Glaub nicht es sei vorbei
Tagen so gut wie neu sein wird«, sagte Clay. »Sie hatte Glück.«
Ein zweiter Polizist ging zur Tür und nickte Bill zu, bevor er hinausging. Bill wandte sich an Rebekka: »Wir zapfen die Telefonleitung an.«
Rebekka nickte, und sie spürte eine innere Kälte. Die Situation glich jener vor acht Jahren, als ein Pfadfinderführer, außer sich vor Angst, bei ihnen angerufen hatte, tun ihnen mitzuteilen, dass Jonnie seit Stunden aus einem Campingplatz in den Bergen vermisst wurde. Weniger als 24 Stunden nach diesem Anruf hatte man Lösegeld für ihn gefordert. Dann hatte sich das FBI eingemischt und die Übergabe des Lösegelds vermasselt. Es hatte Jonnie das Leben gekostet. Und jetzt Todd, dachte Rebekka schaudernd. Mit ihm durfte auf keinen Fall das Gleiche passieren.
Verstohlen sah sie zu Molly hinüber. Sie trug Jeans und eine rotkarierte Baumwollbluse. Ihr schulterlanges Haar war mit einem blauen Haarband aus der Stirn gehalten, und ihre braunen Augen waren rot gerändert, die Lider geschwollen. Sie war nie eine Schönheit gewesen, aber ihre funkelnden Augen und das strahlende Lächeln hatten ihr Gesicht zum Leuchten gebracht. Jetzt wirkte sie unscheinbar und älter als 27. Das Drahtgestell ihrer Brille war ihr auf die runde Nase gerutscht, die vom vielen Weinen gerötet war.
»Bitte erzählt mir der Reihe nach, was vorgefallen ist«, sagte Rebekka, fest entschlossen, noch nichts über ihre Vision verlauten zu lassen. »Ich weiß bis jetzt nur, dass Todd vermisst wird.«
Clay warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, aber Rebekka ignorierte ihn. Molly schloss die Augen. »Ich war heute länger im Büro, weil ich noch Arbeiten zu erledigen hatte, die keinen Aufschub duldeten. Ich hatte jedoch gehofft, wieder zu Hause zu sein, bevor du hier ankommen würdest.«
»War Todd böse auf dich, weil du nicht zu Hause warst?«, unterbrach sie Rebekka.
Molly schüttelte den Kopf. »Ich versuche mir zwar einzureden, dass er wütend war, weil ich ihn an einem Freitagabend allein gelassen hatte, und dass er deshalb fortgelaufen ist. Aber so war es nicht. Natürlich war er ein bisschen enttäuscht, aber seine schlechte Laune war im Nu verflogen, als ich ihm sagte, dass Sonia auf ihn Acht geben würde. Sonia Ellis. Sie ist siebzehn und sehr schön, und er betet sie an.«
»Und ist sie auch verlässlich?«
»Aber ja.« Molly versuchte zu lächeln. »Sie wird die Abschiedsrede an der High School halten. Im Herbst fängt ihr Studium an, aber sie belegt schon im Sommer Kurse. Tagsüber arbeitet sie in der Innenstadt in einem. Juwelierladen, dem Schmuckkästchen. Sie ist sehr ehrgeizig. Ihre Mutter arbeitet bei Grace Healthcare. Sie ist Franks Sekretärin.«
Frank Hardison, Rebekkas Stiefvater, hatte kurz nach dem Tod ihres Vaters die Leitung der Firma Grace Healthcare übernommen. Ihre Mutter hatte ihn ein Jahr, nachdem ihr Mann bei dem Autounfall ums Leben gekommen war, der um ein Haar auch Rebekka das Leben gekostet hätte, geheiratet. Wäre Frank nicht gewesen, wäre nicht nur ihre Familie, sondern auch die Firma aus den Fugen geraten.
»Frank war vorhin hier«, sagte Molly. »Er hat Sonia ins Krankenhaus gebracht, nachdem Bill sie verhört hatte.«
»Wir müssen sie irgendwie verpasst haben«, sagte Clay. »Es war eine aufreibende Nacht mit diesem Unwetter.«
Bill nickte. »Irgendjemand hat dem Mädchen einen Schlag auf den Kopf verpasst. Sie sagte, es sei kurz nach neun Uhr gewesen. Sie hatte ferngesehen. Sie war noch bewusstlos, als Molly nach Hause kam.«
Rebekka beugte sich nach vorn, sah Molly eindringlich an. »Du bist nicht zufällig mit jemandem in Kontakt gekommen, der dir komisch vorkam? Der Todd zu viel Aufmerksamkeit entgegenbrachte, der ihm beispielsweise sagte, wie gern er einen Jungen wie ihn hätte?«
»Bill hat mich das alles schon gefragt.« Molly schüttelte den Kopf. »Seit die Schule vorbei ist, bleibt Todd tagsüber mit sechs weiteren Kindern bei Mrs. Lomax. Wir waren ein paar Mal im Kino, und vorigen Samstag sind wir in eines der Konzerte im Park gegangen. Aber er hat dort weder mit Erwachsenen gesprochen, noch hat ihm jemand besonderes Interesse entgegengebracht.«
»Nun, wie ich sehe, hat Bill hier schon nachgehakt«, sagte Rebekka. Sie kannte die Fragen, die es zu stellen galt. Als Jonnie verschwunden war, hatte man dasselbe gefragt. »Und was ist mit den Nachbarn?«, fuhr sie fort. »Ist ihnen nichts Verdächtiges aufgefallen?«
»Die Leute rechts von uns sind im Urlaub«, antwortete
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