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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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theatralisch einen Blick auf Glas und Kitt.
    „Nö, das ist so alt und trocken wie ein Kommißbrot aus dem letzten Krieg.“
    „Aber Herr Pfiff..
    „Wenn aber die Scheiben nie kaputt waren, gab es auch nie einen Einbrecher. Das ist klar wie Kloßbrühe. Oder haben Sie schon mal jemanden gesehen, der durch ein geschlossenes Fenster steigt?“
    „Aber die G-G-Gitterstäbe...“ stotterte Herr Huhn weiß wie Firnschnee.
    „Sie wollten einen kleinen Versicherungsschwindel inszenieren. Ihr Pech, daß Sie sich dazu ausgerechnet einen Meisterdetektiv als Augenzeugen eingeladen haben. Ich werde Ihnen sagen, wie Sie vorgegangen sind: Zuerst mußten natürlich die kostbarsten Stücke verschwinden. Ich nehme an, Sie haben sie irgendwo eingelagert. Dann verstreuten Sie die Verpackung, öffneten das Fenster, sägten die Gitterstäbe ab, setzten das Auto über das Gitter und machten sich auf den Weg zu mir... Na ja, den Rest wissen wir ja ebenfalls beide.“
    Herr Huhn schlug die Hände vors Gesicht. „Die Geschäfte gehen so miserabel, daß mir kein anderer Ausweg mehr ein-fiel“, murmelte er, und auf seiner Glatze spiegelte sich das Neonlicht. „Was nun, Herr Pfiff? Natürlich werden Sie mich an-zeigen.“
    Ich dachte an die Litfaßsäule, die Kraft ihrer Stimme und die Drohungen, die in allen ihren Worten mitschwangen.
    „Ich werde über diese Frage nachdenken, Herr Huhn. Komm, Pinsel... Ein bißchen saubere Nachtluft wird uns guttun...“
    (Geständnis: Ich denke noch immer darüber nach, ob ich das Hühnchen anzeigen soll oder nicht.)

…seltsames Abenteur Nr. 8

Das Haus der Sonderlinge

    Sie war ausgesprochen hübsch, die elegante junge Dame vor meiner Tür. Sogar Pinsel, der alte Schmeichler, schien dieser Meinung. Hemmungslos tippelte er auf sie zu und machte Männchen, während sein Stummelschwanz wie ein wildgewordener Perpentikel hin und her sauste.
    „Er riecht sicher Franz-Josef, meinen Bullterrier!“ meinte die dunkelhaarige Schönheit mit glockenheller Stimme.
    Ich räusperte mich und widersprach: „Ich glaube nicht, daß es an Ihrem Franz-Josef liegt. Seine Referenz gilt ausschließlich Ihnen. Pinsel ist ganz verrückt nach hübschen Mädchen.“ Sie lächelte mir zu, während sanftes Rot ihre Wangen färbte. Und jetzt kam sie zur wichtigsten Frage:
    „Sind Sie Herr Pfiff, der Detektiv?“
    „Na, und ob ich der bin... oder hegen Sie Zweifel?“
    „Aber nein“, winkte sie richtig erschrocken ab. „Ich wollte nur ganz sichergehen.“
    Pinsel stieß ein maulendes „Wauuuu!“ aus und schickte mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Heiliges Kanonenröhrchen, man mußte ja wohl noch mal fragen dürfen...
    Ich schleuderte einladend eine Hand durch die Luft und bat sie einzutreten. Und ich lobte insgeheim meinen genialen Einfall, heute in mein vornehmes und schickes Rotgraukariertes geschlüpft zu sein.
    Sie ließ sich in meine Lieblingssofaecke fallen und stellte sich vor: „Ich heiße Maria Prinz, und daß ich jetzt hier sitze, verdanke ich Herrn Klemmer.“
    „Dem Reißverschlußfabrikanten!“ wußte ich sofort und freute mich über mein tolles Gedächtnis.
    Sie nickte und fuhr fort: „Er hat zu mir gesagt, liebes Kind, wenn Ihnen da einer helfen kann, dann nur Meisterdetektiv Balduin Pfiff!“
    Ei der Daus samt Däuschen, das rutschte mir runter wie frischpolierte Ölsardinen.
    „Da ich Herrn Klemmer nicht widersprechen will, springe ich gleich rein in meine Frage: Wobei soll ich Ihnen helfen, wo drückt der Schuh?“
    Ihre großen dunklen Augen sprühten vor Zorn. „Um einen ganz gemeinen Einbruch!“
    Ich tat ebenfalls zornig und entrüstet: „Pfui, erzählen Sie!“ Sie kam meiner Aufforderung mit viel Stimme und Temperament nach, und ich kam mir vor wie ein Zuschauer im Parkett: „Vor einem Vierteljahr wurde in das Haus meiner Tante Ce-lia eingebrochen. Stellen Sie sich vor, man beraubt eine alte, alleinstehende Dame. Schande!“
    Pinsel stieß bei der „Schande“, die einem Knall gleich durchs Zimmer hallte, einen erschrockenen Laut aus und verzog sich tief beeindruckt in seine Ofenecke.
    Sie sah mich vorwurfsvoll an. Mich!!! Als sei ich der Dieb. „Das, was Tante Celia ein Leben lang gesammelt hat, hat man ihr skrupellos gestohlen.“
    „Und was ist das?“ fragte ich leise und behutsam. „Antiquitäten!“
    „Hm“, brummte ich, und noch behutsamer: „Glauben Sie nicht, Fräulein Prinz, daß es heute, nach einem Vierteljahr, ein bißchen spät ist für Nachforschungen? Und warum

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