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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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watteweichen Sessel versenkte, nahmen Frau Kirsch-Sauer und Herr Zug-ger, der Dinosaurier, mir gegenüber auf der Couch Platz. Und so aus heiterem Himmel, du lieber Himmel, legte Alfons seinen Dinosaurierarm um Helenchen und dröhnte:
    „Alles, was recht ist, meine Sauerkirsche ist doch die beste Köchin weit und breit. Habe ich recht, Herr Pfiff?“
    Ich nickte Beifall.
    Sie hat wunderbare Würzhände, wenn Sie wissen, was ich damit meine!“
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich erklärte: „Kochen kann jeder, würzen nur jeder sechsunddreißigste!“
    „Interessant.. murmelte er.
    Ich zog meine Mundharmonika aus der Tasche und erklärte: Zum Dank für das Festmahl werde ich mich mit einer neuen Komposition erkenntlich zeigen. Eine Melodie, die ich in meiner letzten Höhle komponiert habe.“
    Helene, genannt Sauerkirsche, blinzelte mich mit ihren kurzsichtigen Augen überrascht an, während sich der Dinosaurier zwei Finger zwischen Hals und Hemdkragen zwängte. Daß er dabei gelangweilt tat, ärgerte mich natürlich mächtig.
    Ich spielte aus Rache nur fünf Minuten lang die Tonleiter auf und ab, nur unterbrochen von einigen Dissonanzen, die so schrecklich klangen, daß sich selbst schwerhörige Eichhörnchen aus Verzweiflung von der Eiche gestürzt hätten.
    Der Dinosaurier klatschte, als ich meine Mundharmonika wieder in der Tasche verschwinden ließ.
    Jetzt, und ich tat’s genüßlich, gab ich Helenchen das verabredete Zeichen: „Helenchen, Sie hatten das letzte Mal so tolle Zigarren im Angebot. Existiert da vielleicht noch ein kleiner Rest von einem Stück?“
    Sie nickte, erhob sich und erwiderte:
    „Ich hoffe, daß ich das Kästchen finde.“
    Sekunden später war sie draußen. Ich aber räkelte mich und ging, freundlich grinsend, zum Angriff über:
    „Helene hat mir erzählt, daß Sie Strandfotograf auf Gran Canaria waren.“
    „Ja, stimmt!“
    „Nicht gerade ein abwechslungsreicher Beruf, was?“
    „Aber hören Sie mal“, protestierte er laut, „was wollen Sie mehr. Immer neue Gesichter, ist das nicht abwechslungsreich?“
    „Haben Sie Helene in Ihrer beruflichen Eigenschaft als Strandfotograf kennengelernt?“
    „Es war Liebe auf den ersten Blick!“ nickte er, und er strahlte mich dabei siegessicher an. Ich strahlte ebenso zurück.
    „Gleich am ersten Tag habe ich ihr empfohlen, aus dem lauten Hotel auszuziehen. Aber ihre Freundin wollte nicht.“
    „Wollten Sie sie in einem Zelt unterbringen?“
    „Aber nein, ich hatte ihr eine Villa zum Mieten angeboten. Wunderbar gelegen. Sie hätte sich das ja leisten können und sie wäre gleich in einer angemessenen Umgebung gewesen. Hoch über dem Meer mit einer unvergleichlichen Aussicht.“ Er winkte verächtlich ab. „Diese Freundin aber wollte auf keinen Fall... Kennen Sie sie?“
    „Wen?“
    „Die Freundin?“
    „Wenn Sie mir den Namen sagen, vielleicht.“
    „Sie heißt Mathilde. Mathilde Tuttlinger.“
    „Nö, kenne ich nicht. Was ist das für eine?“
    Der Dinosaurier senkte die Stimme: „Ein Besen, ein bösartiger Besen! Sie hat von Anfang an etwas gegen mich gehabt!“
    „Das kann ich verstehen“, tat ich unschuldig.
    Seine wäßrigen Augen versuchten, gefährlich dreinzublicken.
    „Wieso können Sie das verstehen?“
    „Ich kann verstehen, ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen, daß es ihr nicht angenehm war, zusehen zu müssen, wie die liebe Freundin auszieht und sie allein zurückbleiben muß im lauten Hotel, was?“
    „Aber ich hätte sie doch mitgenommen. Obwohl...“ er hob gequält seine Augenbrauen und ließ sie wieder fallen, „... mir ihr Anblick auf die Dauer die Laune verdorben hätte.“
    „Na ja, Sie sind ja auch nicht gerade ein Schönheitskönig, was?“
    Er machte sich lang in seinem Sessel. „Bitte, wie soll ich das verstehen, Herr Pfiff?“
    „Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, daß Sie keiner der Schönsten sind.“
    „Sie vielleicht?“ zischte er böse.
    „Ich bin wenigstens schön dick!“
    Alfons, der Dinosaurier, zog einen Schmollmund und schien mich nicht mehr sehen zu wollen. Mit eiserner Konsequenz sah er an mir vorbei. Ungerührt fuhr ich fort, ja, ich flunkerte so sehr, daß sogar die alte Kuckucksuhr aus Entrüstung schneller ging:
    „Ich komme gerade aus einer musikalischen Höhle. Drei Wochen habe ich dort geforscht. Viertausend Meter unter dem Strich. Waren Sie schon mal in einer musikalischen Höhle?“
    Er schüttelte nur stumm den Kopf. Stumm und uninteressiert tuend.
    „Wenn man

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