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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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„Was ist los, Jojo?“ fragte ich zwischen einem Stück Lachs und einem Schluck Tee — Auf dem ganzen Dampfer gab’s keine Buttermilch! — Er schüttelte ertappt den Kopf und erwiderte eine Spur zu schnell: „Nichts, nichts, Onkel Baldi!“
    Also drehte ich meinen Kopf in die interessante Richtung und sah — Herrn Kammlechner im Gespräch mit einer mir unbekannten Dame. Ich kam nicht mehr dazu, über Jojos Erstaunen Überlegungen anzustellen, denn in diesem Augenblick steuerte — armeschwingend — der kleine Zahnarzt aus Schaffhausen auf unseren Tisch zu.
    Der Harzer Käse kommt!“ zischte Philip an einer halben Tomate zwischen seinen Zähnen vorbei.
    Hallo, Herr Pfiff, bin erfreut, Sie zu treffen!“ rief der kleine Zahnarzt und ließ sich mit einem satten Plumps auf den Stuhl neben mir fallen. Er hieß Möggeli, trug eine dicke Brille und schien ständig gute Laune zu haben.
    „Guten Abend, Herr Möggeli!“ freute ich mich ebenfalls.
    Hol’s der, na, Sie wissen schon, ich bin ja richtig froh, daß ich Sie treffe.“ Er senkte, geheimnisvoll tuend, die Stimme und fuhr fort: Jch wollte Ihnen schon heute morgen ein Angebot machen, aber dann habe ich es doch glatt vergessen.“
    „Für gute Angebote bin ich immer dankbar!“ gab ich launig zurück.
    „Haben Sie und Jojo für morgen schon was vor? ‘ fragte er. „Wie meinen Sie das?“
    „Ich meine für den Aufenthalt in Piräus?“
    „Wir wollten einen kleinen Hafenstadtbummel machen.“
    „Wollen Sie nicht mit nach Athen kommen?“
    „Nach Athen?“
    „Ja, meine Schwester wohnt in Athen. Sie ist mit ihrem Wagen in Piräus und holt mich ab. Und bringt mich natürlich wieder rechtzeitig zurück.“
    „Hm, was meinst du, Jojo? Sollen wir Herrn Möggelis Angebot annehmen?“
    „Klar!!!“ rief Jojo überprompt, und dummerweise fiel mir seine rasche und kommentarlose Zustimmung erst viel, viel später wieder ein. Vielleicht lag es daran, daß mir die Freude darüber, rasch und kostenlos einen Blick auf Athen werfen zu können, die übrigen Blicke trübte. „Also, Herr Möggeli, wir nehmen Ihr großzügiges Angebot dankend an.“
    Der Montag begann mit dem gleichen wunderbaren Wetter. Komischerweise verbrachte Jojo den Vormittag lesend, schreibend und äußerst einsilbig. Wenn ich ihn fragte, ob ihm etwas fehle, schüttelte er nur stumm den Kopf. Um 15 Uhr sollte die APHRODITE in Piräus einlaufen.
    Kurz nach dem Mittagessen legte sich Jojo auf sein Bett und deckte sein Gesicht mit den Armen zu. Er habe Kopfschmerzen.
    Also holte ich die Miniapotheke aus meinem „Köfferchen für kleine Reisen“ und verabreichte ihm eine halbe Kopfschmerztablette. Dreißig Minuten später verlangte er nach der zweiten Hälfte, und ich sagte nein.
    Um 14.30 Uhr, als bereits die Vorbereitungen für das Anlegemanöver abrollten, erklärte mir Philip, daß er nicht mit nach Athen kommen wolle.
    „Dann kann ich auch nicht fahren!“ brummte ich enttäuscht.
    „Du kannst fahren. Ich bleibe im Bett und lese.“
    „O nein", wehrte ich grimmig ab. „Du bringst es fertig und gehst in Piräus spazieren, während die Athener deinen Onkel, den Meisterdetektiv, bestaunen...“
    Weil ich ein Egoist bin, ließ ich mich überreden. Er schwor seinen Eskimoeid, das Schiff nicht zu verlassen, und ich — ich fuhr mit Herrn Möggeli und dessen Schwester Adele Richtung Athen. Vorher aber sah ich den grauhaarigen Herrn Kammlechner im Hafengewirr von Piräus verschwinden, und ich sah auch Bruder und Schwester Schaller, wie sie vor einem Verkaufsstand mit Strohhüten gestenreich zu feilschen schienen.
    Daß Jojo, statt im Bett, auf dem Bauch im Oberdeck lag und meine Abreise beobachtete, konnte ich dagegen nicht sehen. Und ich schwöre, daß ich auch nicht den leisesten Verdacht von seinem abenteuerlichen Vorhaben hatte. Bei Jussuv, dem Bartzupfer, mir blieb wirklich nichts erspart...

Gefangen!

    Ab hier muß ich für einige Zeit aus der Rückblende berichten. Und zwar fußend auf dem, was ich später erfuhr aus Berichten, Geständnissen und Erzähltem. Es handelt sich dabei um Abläufe von Geschehnissen, bei denen der Zufall, ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen, so meisterlich Regie führte, daß jeder, dem man das erzählt, den Kopf schüttelt. Und doch stimmt jedes Wort, so wahr ich Balduin Pfiff heiße und hiermit den Eskimoeid schwöre!
    Daß Jojo jedem Taschendieb Konkurrenz machen konnte, hatte ich inzwischen zur Genüge erfahren müssen. Davon allerdings, daß er in

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