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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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zugestoßen ist?«
    »Nein. Ich hatte eine Vision, aber ich wusste nicht, wer das Kind war. Und ich hatte vergessen, dass Todd ein Stofftier namens Tramp hatte. Wie konnte ich das bloß vergessen? Als Molly mich vorigen Sommer mit ihm in New Orleans besucht hat, hatte er ihn dabei. Wir hatten viel Spaß mit Todd, er war so klug und neugierig. Und er hat sich prächtig amüsiert. Wir waren im Französischen Viertel und im Aquarium und beim Reiten im Audubon Park und ... «
    »Rebekka!« Clays Stimme klang scharf. »Hör auf damit. Was sagst du denn da? Dass du eine Vision hattest?«
    »Ja.« Sie wandte sich ihm zu. »Du glaubst mir nicht?«
    Clay zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf, als versuche er, mit sich ins Reine zu kommen. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, dass der Wissenschaftler in mir Beweise sehen möchte, Statistiken, Testergebnisse ...«
    »Es gibt Statistiken und Testergebnisse, Clay. Und viele davon stammen nicht etwa von einem Haufen Esoterikfreaks, sondern von anerkannten Psychologen. Außerdem hat Doug dir doch bestimmt erzählt, was ich getan habe, als ich noch jünger war. Du hast doch ein paar Dinge selbst miterlebt. Was ist mit den Kindern, die sich in dem verlassenen Stollen verlaufen hatten? Und was um Himmels willen ist mit Slim Tanner? Ich habe die Frau nicht einmal gekannt, noch nie etwas von ihr gehört. Woher sollte ich wissen, dass sie ihren Mann umgebracht hatte?« Clay sagte nichts, und langsam stieg Wut in ihr auf, verebbte aber schnell wieder. »Es ist mir egal, ob du an meine Fähigkeiten glaubst. Was wir beide mit Sicherheit wissen, ist, dass Todd vermisst wird. Er ist erst sieben Jahre alt. Molly muss außer sich sein vor Sorge um ihn. Bitte fahr mich zu ihr. Dann kannst du deiner Wege gehen. Ich werde dich nicht mehr behelligen.«
    »Rebekka ...«
    »Ich will nicht mehr reden. Mein Kopf tut mir weh. Bitte bring mich einfach zu Molly. «
    Clay erfüllte ihre Bitte und sagte nichts mehr, aber sie warf ihm ein paar verstohlene Blicke zu. Sein Gesicht drückte, so weit sie es in der Dunkelheit erkennen konnte, eine Mischung aus Sorge und Bedauern aus. Doch im Augenblick waren Clay Bellamys Gefühle ihre geringste Sorge.
    Sie dachte an Todd, als sie ihn zuletzt gesehen hatte: ein zierlicher Junge mit dem braunen Haar seiner Mutter, mit zimtfarbenen Augen und einem schnellen, etwas schiefen Lächeln. Niemand wusste, wer Todds Vater war. Molly war mit 19 Jahren schwanger geworden und hatte sich sogar Rebekka gegenüber geweigert, die Identität des Vaters preiszugeben. Sie war während ihrer Schwangerschaft bei Rebekka in New Orleans geblieben, hatte dann aber alle überrascht, weil sie das Baby behalten hatte und nach Sinclair zurückgekehrt war. Nach seiner Geburt hatte sie an der West Virginia ihren Collegeabschluss gemacht und eine Stelle bei Grace Healthcare angenommen, der Firma der Ryans, mit Filialen im ganzen Land. In den folgenden Jahren hatte sie sich ganz ihrem Sohn gewidmet. Soweit Rebekka wusste, ging sie kaum aus.
    Und jetzt war dieser süße Junge, Mollys Ein und Alles, auf einmal verschwunden. Er war ebenso entführt worden wie damals Jonnie. Die Geschichte wiederholte sich. Oder nicht? Als Jonnie im Alter von 14 Jahren während eines Pfadfinderausflugs verschwunden war, hatte Rebekka nichts »gesehen«. Auch in der Woche, als Suchtrupps das gesamte Gelände nach ihm durchkämmt, die örtliche Polizei, die Bezirkspolizei und sogar das FBI vergeblich nach ihm gesucht hatten, hatte sie nichts gesehen. Schließlich war sein zerschlagener Körper auf einem leeren Grundstück in der Innenstadt entdeckt worden, abgelegt wie ein Sack Müll. Kein Mensch hatte jemals herausgefunden, wer ihn entführt hatte und wo er eine Woche lang gefangen gehalten worden war. Und die meisten Leute, die an Rebekkas Kräfte geglaubt hatten, hatten danach ihre Zweifel. Sie selbst hatte sich nie verziehen, dass sie bei ihrem eigenen Bruder versagt hatte. Würde sie auch bei Todd versagen?
    Nein, diesmal würde es anders sein, schwor sie sich. Es war schon jetzt ganz anders. Sie hatte miterlebt, wie Todd seine Entführung empfunden hatte. Und die Chance bestand, dass sie noch mehr sehen würde.
    Molly wohnte ungefähr drei Meilen von Rebekkas Familie entfernt; ihr Haus stand in einer hübschen, wenn auch nicht sehr wohlhabenden Gegend. Rebekka hatte Molly zwar noch nie zu Hause besucht, jedoch Fotos von ihrer Wohnung gesehen, und so erkannte  Rebekka auch im Schein der Straßenlaternen

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