »Grimm …« Camilla erhob sich. Erst jetzt besann sie sich, weshalb sie tatsächlich hierhergekommen waren. »Ich hatte einen Traum von ihm. Er ist vielleicht sogar in der Stadt. Hilf uns, etwas gegen Nathanael und Grimm zu unternehmen«, bat sie.
    In Olympias Gesicht arbeitete es. Offenbar überdachte die Puppe ihre Antworten sehr genau. Ihr Zögern zwang Camilla, sich Gedanken zu machen. Wollten die Bewohner der Stadt überhaupt Nathanaels Ende?
    Vermutlich nicht. Der Sandmann versorgte die Puppen unfreiwillig mit Seelen. Er war unabdingbar für die Stadt.
    Diese Erkenntnis ließ sie zusammenfahren. Brauchte sie den Sandmann, um ihn zu bestehlen? Ob Olympia auch darüber nachdachte, dass dieses Morden irgendwann aufhören würde, wenn er sich endlich seine perfekte Frau geschaffen hatte?
    Camilla wollte diese Worte besser nicht an sie richten. Olympia wurde ihr unheimlich. Ihre grausame Gnadenlosigkeit erschütterte Camilla, auch wenn sie begriff, dass es um das Wohl der Uhrwerkmenschen ging.
    »Kannst du uns wenigstens sagen, wo sich Grimm versteckt halten könnte?«, fragte Camilla.
    Olympia senkte den Kopf. »Was macht dich so sicher, dass er hier ist?«
    »Gar nichts. Aber ich habe von ihm geträumt …«
    »Und aufgrund dessen denkst du, er ist hier?« Olympia lachte spöttisch.
    Sprach jetzt wieder Amadeo aus ihr?
    »Er hat mich in diesem Traum getötet«, entgegnete Camilla.
    Das Gelächter versiegte.
    »War der Traum sehr realistisch?«, fragte Olympia.
    »Ja. Ich hatte das Gefühl, zu sterben, selbst noch, als ich bereits wach war.«
    »Verdammt. Dann muss er wirklich nah sein. Solche Visionen kann er nur auf kurze Distanz erschaffen.«
    Vor Aufregung und Angst schlug Camillas Herz schneller.
    »Wie nah muss er sein, um Camilla so zu beeinflussen?«, fragte Chris.
    Olympia wiegte den Kopf. »Zu dem Zeitpunkt war er sicher im Umkreis von hundert Metern.«
     
    Zum ersten Mal stand Camilla dem Hauptteil der Einwohner von Ancienne Cologne gegenüber. Auf Olympias Befehl hin fanden sich Männer, Frauen und Kinder ein. Ebenso versammelten sich alle Uhrwerkmenschen. Äußerlich unterschieden sich die Frauen kaum voneinander, dennoch variierten Haltung und Ausdruck so stark, dass es ihr nicht schwerfiel, sie zu unterscheiden. Ebenso wurde ihr bewusst, dass diese Frauen aus Holz und Metall genau dem entsprachen, wovon Olympia erzählt hatte. Außer ihren Körpern gab es unter ihnen keine Gemeinsamkeiten. Vom biederen Hausmütterchen über den selbstbewussten Vamp zur schüchternen grauen Maus und der introvertierten Einzelgängerin bis hin zu einer kriegerischen Anführerin fand sie jede Abstufung weiblicher Eigenheiten. Sie verspürte zum ersten Mal den Wunsch, diese Frauen kennenzulernen.
    Überhaupt machten die Menschen von Ancienne Cologne sie neugierig. Einerseits unterschieden sie sich stark von den

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