Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
Vom Netzwerk:
Bill. »Das Paar gegenüber sagt aus, nichts Ungewöhnliches bemerkt zu haben. Nebenan wohnt eine Krankenschwester. Sie kümmert sich nachts um eine ältere Dame. Verlässt das Haus immer gegen sieben Uhr abends.«
    »Und die Babysitterin Sonia will gar nichts beobachtet haben?«
    Wieder antwortete Bill. »Sie hat gesagt, dass sie kurz vor neun noch einmal nach Todd gesehen habe. Er habe geschlafen. Molly hat mir erzählt, dass Todd eine ziemliche Nervensäge sein kann, wenn es ans Schlafen geht — er möchte, dass eine besondere Lampe brennt, hat ständig Durst —, aber heute hatte er wohl so ausgiebig gespielt, dass er schon früh müde war. Sonia behauptet, sie habe sich auf die Couch gelegt und ferngesehen. Da habe sie plötzlich gespürt, dass jemand im Zimmer war, und bevor sie sich habe aufrichten können, habe ihr jemand auf den Kopf geschlagen. Sie hat eine üble Beule. «
    Molly starrte auf ein großes gerahmtes Foto von Todd, das auf dem Kaminsims stand, und schien dem Gespräch zwischen Rebekka und Bill keine Beachtung zu schenken. Ihre Finger griffen nervös ineinander, und sie fragte schüchtern: »Becky, würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Jeden.«
    »Geh in Todds Zimmer. Bleib eine Weile dort und sag mir, was du siehst.«
    Rebekka wurde ein wenig mulmig zumute. Allzu oft schon hatte man sie in der Vergangenheit aufgefordert, etwas zu »sehen«, was andere nicht sehen konnten. Sie hatte bereits etwas »gesehen«, aber das konnte sie Molly in ihrem Zustand nicht sagen. Sie würde zunächst mit Bill über ihre Vision sprechen, die ihr gezeigt hatte, wie man Todd mit Chloroform betäubt und durchs Fenster entführt hatte. Aber im Augenblick las Rebekka in Mollys Augen so viel Hoffnung und Verzweiflung, dass sie sie nicht enttäuschen konnte.
    »Also schön. Aber bitte sei dir im Klaren, dass ich das seit Jahren nicht mehr gemacht habe. In mir hat sich vieles verändert. Die Visionen kommen nicht ... «
    »Rebekka, alles was du tust, ist mir eine Hilfe«, sagte Molly flehentlich. »Bitte versuch es. Mir zuliebe.«
    Man musste schon ein Herz aus Stein haben, um dieser verzweifelten Mutter etwas abzuschlagen, dachte Rebekka. Sie hatte Molly ihr Leben lang geliebt. Sie hatte vor dem Kreißsaal auf sie gewartet, als Molly mit Kaiserschnitt Todd zur Welt gebracht hatte. Sie hatte Molly gebeten, in New Orleans zu bleiben, aber Molly hatte darauf bestanden, nach Sinclair zurückzukehren. Sie stand auf. »Zeig mir sein Zimmer.«
    Auf dem Flur spürte Rebekka, wie sich ihre Brust vor Anspannung zusammenzog. Anstatt des Hochgefühls, das ihre Visionen früher begleitet hatte, empfand sie nun eine so heftige Angst, dass ihr beinahe übel wurde. Und trotzdem rang sie sich Molly zuliebe, als sie mit ihr und Bill Todds Zimmer betrat, ein verkrampftes Lächeln ab.
    In ihrer Vision hatte sie nur erfahren, was Todd wusste, und ihm hatte man ein Tuch auf die Augen gedrückt. Ihre Kenntnis des Raums kam von Todds Gedanken — die blaue Lavalampe, die Molly zu seiner Beruhigung nachts brennen ließ, die Goldfische in dem großen, runden Glas. Ihr Blick wanderte ans Fenster, das nur einen halben Meter über dem Fußboden begann, durch nichts geschützt als einen rotblauen. Vorhang. Wie leicht es für jemanden gewesen wäre, mit einem betäubten Siebenjährigen ins Freie zu klettern. »Hat er keine Fußabdrücke unterhalb des Fensters hinterlassen?«, fragte sie.
    »Es hat hier seit zwei Wochen nicht mehr geregnet«, sagte Bill. »Der Boden war steinhart. Aber woher weißt du, dass der Entführer durchs Fenster eingestiegen ist?«
    »Ich habe lediglich angenommen, dass die Türen verschlossen waren«, sagte Rebekka zu Bill, der sie misstrauisch ansah. Er war der Erste gewesen, der ihre außersinnlichen Fähigkeiten akzeptiert hatte, und jetzt ahnte er, dass sie mehr wusste, als sie zugeben wollte.
    »Aber vielleicht habe ich das Fenster offen gelassen!«, rief Molly. »Ich hätte nachsehen sollen, bevor ich wegging, und habe es nicht getan! 0 Gott.«
    Rebekka legte ihre Arme um Mollys Hals. Sie zitterte heftig. »Molly, wenn es jemand darauf abgesehen hatte, Todd zu entführen, dann hätte er das Fenster auf jeden Fall geöffnet, notfalls mit Gewalt, auch wenn du es geschlossen hättest. Es ist nicht deine Schuld.« Sie lehnte sich zurück und lächelte in Mollys verheultes Gesicht. »Jetzt gehst du mit Bill zurück ins Wohnzimmer und lässt mich allein. Vielleicht finde ich etwas heraus.«
    »Vielen Dank, Becky«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher