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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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sich dumm anhören, in Wirklichkeit aber kratertiefe Fallgruben sind. Ich werde ihn treten, boxen, kneifen, auf die Zehen springen, auf den Scheitel hauen, das Ohr verdrehen und in die Backen zwicken...“
    „Aber das sind ja Tätlichkeiten...“stöhnte mein kantiger Besuch entsetzt mit ängstlich aufgerissenen Augen.
    ..Die sogenannten Tätlichkeiten geschehen natürlich nur bildlich. So mit Worten und Blicken... Sie dürfen nur zu keiner Sekunde vergessen, daß ich der Baldi bin und Sie das He-lenchen!“
    „Und w-w-w-was s-s-s-soll ich sagen, wenn er wissen will, was Sie beruflich tun?“
    „Dann sagen Sie ihm, ich sei Höhlenforscher. .
    Sie saß vor mir wie ein Häufchen Unglück, und ich hatte das dringende Bedürfnis, sie zu trösten.
    „Hören Sie, Teuerste, Ihnen kann doch nur die Wahrheit helfen. Erst wenn Sie wissen, daß Ihr Alfons lauter und ehrlich ist, können Sie Ihren Geschwistern gegenüber entsprechend auftreten.“
    Sie nickte. Zuerst zaghaft, dann hoffnungsvoll und zum Schluß richtiggehend trotzig...
    „Eins und zwei und zwei und drei und achtzig, macht zusammen achtundachtzig“, sang ich, während ich vor dem offenen Kleiderschrank stand und überlegte, was ich anziehen sollte. Dann griff ich mir den Blaukarierten. Der paßte genau zu einem geschenkten Sonntagsbraten. Schon deshalb, weil die Hose eine Spur weiter war, als sie eigentlich zu sein brauchte. Ich konnte so mit allen Zähnen drauflosfuttern, ohne daß sie mich hinterher zwickte.
    Und während ich mich schönmachte, fiel mir wieder der Zettel ein, den mir Frau Kirsch-Sauer in den Briefkasten geworfen hatte: „Eine goldene Armbanduhr, zwei goldene Ringe, eine brillantenbesetzte Krawattennadel, drei Anzüge, acht Paar Schuhe, einen Pelzmantel, eine komplette Schi- sowie eine noch komplettere Videoausrüstung", stand da zu lesen. Ganz schön für einen Zukünftigen, der bisher Strandfotograf war, was?
    Und schon rief ich mich wieder zur Ordnung. Ich wollte und ich durfte nicht voreilig sein. Was die anderen Informationen anbetraf... nun ja, vielleicht handelte es sich nur um eine zufällige Namensgleichheit, was?
    „Pinsel“, sprach ich zu Pinsel, „leg dich in deine Ofenecke und sei ein braver Hund. In spätestens bis bald bin ich wieder zurück. Dann machen wir zwei einen ausgedehnten Verdauungsspaziergang!“
    In Erwartung gemischter Ereignisse brach ich auf zu meinem historischen Besuch bei Frau Helene Kirsch-Sauer, jener Kleinen, eckigen, grauhaarigen und kurzsichtigen Dame, die so gern heiraten möchte...

    Es handelte sich um ein vornehmes Haus, vor dem mich der Taxifahrer absetzte. Großer Garten, große Bäume, und um alles darum ein schmiedeeisernes Wunderwerk von Zaun.
    Mit gemächlichem Links-zwo-drei-vier schlenderte ich Richtung Villa, unter deren Eingangstür in diesem Augenblick meine Gastgeberin auftauchte.
    Frisch frisiert, in einem blau-weißen Wollkleid, stand sie da, breitete die Arme aus und rief, eine Spur zu enthusiastisch und zu schrill: „Oh, Baldi, ich freue mich riesig, Sie nach so langer Zeit gesund und munter wiederzusehen.“
    „Helenchen, Helenchen“, zwitscherte ich ebenso lautstark zurück. „Sie haben sich ja seit unserem letzten Treffen überhaupt nicht verändert.“
    Und da stand auch plötzlich der Heiratskandidat in der Tür. Teuer und elegant gekleidet, etwa zwanzig Jahre jünger wie das Helenchen und ungeheuer vornehm tuend.
    Nein, der Wahrheit die Ehre, direkt unsympathisch war er nicht. Nur seine Gestalt, seine Figur kamen mir ein wenig verschroben vor. In seiner leicht vorgebeugten Haltung erinnerte er mich irgendwie an einen Dinosaurier. Er streckte mir eine leblose Hand entgegen, in der sich nicht ein einziger Muskel rührte. Ich quetschte sie ihm, daß ihn der Schmerz die Mundwinkel nach oben schießen ließ. Er revanchierte sich mit einer weit ausholenden Verbeugung. Bei Jussuv, dem Bartzupfer, noch ein Stück weiter und der Dinosaurier hätte das Übergewicht verloren!
    Da ich mit leerem Magen weder gern diskutierte noch knifflige Fälle löste, sagte ich mit hungriger Stimme:
    „Liebes Helenchen, Sie haben mir am Telefon ein Festmahl versprochen. Bevor ich über meine letzte Höhle spreche, muß ich unbedingt essen!“

    Es gab nach der Suppe einen köstlichen Hammelbraten mit zwölf verschiedenen Beilagen und als Dessert einen brennenden Schokoladenpudding. Mit dem Mocca in der Hand gingen wir dann ins Kaminzimmer.
    Während ich meinen satten Körper in einen

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