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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Nachdruck, daß in einigen Vitrinen das kostbare Porzellan klirrte.
    „Wieso Detektiv?“
    „Kennen Sie Frau Celia Prinz?“
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Den Namen habe ich noch nie gehört. Wer ist das?“ Seine Ahnungslosigkeit schien echt.
    „Das ist eine alte Dame, die ebenfalls eine solche Pagode mit Beschädigung an der gleichen Stelle besaß. Leider wurde sie ihr gestohlen.“
    Es war, als hätte den alten Herrn der Blitz getroffen. Und dieser Blitzschlag schien ihn um dreißig Jahre zu verjüngen. Seine Augen blitzten mich voller Empörung an, und seine Stimme hatte plötzlich einen schrillen Unterton.
    „Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen. Sie glauben, unsere Pagode wäre ihre Pagode.“
    „Drücken wir es anders aus, Herr Pöseneck. Die Nichte der alten Frau Prinz glaubt es. Und diese Nichte war es, der zufällig hier in der Nähe das Benzin ausging.“
    Der alte Herr Pöseneck stampfte wütend zur Tür, riß sie auf und rief ebenso wild: „Kommt rein!!“
    Und sie kamen. Eins, zwei, drei, vier... Vier alte Männer, die sich alle ähnlich sahen und die samt und sonders in Drillichanzügen mit darübergebundenen blauen Arbeitsschürzen steckten. Nein, es war kein Traum, ich, der Meisterdetektiv Balduin Pfiff, war munter wie Pinsel vor dem Fleischerladen. Die vier sahen mich an, als sei ich soeben in einer gläsernen Gießkanne im Vorgarten gelandet.
    „Das sind meine Brüder!“ sagte der Herr Pöseneck. Und zu den Brüdern: „Und das ist ein Detektiv!“
    Die vier kicherten.
    „Ruhe! Seht ihn euch genau an!“
    „Einen Detektiv habe ich mir ganz anders vorgestellt!“ sagte der Rechtsaußen.
    „Ja, er ist gar nicht schön und nicht stark und nicht groß“, sagte der Linksaußen.
    „Er ist dick und fett! liiiii, ein Dicker!“ sagte der, der rechts vom Linksaußen stand, und starrte dabei meinen Bauch an. Dick und fett... Heiliges Kanonenröhrchen, besonders freundlich war das nicht, was?

    „Das sieht nur so aus, Bruder“, sagte ich. „Das ist meine Maske.“
    Wieder kicherten die vier, und wieder rief der Oberbruder: „Ruhe!!!“
    Sofort herrschte Stille, und der Oberbruder fragte seine Brüder: „Ich frage euch, haben wir je in unserem Leben Antiquitäten gestohlen?“
    „Nein!“ erklang es im Chor.
    „Haben wir uns je im Leben Dinge angeeignet, die uns nicht gehörten?“
    „Nein!“
    „Haben wir je Hehlerware gekauft?“
    „Nein!!!“
    Der oberste Pöseneck sah mich triumphierend an.
    „Nun, was sagen Sie jetzt? Überzeugt Sie das?“
    „Eine Frage, Herr Pöseneck, seit wann besitzen sie diese Pagode?“
    „Augustus, seit wann besitzen wir diese Pagode?“
    Der Rechtsaußen antwortete wie ein Automat: „Seit 39 Tagen und einer Nacht!“
    „Und woher haben Sie sie?“
    „Von dort, woher wir immer wieder Antiquitäten beziehen: von unserem Antiquitätenhändler!“
    „Dann lassen Sie sich sagen, daß diese Pagode vor genau einem Vierteljahr aus dem Haus der Frau Celia Prinz gestohlen wurde. Zusammen mit über siebzig anderen Antiquitäten.“ Eine Weile war es totenstill im Zimmer. Fünf Augenpaare ruhten auf mir wie angeleimt. Ich dachte schon an Kunigunde und Selbstverteidigung, als der Oberbruder befahl:
    „Kuno, hol das Telefon!“
    Kuno, der Linksaußen, verschwand. Eine Minute später kam er mit dem Apparat zurück, steckte den Anschluß in die Dose und reichte seinem Bruder den Hörer. Ambrosius wählte. Sein faltiges Gesicht wirkte steinern, als er zu sprechen begann: „Hallo, Herr Marschner, hier spricht Pöseneck. Bitte, setzen Sie sich in Ihr Auto und kommen Sie her!---Nein, nicht später, jetzt! — Es ist aber wichtig!“ Peng!!! Kuno nahm den Apparat wieder entgegen und trug ihn hinaus.
    „Der Antiquitätenhändler ist in zwanzig Minuten hier!“ Herr Pöseneck sah mich unsicher an. „Ich hoffe, daß Sie mir glauben, daß wir mit solchen Machenschaften nichts zu tun haben.“
    „Ich glaube Ihnen!“ Und ich sprach, ei der Daus, die Wahrheit.
    „Fein, Herr Riff...“
    „Pfiff, wenn ich bitten darf...“
    „Fein, Herr Pfiff, was hielten Sie davon, wenn ich Sie durchs Haus führe. Wir haben ja mindestens zwanzig Minuten Zeit.“
    „Mit dem größten Vergnügen.“

    Ich kam mir vor wie bei einer Expedition: Vor mir marschierte der Führer, hinter mir gingen die Blauschürzen, die pausenlos tuschelten und mich manchmal sogar mit dem Finger anstupsten. So durchwanderten wir das Haus, das ein wahres Museum war. Ich sah wunderschöne Gemälde

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