Glatze mit Sommersprossen
da hustet, kommt es in ganzen Akkorden von den Wänden zurück. Und wenn man huhu schreit, erklingt eine ganze Symphonie. Pfeift man jedoch durch die Finger, erhitzen sich gewisse Steine, und es wird richtig mollig warm in der Höhle. Aber das ist natürlich alles nichts gegen das Gold, das ich entdeckt habe.“
„Sie haben Gold entdeckt?“
Beim spinnebeinigen Bonifatius, er war zusammengezuckt, als habe ihn der Blitz getroffen. Die Gier und die Habsucht machten aus seinen Augen die reinsten Halogenscheinwerfer.
„Ich habe eine goldene Ader entdeckt. Viele Millionen stek-ken in der Höhle.“
„Was Sie nicht sagen.“ Zum erstenmal in meinem Leben sah ich einen Dinosaurier schwitzen.
„Ich brauche jetzt nur noch einen Partner, der sich finanziell mit an der Bergung des Goldschatzes beteiligt. Dann gibt es nicht einen, dann gibt es zwei Millionäre.“
„Sie glauben wirklich, daß die Ader soviel hergibt?“
„Pro Kopf mindestens zehn bis fünfzehn Millionen.“
Er schluckte, schluckte... er wollte etwas sagen, aber sein Hals war zu trocken, er mußte sich räuspern. In diesem Augenblick kam Frau Kirsch-Sauer wieder zurück.
„Nach langem Suchen habe ich noch eine gefunden!"
Sie reichte mir die Zigarre wie einen Staffelstab.
„Haben Sie sich inzwischen gut mit Alfons unterhalten?“
„Er... Er hat eine G-G-Goldader entdeckt, Lenimaus. In einer Höhle.“
Sauerkirsche streifte mich mit einem flüchtigen, mißtrauischen Blick.
„Eine Goldader? Wie schön für Baldi.“
„Dreißig Millionen liegen in der Höhle. Wir könnten uns beteiligen, Lenimaus. Stell dir vor, fünfzehn Millionen würden wir bei der Sache verdienen.“
„Ich bin nicht interessiert!“ sagte .Lenimaus’, und der Dinosaurier sauste mit Überschallgeschwindigkeit aus dem Millionärshimmel auf die traurige Erde zurück.
„Ich meinte ja nur", lächelte er gequält. Und noch gequälter: „Reden wir also nicht mehr vom Geld.“
„Gute Idee!“ nickte Sauerkirsche, und ich brannte mir die Zigarre an. Nachdem ich die ersten Rauchkringel zur Decke geschickt hatte, begann ich an der Zündschnur zu basteln: „Helenchen erzählte mir, daß Sie auch in Hannover gelebt haben?“
„Ja, kurze Zeit!“
„Eine schöne Stadt. Wußten Sie eigentlich, daß die Leine im Mai ein ganz besonderes Wasser führt?“
„Keine Ahnung.“
„Wenn man sich im Mai zwei Minuten lang in die Leine stellt, hat man mindestens drei Monate lang niemals kalte Füße.“
„Aha“, sagte der Dinosaurier, während sich Sauerkirsche mit ihrem Mocca beschäftigte.
„Aber das können Sie ja nicht wissen, Sie haben ja kaum was von Hannover gesehen, was? Jammerschade!“
Alfons Zugger starrte mich ausdruckslos an.
Frau Kirsch-Sauer dagegen fragte naiv und nichts Böses ahnend: „Warum sollte Alfons kaum was von Hannover gesehen haben?“
„Weil sein angeblich kurzer Aufenthalt dort lediglich im Gefängnis stattfand. Er saß eine Strafe wegen Heiratsschwindels ab. Das war vor fünf Jahren. Inzwischen wird er in zwei Fällen von den Staatsanwaltschaften in Braunschweig und Uelzen gesucht.“
Es gab eine Menge Gepolter, als der Dinosaurier in seinem Sessel explodierte und hochschoß.
Nacheinander fielen drei Türen im Donnerhall zu. Nach der dritten Tür ließ ich einen besonders schönen Kringel hochsteigen. Ein richtiger Meisterdetektivkringel.
Helenchen verharrte nach wie vor blaß und erstarrt in ihrem Sessel und wärmte die erkaltete Moccatasse. Sie kam sich scheinbar noch gar nicht ais „Gerettete“ vor.
„Machen Sie sich keine Sorgen, gnä’ Frau, draußen wartet Inspektor Schulz mit Fangnetz. Wir haben vorausgesehen, daß er Rakete spielt...“
„Sie... Sie haben Erkundigungen über ihn eingezogen?“ Ich nickte. „Es war kinderleicht. Er stand in allen Fahndungsblättern. Übrigens, er stammt aus Olm an der Murr und ist bereits viermal vorbestraft. Ich überlege noch, ob es Mut oder Dummheit war, daß er wagte, wieder deutschen Boden zu betreten. Daß er ein Lügner ist, hätten Sie eigentlich schon in Gran Canaria feststeilen müssen.“
Helenchen kämpfte mit den Tränen. „Aber wie denn?“ schluchzte sie.
„Hat er Ihnen nicht eine Villa zur Miete angeboten?“
„Ja...“
„Wie konnte er das, da er Sie doch angeblich bis zum Abreisetag für eine arme Sekretärin hielt? Danken Sie Luise Bernbach, daß sie Sie zum besten aller Pfiffs geschickt hat!“
Ich erhob mich und zog auch sie aus dem Sessel.
„Kommen Sie, sehen
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