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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Kanonenröhrchen, mit Hilfe von Lockenwicklern glatt kräuseln können.
    Nach dem Essen machten Pinsel und ich einen ausgedehnten Spaziergang, bei dem sich Pinsel vergeblich mühte, einem Eichhörnchen Furcht einzujagen. Er rannte und bellte sich dabei so müde, daß er schon fünf Minuten nach unserer Rückkehr tief und fest schlief. Was nicht bedeutete, daß er die Jagd nach dem Eichhörnchen bereits aufgegeben hatte. Im Traum, das konnte man an seinen Füßen sehen, hetzte er noch immer hinter dem flinken Baumbewohner her.
    Auch ich konnte am nächsten Morgen auf eine angenehm verschlafene Nacht zurückblicken. Ich fühlte mich ausgeschlafen, froh, unternehmungslustig und mordshungrig.
    Das Frühstück verdiente ein Extralob.
    Es war lange her, daß ich ein so reichhaltiges Angebot vorgesetzt bekommen hatte.
    Ja, und danach schlug meine Stunde als Detektiv! Der Zweikampf, ich gegen den Wespenschreck, konnte beginnen.
    Um 9.10 Uhr bezogen Pinsel und ich heimlich Stellung in Olga Maßweins Wohnräumen.
    Um 13 Uhr kletterten wir zwei Stockwerke höher in unser eigenes Appartement und ließen uns dort das Mittagessen servieren. Durch den rückwärtigen Ausgang gelangten wir im Anschluß ins Freie. Zwanzig Minuten lang tankten wir würzige Waldluft, bevor es auf dem gleichen Weg wieder zurückging. In diesem umständlichen Rhythmus verbrachten wir fast drei Tage.
    Doch am späten Nachmittag des dritten Tages schien unsere Ausdauer belohnt zu werden. Pinsel hob plötzlich die Nase, seine Ohren richteten sich steil auf, während seine Stimme durch leises Knurren „Ungewöhnliches“ meldete.
    Ich stemmte mich blitzschnell aus meiner Wartelümmelstellung hoch, legte Pinsel kurz den Finger auf die Nase, klemmte ihn unter den Arm, schlich zur Tür und setzte Pinsel wieder ab. Gerade rechtzeitig genug, denn in diesem Augenblick wurde geräuschlos die Klinke heruntergedrückt. Ich ahnte, daß dieser Versuch nur dazu diente, um festzustellen, ob sich jemand in der Wohnung aufhielt.
    Jetzt hörte ich das leise metallische Geräusch, das entsteht, wenn man einen Schlüssel ins Schloß schiebt. Der Schlüssel drehte sich, und die Tür schwenkte etwa zwanzig Zentimeter zurück.
    Ein ziemlich dünner uniformierter Arm kam ins Zimmer gekrochen und schob eine kleine Zigarrenkiste vor sich her. Bevor die Hand den Deckel öffnen konnte, hatte ich das Handgelenk gepackt. Ein heller Schrei erklang, und ich zog den Rest des Körpers ins Zimmer.

    Einer der Hotelboys sah mich mit angstverzerrtem Gesicht an. Schreck und Entsetzen schienen in jeder seiner Poren zu sitzen.
    Ich schloß die Tür, führte meine zitternde zweibeinige Beute zu einem Stuhl und drückte ihn darauf nieder.
    Pinsel setzte sich vor ihn hin und zeigte statt Entrüstung blobbernd Zuneigung. Blobb-blobb-blobb-blobb-blobb... hämmerte sein Stummelschwanz auf den Teppichboden.
    „Du heißt?“
    „B... Bernd V... V... Vogel!“
    „Was enthält das Kistchen?“
    Der Junge starrte mich ängstlich an, schluckte und schwieg.
    „Ich schätze, Wespen, was?“
    Die Antwort bestand aus einem stummen Nicken.
    „Hast du die Wespen gefangen und in die Schachtel gesteckt?“
    Schweigen zuerst, dann Kopfschütteln.
    „Frau Fröhlich vielleicht?“
    Wieder Schweigen.
    „Herr Fröhlich?“
    „Ich sage nichts!“
    „Na, das ist doch schon was.“
    „lch habe versprechen müssen, daß ich nichts verrate.“
    „Mit wieviel hat man dir das Versprechen bezahlt?“
    „Zwanzig Mark.“ Er sagte es leise und mit gesenktem Kopf. Aber er fügte mit einem Quentchen Trotz in der Stimme hinzu: „Es soll ja nur ein Ulk sein.“
    „Wespen in einem geschlossenen Zimmer auszusetzen, siehst du als Ulk an? So dumm siehst du doch gar nicht aus. Du weißt sicher, daß das hier eine riesengroße Schweinerei ist. Und die Wahrheit könnte dir vielleicht viel mehr einbringen als zwanzig Mark. Beim spinnebeinigen Bonifatius, nun rede schon, wer hat dich beauftragt?“
    Ich hatte mich um eine böse Tonart bemüht, was zur Folge hatte, daß er mich erschrocken ansah. Bleich und zusammengesunken saß er vor mir und hielt die Lippen aufeinandergepreßt.
    „Wie alt bist du?“
    „Fünfzehn!“
    „Hast du noch Geschwister?“
    „Drei!“
    „Die sind sicher stolz, daß sie einen Bruder haben, der in einem so feudalen Hotel lernt. Was willst du denn mal werden in der Hotelbranche?“
    „Direktor!“
    „Hm, ein stolzes Ziel. Welchen Beruf übt dein Vater aus?“
    „Er fährt bei der Bundesbahn als

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