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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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    „Schaifele! Viktor Schaifele!“ Er zuckte verzweifelt mit den Schultern. „Da sehen Sie, wie ich durcheinander bin. Sogar mich vorzustellen, vergaß ich... Drei Stunden bin ich umhergeirrt, bis ich endlich allen Mut zusammennahm. Der Herr Uffer empfahl mir, mich an Sie zu wenden.“
    „Uffer?“
    „Erich Uffer!“
    „Mir unbekannt..
    „Aber er kennt Sie. Er muß Sie sogar sehr gut kennen, denn er hat mir eine Menge von Ihnen erzählt.“
    „Was nichts daran ändert, daß mir sein Name unbekannt ist. Ich hoffe, Herr Uffer verzeiht mir das."
    „Er ist Koch und kennt Sie aus dem Hotel. Sie haben dort wohl einen indischen Prinzen entlarvt.“
    „Oh“, erinnerte ich mich jetzt, „das ist schon ziemlich lange her. Haben Sie auch ein Hotel?“
    Er hob erschrocken die Arme. „Um Gottes willen, ich bin Lehrer, Herr Pfiff.“ Und der Lehrer lächelte ein bißchen gequält. Aber immerhin, er lächelte.
    „Wie wär’s mit einem Gläschen eisgekühlter Buttermilch?“ bot ich an.
    „Bitte, keine Umstände. Alles, was ich mir von Ihnen erbitte, Herr Pfiff, ist ein Rat.“
    „Stehe zu Diensten. Wo genau brennt’s?“
    Viktor Schaifele zupfte noch eine Weile nachdenklich an seinen messerscharfen Bügelfalten herum, bevor er zu seiner Geschichte kam:
    „Nach dem heutigen Nachmittagsunterricht mußte ich einen Termin beim Zahnarzt wahrnehmen. Aus diesem Grunde ließ ich die Diktathefte im Klassenschrank zurück. Das heißt, ich wollte sie später, nach dem Arztbesuch, abholen. Als ich gegen 20 Uhr den Schulhof betrat, es war schon ziemlich dunkel, kam mir ein Junge entgegen. Plötzlich drehte er ab und verschwand rennend nach links. Um ehrlich zu sein, ich dachte mir nicht viel dabei. Ich schloß das Schulhaus auf und ging nach oben ins Klassenzimmer. Ich machte Licht und... ja, dann traf mich fast der Schlag. Jemand hatte an dem Galgen, der sonst zum Aufhängen der Wandkarten dient, ein menschliches Skelett hochgezogen. Es stammte aus dem Lehrmittelzimmer. Aber noch schlimmer: Der Stoß Diktathefte befand sich nicht mehr im Schrank, sondern war mit vier riesigen Nägeln auf das Lehrerpult festgenagelt worden. Ja, Herr Pfiff, in diesem Augenblick fiel mir der Junge vom Schulhof wieder ein. Er muß der Täter gewesen sein. Wie sich später herausstellte, war ein Fenster im Erdgeschoß nur angelehnt.“

    Herr Schaifele sah mich mit traurigen Augen an.
    „Wie alt sind die Knaben, denen Sie das Einmaleins beibringen?“ erkundigte ich mich.
    „Zwölf!“
    „Hm“, machte ich laut, und „was er wohl von mir will?“ dachte ich insgeheim.
    „Der Junge vom Schulhof hatte schulterlange Haare, das ist das einzige, was ich mit Sicherheit erkennen konnte. Sie flogen ihm um den Kopf, als er wegrannte.“
    „Ein Mädchen konnte es nicht gewesen sein?“
    „Es war ein Junge. Daran gibt es keinen Zweifel. So wie er rannte, rennt kein Mädchen.“
    „Gibt es in Ihrer Klasse langhaarige Buben?“
    „Drei. Alle drei sind nette, aufgeweckte, freche, vorlaute und doch liebenswerte Burschen. Trotzdem muß einer von ihnen der Übeltäter sein. Der Vorschrift nach müßte ich den Vorfall melden. Denn immerhin liegt hier eine ziemliche Sachbeschädigung vor. Ich würde es gern vermeiden, Staub aufzuwirbeln. Dazu müßte ich aber wissen, wer der Übeltäter war. Wäre es Ihnen möglich, das für mich herauszufinden?“
    Das war es also. Ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen, wie stellte sich das dieser Lehrer vor? Sollte ich ihm etwa eine Ferndiagnose liefern?
    „Ich bin zwar Meisterdetektiv, Herr Schaifele, aber hellsehen kann ich nicht.“
    Er druckste eine Weile verlegen herum, dann ließ er die Katze seiner Vorstellung aus dem Sack: „Ich dachte, daß Sie sich morgen früh zu Schulbeginn die drei Langhaarigen einmal vorknöpfen könnten.“
    Ich überlegte. Warum eigentlich nicht? War doch mal was anderes, was?
    „Einverstanden!“
    Er sah mich erleichtert und froh an, und er streckte mir seine Hand entgegen.
    Ich schlug ein und versicherte: „Wenn es einer der drei war, bei Nepomuk, dem Weisen, dann werde ich es herausfinden!“

    Ich hatte keine Ahnung, ob Hunden das Betreten von Schulen und Klassenzimmern erlaubt oder verboten war.
    Und da ich vergessen hatte, Herrn Schaifele danach zu fragen, gingen wir zu dritt:
    Pinsel, meine gute Laune und ich!
    Als wir das Schulhaus betraten, hob Pinsel schnuppernd die Nase. Was mochte er wohl riechen?
    Alles, was ich roch, war der typische Geruch Schule, wie er überall

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