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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Komisch, daß ich ausgerechnet jetzt an Pinsel denken mußte. Sicher schnarchte er auf dem Rücken liegend und träumte von rosafarbenen Kalbsknochen. Träumen... Unwillkürlich riß es mir die Kiefer zum Gähnen auseinander.
    „Bist du müde, Onkel Baldi?“ fragte Jojo, noch immer ameisenmunter.
    „Hm“, brummte ich, „richtig klar bin ich mir darüber nicht.“
    Mein Gegenüber klatschte die Hände zusammen und rief: „Fein, dann machen wir jetzt ein Spiel!“
    Heiliges Kanonenröhrchen, nur das nicht. Ich habe zwar nichts gegen das Spielen, aber früh um halb fünf?? Um diese Zeit war mir das Spielen ebenso zuwider wie gebratenes Haifischschnitzel zum Frühstück. Also kniff ich mir ein paar äußerst ernste Falten ins Gesicht und beteuerte: „Geht nicht. Ich habe ein Gelübde abgelegt, daß ich nie vor 9 Uhr spiele.“
    Er sah mich ungläubig an. „Das ist doof!“ meinte er schließlich, und es war ihm ernst mit dieser Behauptung.
    „Was ist doof?“ Er antwortete mit einer Gegenfrage: „Was ist ein Gelübde?“
    „Ein Versprechen, Jojo.“ Eine Weile sinnierte er vor sich hin, blätterte in dem noch leeren Augenzeugenbuch und produzierte dabei mit Hilfe von Lippen und Zunge Geräusche, welche jenen verblüffend ähnelten, die entstanden, wenn man Weinflaschen entkorkte. Plobbb-plobbb-plobbb...
    Dieser Dreikäsehoch war das reinste Universalgenie. Nach der zwölften Flasche erkundigte er sich: „Hast du eigentlich deinen Ballermann dabei, Onkel Baldi?“
    „Sag nicht Ballermann, das könnte meine Kunigunde kränken.“ Ich holte sie heraus und ließ sie, wie schon beim letztenmal, um den Finger kreisen. „Hier ist Kunigunde. Sie versäumt keine Reise.“
    „Und nachts? Nimmst du sie mit ins Bett?"
    „Sie schläft zwischen meinen Füßen.“
    „Geschwindelt!“
    „Erraten! Meistens liegt sie auf dem Nachttischchen und wartet, daß es wieder hell wird.“
    „Was machen wir jetzt?“ Er sah mich regelrecht sprungbereit an. „Hast du dir nichts zum Lesen eingepackt?“ fragte ich.
    „Großmutter hat. Aber so richtig habe ich keine Lust zum Lesen. Wenn wenigstens noch jemand im Abteil wäre.“
    Ich tat entrüstet: „Na, hör mal, das ist doch gerade das Gute, daß wir allein sind...“
    Beim spinnebeinigen Bonifatius, das war der Augenblick, wo ich bemerkte, daß ich müde war.
    „Dann erzähl mir was, bitte. Erzähl mir, wie es war, als du den letzten Gangster gefangen hast.“
    Du liebes bißchen, wenn nur diese Müdigkeit nicht wäre!
    „lch mache dir einen Vorschlag, Jojo. Du läßt mich jetzt ein kleines Schlümmerchen machen, und anschließend erzähle ich dir die Geschichte von Eusebios Huhn.“
    „War das ein Fall?“
    Ich nickte. „Ein raffinierter. Aber einer mit Webfehler, über den ein Meisterdetektiv wie Balduin Pfiff natürlich sofort gestolpert ist.“
    „Und der Eusebios Huhn war der Täter?“
    „Ein ganz hinterhältiger... Also, einverstanden mit dem Schläfchen?“
    Jojo zog eine Schnute und maulte: „Und ich habe immer gedacht, Meisterdetektive schlafen nie.“
    „Stimmt! Sie schlafen ja auch nicht richtig. Sie tun nur so. Aber sie tun es so gut, ein richtiger Meisterdetektiv jedenfalls, daß alle glauben, er schliefe tatsächlich. Das ist eben der Trick dabei...“ Ich konnte kaum noch die Augen offenhalten. Irgend jemand mußte an meinen Augenlidern ziehen.
    „Also meinetwegen, dann tue eben so, als würdest du schlafen, Onkel Baldi.“
    „Und was tust du? Warum versuchst du nicht auch, ein Stündchen Schlaf nachzuholen?“
    „Ich bin keine Schlafmütze. Manchmal lese ich die ganze Nacht durch.“
    „Fein“, verabschiedete ich mich, „dann also bis nachher.“ Ich rutschte und räkelte mich in die bequemste Stellung} schloß die Augen und war fast augenblicklich eingeschlafen. Zuerst schlief ich nur leicht und locker, dann rund und gesund und schließlich tief und fest.
    Als alter Träumer träumte ich auch diesmal ein wüstes Durcheinander. Da übte sich zum Beispiel die bissige Frau Eulchen im Treppenhaus im Stufenhüpfen, während Fleischermeister Gurgel die Wurstdärme mit dem Inhalt einer uralten Matratze füllte und dabei glucksend lachte. Jawoll, glucksend lachte. Und genau das war es, was mich in meinem Traum mißtrauisch werden ließ, denn in Wirklichkeit lacht Fleischermeister Gurgel so, wie andere Leute husten. Wer also lachte in meinem Wurstfülltraum?
    Heiliges Kanonenröhrchen, die Realität ließ mich vor Scham erröten. Ich war wohl die

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