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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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wir was Ordentliches essen...“

…seltsamses Abenteuer Nr. 3

Die parfümierte Kuh

    Als ich an diesem Morgen die Augen aufschlug, fühlte ich mich so richtig behaglich und zufrieden.
    O nein, es gab keinen besonderen Grund dafür. Es war eben nur da, dieses Gefühl.
    Ich wußte nicht mal mehr, ob und was ich geträumt hatte. Pinsel lag wie üblich um diese morgendliche Stunde zusammengerollt auf meinem Bauch, ließ sich auf- und abschaukeln und träumte sicher von seiner neuen Freundin, einer O-beinigen Dackeldame aus der Langgasse, die auf den Namen Cilly hörte.
    Ich schielte zum Wecker: 8.10 Uhr. Eine hübsche Zeit zum Aufstehen, dachte ich, und Pinsel schien meine innere Stimme gehört zu haben.
    Er drehte mir den Kopf zu und öffnete zuerst das linke und dann das rechte Auge.
    „Guten Morgen, du alter, verschlafener Mop!“ sagte ich und fuhr ihm kraulend über den struppigen Kopf. Pinsel nahm das zum Anlaß, kiefernknacksend zu gähnen und sich zu strecken.
    Zwanzig Minuten später gaben wir zwei uns bereits der schönsten aller Mahlzeiten hin: dem Frühstück.
    Ich hatte gerade zum Start auf das dritte weiche Ei angesetzt, als es an der Tür klingelte, und wie!
    Rrrrrrrrrrrrrrr...
    Na, sollte ich mir den schönen Tagesanfang verderben lassen? Nein und nochmals nein!
    Was also würde ich tun? Ich würde jetzt aufstehen, zur Tür...
    Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...
    ... zur Tür gehen und dem Klingler sagen...
    Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...
    ... sagen: Bitte, treten Sie ein und frühstücken Sie mit mir.
    Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...
    Heiliges Kanonenröhrchen, so eine Unverschämtheit. Nicht nur, daß es schon das vierte Mal klingelte, jedes Klingeln wurde von Mal zu Mal länger...
    Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...
    ... fünfmal, und dann die Stärke. Von wegen Frühstück. Pinsel saß schon knurrend vor der Tür, als ich fäusteschwingend...
    Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...
    Kinn vor, Tür auf und...
    Ein gedrungener, kräftiger Mann stand vor mir. Kräftig war so ungefähr alles an ihm. Angefangen von dem Schlapphut aus dickem, dunkelgrün-verschossenem Filz, der gleichfarbenen Joppe, den Schaftstiefeln, den buschigen Augenbrauen und dem mächtigen Schnauzbart, auf dem sicher rechts und links der klobigen Nase je zwei ausgewachsene Kohlmeisen Platz gefunden hätten.
    „Na, dachte ich, sei keiner zu Hause!“ schnauzte er mich in wackligem Deutsch an.
    „Warum klingeln Sie dann siebenundzwanzigmal, he?“
    „No, hab’ ich höchstens fünfmal, sechsmal geklingelt.“
    „Ja, bis jetzt, aber nur, weil ich so schnell zur Tür gerannt bin.“

    Der Klingler runzelte die Stirn und musterte mich zweimal von oben nach unten und wieder zurück. Irgend etwas schien ihm an mir zu mißfallen.
    „No, werd’ ich mich versehen haben. Oder was mir plötzlich für Idee kommt: Sind Sie Untermieter von Pfiff Balduin?“
    „Hm... Sehe ich aus wie ein Untermieter?“
    „No, was soll ich sagen? Ich sage nur, Sie sehen nicht aus wie Pfiff Balduin, nicht wie Detektiv, hahahahahaha.“
    „Was Sie nicht sagen.“
    „Kenne ich so kleines Mann wie Sie auch, aber ist Geschäftsführer in Milchsammelstelle.“
    „Ich sammle auch Milch!“ behauptete ich und deutete auf meinen Bauch. „Buttermilch — hier!“
    O nein, er lachte nicht. Er grinste nicht einmal bescheiden, der dunkelgrün Bejoppte. Er sah mich an wie einen, der den Salzheringen die Schwanzflossen rot anmalt und behauptet, es handle sich um Rotschwänzchen... War es nicht trotz allem ein wunderschöner Morgen? Es war einer, ei der Daus und Däuschen!
    Also befreite ich meinen Besucher aus seiner Ratlosigkeit, machte eine einladende Handbewegung und forderte ihn auf: „Bitte, treten Sie ein, der Detektiv wird sich freuen. Er sitzt gerade beim Frühstück.“
    Seine Miene heiterte sich auf, und mit wuchtigen Schritten stampfte er an mir und Pinsel vorbei zur offenen Tür meiner guten Stube.
    „Nehmen Sie Platz!“ Er ließ sich auf mein Sofa nieder, legte seinen Filzhut zwischen die Füße und versuchte, seine widerspenstigen Haare glattzustreichen.
    Ich lächelte ihn an und setzte mich ebenfalls. Das war für ihn das Signal, wieder hochzufahren.
    „Jessesmariaundjosef, was für eine Peinlichkeit ist das! Sie sind selbst Pfiff Balduin, Detektiv, selbst und persönlich??!!“
    Ich nickte fröhlich, und er ließ sich mit einem Dreimeterseufzer wieder auf mein Sofa plumpsen.
    „Ist eine böse Zeit für Bántrolyi Josef. Immer nur

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