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Glattauer, Daniel

Glattauer, Daniel

Titel: Glattauer, Daniel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Weihnachtshund
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bist du
allein?«, »Wie lang brauchst du zum Fönen deiner Haare?« oder: »Was machst du
sonst noch?« mit wenigen Worten, aber großer Geduld. Schließlich fragte Georg:
»Was ist dein Lieblingssport?« -»Bumsen«, erwiderte Katrin (war aber nicht
sicher, ob sie das Wort richtig ausgesprochen hatte, ob es nicht »Pumsen«, »Bumbsen«
oder noch härter »Pumpsen« hätte heißen müssen). Jedenfalls dachte sie dabei
ganz fest und genüsslich an Herwig und hätte viel dafür gegeben, wenn er in
dieser Situation hätte dabei sein können. Georg schien mit dieser Antwort zwar
nicht gerechnet zu haben, aber sie gefiel ihm offensichtlich. Denn er sagte
verschwörerisch grinsend: »Mein Lieblingssport eigentlich auch!« und verlangte
die Rechnung.
     
    Katrin
bereute es nicht. Immerhin wusste sie bald wieder, wie das am Anfang mit
Herwig gewesen war und warum sie es hatte einschlafen lassen. Im Stundenhotel
gab es Sekt, Erdnüsse und für jede Stellung eine Couch. Georgs Erregtheit
schmeichelte ihr. Und es machte ihr Spaß, einen Mann mit exakt jener Sache
glücklich zu machen, die für ihn das größte Glück bedeutete. Sie freute sich
mit ihm, dass er bald kam. Sie freute sich für sich, dass er bald ging. Er
schaute auf die Uhr und dürfte ebenfalls zufrieden gewesen sein. »Morgen um
die gleiche Zeit?«, fragte er beim abschließenden Händeschütteln. »Vielleicht
eine Viertelstunde später«, erwiderte Katrin. Sie fand den Gag extrem gut,
beherrschte sich aber und unterdrückte ein herausplatzendes Lachen. Das
Kaffeehaus war für sie jedenfalls gestorben. Georg sowieso.
    Und die
Sache mit dem Weihnachtshund wohl ebenfalls. Der Typ hatte bereits zwanzig
Minuten Überzeit, das sollte genügen. Katrin hatte den Termin somit zwar erfolglos,
aber heil überstanden. Draußen regnete es gefrierend. In der Ordination blühten
ihr an diesem Tag noch sieben Patienten. Am Abend konnte sie eventuell mit
Freunden ins Kino gehen.
    In der
verbleibenden Mittagszeit verspürte sie den dringenden Wunsch sich zu
belohnen. Zum Glück war es nicht weit zum nächsten italienischen Schuhgeschäft.
Die Menschen auf der Straße bildeten gefrierende Regensäulen. Vor der
überdachten Punschhütte wand ein Weihnachtsmann seine nasse Mütze aus. Daneben
lag ein eingerollter großer Hund an einer Leine. Die Leine war gespannt. Am
anderen Ende stemmte sich jemand wie ein Surfer im Tornado dagegen. Es gibt
schon verrückte Bilder, dachte Katrin.
     
    05.12.
    Vom Regen in Schneeregen, dieser in Regenschnee und
Letztgenannter in Schneeschauer über. Zu Mittag ging der Schneeschauer in
Schauer über, der Schauer wenig später in Regenschauer, der Regenschauer in
gefrierenden Schneeschauer, dieser in Graupel, der Graupel in Nieselgraupel,
welcher via Graupel zu Schneeschauer zurückkehrte. Am späten Nachmittag hörte
der Niederschlag auf, und es bildete sich bei um den Gefrierpunkt schwirrenden
Temperaturen beständiger Nebel mit einer Obergrenze von ungefähr 11 500 Metern.
Darüber schien angeblich die Sonne.
    Immerhin
erhielt Max eine zweite Chance, die Frau zu treffen, die Anstalten machte, Kurt
über Weihnachten zu übernehmen. Auch wenn wenig Hoffnung bestand, dass daraus
tatsächlich etwas werden könnte, durfte Max die Chance nicht auslassen. Denn er
hatte zwar genügend Freunde zum »täglich Pferdestehlen«, aber keine zum Kurt-zweimal-täglich-ins-Freie-Schleifen.
Seine Eltern flogen, wie jedes Jahr, über die Feiertage zu den Großeltern nach
Helsinki. Die lebten dort, weil es vom Wetter her auch schon egal war. Sie
hätten Helsinki jedenfalls nie verlassen, um Weihnachten in Wien zu feiern,
nicht wegen der Eltern, nicht wegen Max und schon gar nicht wegen Kurt, den sie
nur aus Erzählungen kannten. (Eigentlich nur aus einer Erzählung: Er bewegte
sich nicht.)
    Max hatte
keine Geschwister. Max hatte niemanden, der ihm einen Gefallen schuldig gewesen
wäre (außer Kurt).
    Tierheime
schieden aus, dort würde Kurt einschlafen und nicht mehr aufwachen. (Warum
schieden Tierheime eigentlich aus?) Und per Internet hatte sich ebenfalls
keine weitere Möglichkeit aufgetan, den Hund anzubringen. Die Leute wollten
einzig wissen, warum Kurt Kurt hieß und ob das etwas mit Kurt aus dem
legendären »In den Wind gesabbert« in »Horizonte« zu tun hatte.
    Noch am
Vorabend hatte sich Max mit einer romanverdächtig ausführlichen E-Mail für den
geplatzten Termin entschuldigt. »Sie müssen wissen«, hat er der Interessentin
geschrieben, »Kurt ist

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