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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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erweitern ließen. Buttermilch schärft nämlich meine Sinne!“

    Ich saß an meinem Minitisch und las Zeitung. Das heißt, ich tat so. In Wirklichkeit wartete ich darauf, daß sich auch der letzte der Tischgenossen einfand. Und das war in diesem Fall der Häppchenbeißer Theo, Margittas Mann. Er entschuldigte sich armewedelnd für seine neunzehn Sekunden Verspätung, ohne daß ihm einer zuhörte. Armes Würstchen, dieser Theo.
    Noch keiner hatte das überzählige Gedeck zur Kenntnis genommen, auch nicht das einsame Glas Milch.
    Ich legte meine Zeitung zusammen, deponierte sie neben der Blumenvase, erhob mich, ließ die Sonne auf meinem netten runden Gesicht aufgehen und marschierte mit resolutem Links-zwo-drei-vier zum Familientisch.
    Entweder lag es an meiner bescheidenen Körpergröße oder aber daran, daß ich keine Millionen geerbt hatte: Niemand nahm Notiz von mir. Das änderte sich erst, als ich den zur Buttermilch gehörenden Stuhl wegzog.
    „Das ist ein privater Tisch!“ bemerkte Margitta und bedachte mich mit einem ungehaltenen Blick durch ihre fingerdicken Augengläser.
    „Das ist ja gerade das Schöne an diesem Tisch“, sagte ich und strahlte noch wärmer. „Nichts geht über eine Tischrunde, an der Friede und Eintracht herrschen.“
    Nun sah mich auch das letzte Augenpaar am Tisch an. Ich verbeugte mich rundum und sagte: „Mein Name ist Balduin Pfiff, und es ist mir ein Vergnügen, Ihnen Gesellschaft leisten zu können!“ Ich setzte mich. Der Häppchenesser Theo fand als erster die Sprache wieder.
    „Aber Sie können sich doch nicht einfach uneingeladen in unsere Runde drängen.“
    „Du siehst doch, daß er kann“, grinste Alfons Nagel, der Sektfreund.
    „Ich habe Herrn Pfiff eingeladen!“ gab Isabella zu. „Und das hat auch einen Grund!“
    „Dürfen wir den auch erfahren?“ wollte Margitta wissen, und es klang gereizt.
    „Ich bin Detektiv, Gnädigste!“ klärte ich sie gemütlich auf und prostete ihr mit der Buttermilch zu.
    „liiiii“, schüttelte sich Herr Nagel. „Sie sind der erste Detektiv, den ich Milch trinken sehe.“
    „Das ist Buttermilch. Sie sollten es mal damit versuchen, das entschlackt kolossal!"
    „Ist ein Detektiv als Mitesser Zufall oder Absicht?“ giftete Margitta ihre Cousine Isabella an.
    „Das kann dir Herr Pfiff selbst beantworten!“
    „Also, Herr Pfiff, Zufall oder Absicht?“
    „Wollen Sie es vor oder nach dem Essen wissen?“
    „Natürlich vor!“ zischte Margitta. Ich schüttelte rügend den Kopf: „Sie werden eines Tages ganz unerwartet einen Herzinfarkt bekommen, wenn Sie sich weiter so aufregen, Frau Fröhlich.“
    „Woher wissen Sie eigentlich, wie wir heißen?“
    „lch bin Detektiv... haben Sie das vergessen? Um es kurz zu machen: Ich weile in diesem schönen Haus, weil ich herausfinden will, wer Frau Olga das Leben mit Ungeziefer vermiest.“
    „Ach“, fuhr Margitta auf, „jetzt ist es schon soweit, daß die Gespenster aktenkundig werden.“
    „Du weißt genau, daß ich keine Gespenster sehe!“ korrigierte Olga mühsam beherrscht.
    Ich winkte ihr beruhigend zu. „Bitte... überlassen Sie die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse mir.“
    Der Häppchenesser räusperte sich. „Soll das heißen, daß an der angeblichen Insektengeschichte etwas wahr ist?“
    „Quatsch!“ blaffte ihn seine Frau an.
    „Es ist wahr, Herr Fröhlich! Jemand unter Ihnen will damit die Widerstandskraft der Schwestern brechen...“
    Theo schluckte. „Sie meinen, weil Olga und Isabella nicht verkaufen wollen?“
    „Das meine ich...“
    „Aber... das würde doch niemand von uns tun. Sie sagten eben jemand unter uns...“
    „Einen Detektiv kann man kaufen!“ keifte Margitta.
    „Ich bin Ihrer Meinung. Jeder Detektiv hat seinen Preis. In der Regel kostet ein guter mehr als ein weniger guter.“
    Alfons Nagel setzte das eben ausgetrunkene Sektglas ab. „Und Sie sind sicher ein guter Detektiv!“
    Ich lächelte ihn an. „Es spricht für Ihre Menschenkenntnis, daß Sie meine Qualitäten so auf Anhieb erkannt haben.“
    „Ich glaube kein Wort von den angeblichen Wespen!“ beteuerte Margitta.
    „Sehen Sie mal dort hinüber zu dem kleinen Tisch!“ forderte ich Frau Fröhlich auf. „Erkennen Sie das Kistchen?“
    „Eine Zigarrenkiste, ja!“
    „Was glauben Sie, was sie enthält?“
    „Na, Zigarren, was sonst?“
    „Sie enthält ein Dutzend ausgewachsener, hungriger Wespen. Eine nicht zur Familie gehörende Hand wollte sie heute nachmittag in

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