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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Fliegen!“
    „liiiiiiiiiii“, machte sie mit heruntergezogenen Mundwinkeln und sah mich dabei ungläubig an. „Ist das ein Witz?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Tote Fliegen? Richtige, echte tote Fliegen?“
    „So ist es. Der bisherige Gipfel war das Verunreinigen des Sauerkrauts mit 2436 toten Fliegen.“
    Ihr klappte die Kinnlade auf. Zum Schlucken mußte sie sie jedoch wieder zumachen. „Er hat die Fliegen gezählt?“
    „Die Fliegen selbst nicht, nur die Beine...“
    Sie schüttelte sich. Die „Beine“ schien sie überhört zu haben. „Fliegen im Sauerkraut... Wenn das mein Mann wüßte. Den würde glatt der Schlag treffen.“
    „Es ist mir eine Freude, gnä’ Frau, Ihnen mitteilen zu können, daß Ihr Mann den Schlag überlebt hat. Ich komme gerade von ihm.“
    Frau Pröbel starrte mich an, als wollte sie Löcher in meine teuren Backen gucken. Und dann erhob sie sich. Langsam und drohend. „Sie waren... waren bei meinem Mann? Sie kommen zu mir... und das alles, weil jemand meinem Bruder tote Fliegen schickt oder bringt? Warum ausgerechnet zu uns?“
    „Weil Sie, gnä’ Frau, Ihr Sohn Vinzenz und Ihr Mann Otto die einzigen sind, die über die Fliegenallergie von Emilio Mausgrau Bescheid wissen.“
    „Meinen Sohn lassen Sie gefälligst aus dem Spiel. Der ist seit Wochen in Italien. Überhaupt, Sie wollen damit behaupten, damit sagen, daß wiiir Emilio die Fliegen schicken?“
    „So ist es!“ erwiderte ich strahlend und rief mir selbst ein „Achtung, Baldi, aufgepaßt!“ zu.
    „Mein Bruder ist ein Dummkopf, Herr Detektiv!“ zischte sie, und aus ihren Augen zuckten richtige Blitze. „Er ist ein Mann ohne Verstand und Geschäftssinn. Schon meine Mutter hat gesagt, daß man ihn gleich nach der Geburt vertauscht haben muß... Er ist gar nicht mein richtiger Bruder. Es ist irgend so ein kleines Honigkuchenpferd aus einem unbedeutenden Stall. Er sollte eher Petersilie züchten oder Briketts abstauben. Meinetwegen kann man ihm tote Fliegen schicken, so viele und so lange man will. Und jetzt darf ich Sie bitten, zu verschwinden! Sie und Ihr Stammbäumchen!“ Und da hatte das Weiblein auch schon die ausgewachsene Heftmaschine in der Hand.
    „Komm, Pinsel, gehen wir. Hier riecht’s nach Bösartigkeit!“ So wahr Blasius der Fromme nur ein Nasenloch hatte, so wahr verfehlte mich die Heftmaschine nur um Seidenfadenbreite...

    Von der nächsten Telefonzelle aus rief ich Emilio Mausgrau, das Honigkuchenpferd, an. Ich roch die Wiener Würstchen förmlich durch den Draht.
    „Also, Herr Mausgrau, wenn mich Ihre liebenswürdige Schwester nicht belogen hat, dann fällt der Neffe weg, weil der seit Wochen in Italien weilt. Ob Schwester und Schwager gemeinsame Sache machen, kann ich noch nicht beantworten. Aber eines weiß ich mit Sicherheit: Ihr Schwager Otto hat die Hände fest mit im Spiel!“
    „Können Sie das beweisen?“ schnaufte Herr Mausgrau höchst erregt durch den Draht.
    „Ja, er hat sich selbst verplappert. Angeblich wußte er von den Fliegen nichts, aber auch gar nichts. Trotzdem meinte er, daß er als Täter den Schlüssel benutzt und nicht die Tür aufgebrochen hätte. Soll ich nun Ihre Schwester auch noch ein bißchen durch den Wolf drehen?“
    „Nein, nein...“ Es klang leise und winzig. „Schicken Sie mir Ihre Rechnung. Den Rest besorge ich allein.“
    Emilio Mausgraus Stimme hatte einen Unterton, der mich stutzig machte. Sie klang so nach „Bratpfanne auf Seitenscheitel“ und „Gabel in Bauch“. „Ich hoffe“, gab ich warnend zu bedenken, „Sie lassen sich zu keinen Unbedachtheiten hinreißen, Herr Mausgrau!“
    Da stand er nun, inmitten von Pommes-frites- und Bratwurstdunst und flüsterte mir bebend vor Rachsucht ins Ohr: „Auge um Auge, Zahn um Zahn. Auch Otto hat eine Schwachstelle, Herr Pfiff. Er fürchtet sich vor Bananenschalen, seitdem er vor zehn Jahren... Ja, ich komme sofort!... vor zehn Jahren auf einer Bananenschale ausgerutscht ist und sich dabei beide Arme, die Nase und das linke Ohr gebrochen hat... Wenn er jetzt eine Bananenschale sieht, kehrt er sofort um und macht einen riesigen Umweg. Ich werde dafür sorgen, daß er wochenlang nur noch Bananenschalen sieht...“
    Armer Otto, dachte ich, aber ich fragte mich auch, was Emilio Mausgrau wohl mit all dem Inhalt der Schalen machte... Und plötzlich tat mir keiner mehr leid. Heiliges Kanonenröhrchen, was war dagegen Pinsel für ein lieber Hund.
    „Komm, Stammbäumler, erholen wir uns von der Menschheit, gehen

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