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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Aber jetzt werde ich dir ein Geheimnis verraten, Philip. Du hattest recht mit deiner Beobachtung! Ich habe mich wirklich vor Frau Schaller versteckt. Ich bin nämlich allergisch gegen die Art, mit der sie über andere herfällt... mit Worten, meine ich. Und wehe dem, der ihr einmal zuhört, der ist seiner Ohren nicht mehr sicher. .
    „Na gut“, erwiderte Jojo, „dann haben Sie mich eben nicht verfolgt. Ist egal. Ich bin gleich wieder da, muß nur was nachgucken!“
    Angesichts des Grauhaarigen unterließ ich es, aufzuspringen und zur Tür zu hechten. Ich wäre ohnehin zu spät gekommen. Hoffentlich blieb mein Herz nicht plötzlich angesichts der fortwährenden Aufregung stehen. Was hatte er vor? Denn daß er was vorhatte, war so deutlich in Philips Gesicht zu lesen gewesen wie Wasser auf schwarzem Asphalt.
    Ich wandte mich wieder Herrn Kammlechner zu, klärte den Irrtum mit dem Sohn auf und erfuhr von ihm, daß er für eine Versicherung arbeitete. Auf meinen Beruf angesprochen, erwiderte ich, daß ich Kunstpfeifer sei. Als er sich nach zwanzig Minuten verabschiedete, tauchte auch Jojo wieder auf. Triumph und Zufriedenheit in den Augen, die Hände in den Taschen...
    Lieber Gott, betete ich, laß ihn nicht schon wieder etwas angestellt haben.

Die Dinge spitzen sich zu

    Ich faßte meinen Freund, den Dreikäsehoch, behutsam an den Schultern und zog ihn ganz dicht an mich heran. Im todernstesten Tonfall sagte ich leise:
    „Ich habe soeben mit dem Kapitän telefoniert, und er ist einverstanden! Du erhältst ab sofort eine eigene Wohnung! Und zwar im Stauraum, wo das große Gepäck untergebracht ist. Ganz für dich allein kannst du dort im Käfig wohnen, wo sonst Affen, Hunde, Rebhühner und siamesische Zebras untergebracht und vom Ausreißen abgehalten werden. Und dreimal am Tag werde ich kommen und dir Speise und Trank durch die Gitter reichen.“
    Jojo verzog sein Spitzbubengesicht zu einem fröhlichen Grinsen und begann zu kichern. Und er kicherte so ansteckend, daß mir nichts weiter übrigblieb als ebenfalls zu lachen.
    „Wo warst du schon wieder?“
    „Ich war Detektiv, Onkel Baldi. Ich habe was ausgekundschaftet!“ Da war es wieder, das triumphierende Glänzen in seinen Augen.
    „Du hast dabei niemanden beleidigt, bekleckert, beschädigt oder sonstwie in Unordnung gebracht?“ erkundigte ich mich mißtrauisch.
    Er schüttelte den Kopf, und mit verächtlich herabgesenkten Mundwinkeln sagte er: „Ich habe ausgekundschaftet, in welcher Kabine der Mann wohnt, mit dem du dicke Zigarren rauchst.“
    „Du meinst den liebenswürdigen Herrn Kammlechner?“ tat ich harmlos und überrascht.
    „Er ist ein Schwindler!“ protestierte Jojo entrüstet. „Erstens hat er mich wirklich verfolgt, und zweitens heißt er gar nicht Kammlechner.“
    „Wie heißt er dann, wenn er nicht Kammlechner heißt? ‘ erkundigte ich mich.
    „Das weiß ich nicht“, gab Jojo schulterzuckend zu. „Trotzdem heißt er nicht so!“
    Ich legte ihm den Zeigefinger auf die Nase. „Ein guter Detektiv, mein Sohn, vermeidet Unterstellungen, die nicht bewiesen sind. Er stellt höchstens private Vermutungen an.“
    Jojo nickte. „Also vermute ich eben privat, daß er anders heißt.“ Blitzschnell fuhr seine Rechte in die ausgebeulte Hosentasche.
    Was er mir unter die Nase hielt, war unzweifelhaft ein leder-verkleidetes Feuerzeug. Es trug die Initalien A. CH. Ein schrecklicher Verdacht stieß mir auf wie übersüßer Streuselkuchen. „Wo hast du das her?“ Dabei, beim spinnebeinigen Bonifatius, wußte ich die Antwort längst. Ganz deutlich sah ich es vor mir, wie sich Philip vorhin an Herrn Kammlechner vorbeigedrängelt hatte.

    „Ich habe es gefunden, Onkel Baldi.“
    „In Herrn Kammlechners Tasche. Ich glaube, Jojo, daß ich einige ernste Worte mit deinem Vater sprechen muß.“
    „Er kriegt’s ja wieder. Ich wollte dir ja nur beweisen, daß er ,Ch’ und nicht ,K’ heißt!“
    „Das kann ein Zufall sein. Vielleicht gehört das Feuerzeug seiner Schwester oder einem Freund“, gab ich zu bedenken. Und Philip energisch: „Oder er hat es gestohlen.“
    Ich streckte ihm die Hand entgegen. „Es wird wohl besser sein, wenn ich es ihm zurückgebe!“
    Ich beschloß ein weiteres Mal, Philip Matolla nicht mehr aus den Augen zu lassen!

    Da ich inzwischen gelernt hatte, in Jojos Gesicht zu lesen, wußte ich sofort, daß sich hinter meinem Rücken etwas anbahnte.
    Wir saßen gerade beim Abendessen, als Jojo plötzlich Stielaugen bekam.

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