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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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der eigenen Tasche verschwinden zu lassen.
    Herr Kammlechner befand sich nur noch wenige Meter von seiner Kabine entfernt, als Jojo den Entschluß faßte, den Taschen der beiden Jacketts einen Besuch abzustatten. Er hatte bereits den ersten Schritt in Richtung Salon getan, als die Tür mit Vehemenz geöffnet wurde.
    „Jetzt ist alles aus!“ durchfuhr es ihn, und er rechnete sich aus, ob er, wenn er losrannte, eine Chance besaß, den zugreifenden Händen des Herrn Kammlechner zu entkommen. An das Danach verschwendete Philip keinen Gedanken.
    Während er sich mit angehaltenem Atem hinter die Tür tastete, lauschte er auf die Geräusche, die aus dem Salon kamen. Und was dann an sein Ohr drang, war zweifellos Kammlechners Stimme: „Nachforschung in Kabine ergab, daß es sich bei B. P. um einen Detektiv handelt. Ich versuche, etwas über seine Seriosität zu erfahren. Die Berufsbezeichnung ,Kunstpfeifer’ diente entweder der beabsichtigten Irreführung oder ist als Rüge auf eine neugierige Frage zu werten.“
    Jojo wagte kaum, Luft zu holen. In seinem Kopf purzelten Fragen, Ideen und Ängste wild durcheinander. Und er zuckte erschrocken zusammen, als die Tür ins Schloß fiel und sich ein Schlüssel drehte. Und das zweimal! Kein Zweifel: Er saß wie die Maus in der Falle!

Jojo traut seinen Augen nicht

    Auf Zehenspitzen schlich Jojo in den Salon. Eigentümlicherweise war die nackte Furcht, die ihn eben noch umfangen hielt, restlos verschwunden. Dafür spürte er Genugtuung. Er, Philip Matolla, hatte recht gehabt. Herr Kammlechner war ein Spitzbube. Denn nur ein Spitzbube konnte in fremden Kabinen herumkramen und dabei herausfinden, daß Balduin Pfiff kein Kunstpfeifer war, sondern ein Detektiv.
    Wie kam der Grauhaarige überhaupt auf Kunstpfeifer? Jojo, der Alptraum aller, die mit ihm zu tun hatten, besaß Weitblick. Wo konnte er sich am besten verstecken? Er mußte ja damit rechnen, daß der A-CH-Gangster jeden Augenblick wieder zurückkommen würde.
    Da Kammlechner den Schlüssel zweimal gedreht hatte, wußte Philip, daß er mit seinen Haken und Häkchen machtlos war. Und aus dem Kabinenfenster zu klettern schied aus, weil diese Route geradewegs nach unten ins Wasser führte. Am besten wäre wohl die Nische zwischen Wand und Sessellehne. Sie bot genügend Platz für einen Knirps, wie er einer war. Außerdem besaß sie den Vorteil, daß der Fluchtweg zur Tür nur runde drei Meter betrug und daß er auch das Bad im Auge behalten konnte.

    Während sich mein Freund Philip mit dem Unabänderlichen abfand und ein bißchen in Herrn Kammlechners Sachen zu kramen begann, verließ letzterer das Schiff und suchte das Hafenpostamt auf.
    Zur gleichen Minute, in der er seine angemeldete Telefonverbindung nach Deutschland bekam, gab es unter mir einen Knall, und das alte, museumsreife Auto der Zahnarztschwester tat etwas, das ein Eisenbahnwaggon nie tut: Es schlingerte, schaukelte, schwankte und drehte sich halb um die eigene Achse. Der hintere rechte Reifen hatte das Leben satt und war geplatzt.
    Die Reise nach Athen konnte als beendet angesehen werden, denn Lucie Papadoupoulos, geborene Möggeli, besaß zwar einen ungebrochenen Humor, jedoch keinen Ersatzreifen. Was also blieb Herrn Möggeli und mir übrig: Wir nahmen wieder Abschied vom lieben Schwesterchen und marschierten auf die andere Straßenseite, dorthin, wo der Gegenverkehr Richtung Piräus flutete. Und der flutete so dicht, daß keiner Lust verspürte, die Flut ins Stocken zu bringen.
    Nach einer halben Stunde warteten wir noch immer. Aber woher sollten diese lieben (bösen, hinterhältigen, kaltherzigen, ungefälligen, faulen, bequemen) Leute an ihren Lenkern auch wissen, daß da am Straßenrand ein berühmter Detektiv stand und nicht nur jämmerlich schwitzte, sondern dazu einen noch jämmerlicheren Durst sein eigen nannte.
    In meiner jetzigen Verfassung wäre ich glatt imstande gewesen, den kleinen Zahnarzt aus Schaffhausen gegen ein großes Glas Buttermilch einzutauschen. Buttermilch... eisgekühlt... eine Fata Morgana...

    Auch Herr Kammlechner schwitzte, als er fünf Minuten vor mir wieder an Bord der APHRODITE zurückkehrte. Und ebenso wie ich war auch er nur von einem Gedanken beseelt, so schnell wie möglich unter die kühle Dusche zu kommen...
    Jojo hörte das feine Klirren rechtzeitig. Als Herr Kammlechner den Schlüssel ins Schloß stieß, saß sein „gefangener Besucher“ bereits zusammengekringelt zwischen Wand und Sessel. Und er schöpfte Hoffnung,

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