Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
der Familie geheim gehalten hat. Sie hat ihn erpresst, Freddie.«
»Ach, komm, das glaubst du doch selbst nicht. Es gibt nur einen Grund für die Unterhaltszahlungen an Vivienne, und wir beide wissen, welcher das ist.«
Die beiden hatten ganz vergessen, dass er mit am Tisch saß, dachte Lynley, so eifrig waren sie darum bemüht, einander ihre jeweilige Sichtweise darzulegen über Ian Cresswell, über Vivienne Tully und über das Geld, das Cresswell regelmäßig an alle möglichen Leute überwiesen hatte, entweder im Auftrag von Bernard Fairclough oder ohne dessen Wissen.
Freddie McGhie berichtete Lynley, dass auch Vivienne Tully – eine ehemalige Angestellte bei Fairclough Industries, wie Lynley bereits wusste – jahrelang monatliche Zuwendungen erhalten hatte, obwohl sie während dieser Zeit nicht mehr in der Firma beschäftigt gewesen war. Und dieses Geld hatte nichts zu tun mit Gewinnbeteiligung oder einer Betriebsrente, fügte Freddie hinzu.
»Es könnte demnach alles Mögliche bedeuten«, schloss er. »Vielleicht wollte Bernard eine Anzeige wegen sexueller Belästigung verhindern oder wegen gesetzeswidriger Kündigung …« Er schaute seine Exfrau an, als erwartete er, dass sie seine Vermutungen bestätigte.
»Oder mein Vater hat nichts davon gewusst«, sagte sie. »Du hast doch selbst gesagt, dass Ian womöglich die ganze Zeit die Bücher frisiert hat.«
All diese Informationen bestärkten Lynley darin, dass Ian Cresswell nicht durch einen Unfall ums Leben gekommen war. Aber wem der Anschlag gegolten hatte, konnte er immer noch nicht sagen.
Er bedankte sich bei Manette und Freddie McGhie und verabschiedete sich. Manette schien ziemlich aufgebracht über Freddies Enthüllungen, und Lynley würde sich nicht wundern, wenn sie ihrem Exmann ordentlich die Hölle heißmachte.
Als er gerade in den Healey Elliott steigen wollte, klingelte sein Handy. Wahrscheinlich Havers, dachte er. Mit neuen Informationen. Doch dann sah er Isabelles Nummer auf dem Display.
»Hallo«, sagte er. »Was für eine angenehme Ablenkung.«
»Wir müssen reden, Thomas«, erwiderte sie.
Selbst wenn sie nicht Thomas gesagt hätte, hätte er an ihrem Ton erkannt, dass dies nicht die Frau war, deren sanfte Rundungen und warmen Körper seine Hände kannten und genossen. Das war seine Chefin, und sie war stinksauer. Allerdings war sie auch stocknüchtern, das hörte er ebenfalls an ihrer Stimme.
Er sagte: »Selbstverständlich. Wo bist du?«
»Da, wo du sein solltest. Im Dienst.«
»Ich bin im Dienst, Isabelle.«
»Mehr oder weniger. Aber darum geht es nicht.«
Er brauchte nicht lange auf eine Erklärung zu warten.
»Wie kommt es, dass du Barbara Havers Informationen anvertraust, die du mir vorenthältst? Was glaubst du, was ich mit den Informationen getan hätte? Was hätte ich tun können? Zu Hillier ins Zimmer marschieren und trällern: Ätschibätsch, ich weiß Bescheid?«
»Barbara führt ein paar Recherchen für mich durch, Isabelle, das ist alles.«
»Du hast mich belogen, stimmt’s?«
»In welcher Hinsicht?«
»Als du behauptet hast, die Sache sei streng geheim. Es kann sich ja wohl kaum um eine geheime Aktion handeln, wenn ein Trampel wie Sergeant Havers mitmischt.«
»Barbara kennt nur ein paar Namen. Es gab einige Dinge, die ich nicht von hier aus klären konnte, deswegen habe ich sie um Hilfe gebeten. Sie stellt für mich Nachforschungen an.«
»Ich bitte dich, Tommy, ich bin schließlich nicht blöd. Ich weiß genau, wie nahe ihr beide euch steht. Barbara würde sich für dich vierteilen lassen. Wenn du ihr sagst, die Sache ist geheim, würde sie sich eher die Zunge abbeißen, als mir gegenüber etwas auszuplaudern. Das hat mit Bob zu tun, stimmt’s?«
Bob? Lynley überlegte. Er hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Dann fügte sie hinzu: »Bob, seine Frau, die Zwillinge. Du bestrafst mich, weil ich im Gegensatz zu dir Verpflichtungen habe, die uns hin und wieder in die Quere kommen.«
»Redest du von dem Abend, als ich bei dir war?«, fragte er. »Als sie alle da waren? Mein Gott, Isabelle! Das ist längst vergessen. Ich hege keinen …«
»Keinen Groll? Nein, natürlich nicht. Dazu bist du viel zu wohlerzogen.«
»Wirklich Isabelle, du regst dich völlig unnötig auf. Es ist alles genauso, wie ich es dir gesagt habe. Hillier möchte nicht, dass diese Sache im Yard bekannt wird, und ich habe mich daran gehalten.«
»Es hat etwas mit Vertrauen zu tun, weißt du. Und ich rede nicht nur von dieser Sache.
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