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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Ich rede auch von unserer Situation im Allgemeinen. Du könntest mich ruinieren, Tommy. Ein Wort von dir, und ich bin erledigt. Schluss, aus. Wie soll ich dir vertrauen, wenn du mir nicht vertraust? Herrgott, was tue ich mir bloß an?«
    »Du ereiferst dich wegen nichts und wieder nichts, das tust du dir an. Was könnte ich denn wohl tun?«
    »Ich brauche mich doch nur danebenzubenehmen, nicht zu un, was du von mir erwartest. Oder du stellst irgendwann fest, dass ich doch nicht die Frau bin, die du …«
    »Und dann was? Dann gehe ich zu Hillier und eröffne ihm, dass ich seit vier Monaten, einem halben Jahr oder wie lange auch immer schon mit meiner Chefin ins Bett gehe? Meinst du das?«
    »Du könntest mich ruinieren. Ich habe diese Macht nicht über dich. Du brauchst den Job nicht, verdammt, du willst ihn ja nicht mal! Wir begegnen uns nicht auf Augenhöhe, und das ist das Schlimmste von allem. Wenn man bedenkt, dass jetzt auch kein Vertrauen mehr da ist, was bleibt uns dann noch?«
    »Was meinst du damit, dass kein Vertrauen mehr da ist? Das ist doch lächerlich. Es ist vollkommen absurd.« Und dann fragte er, weil er sich plötzlch ganz sicher war, dass er sich anfangs geirrt hatte: »Hast du getrunken?«
    Stille. Es war das Schlimmste, was er sie fragen konnte. Er wünschte, er könnte die Frage zurücknehmen.
    »Danke, Tommy«, sagte sie leise. Dann legte sie auf. Er schaute hinaus auf den See von Great Urswick, auf dessen spiegelglattem Wasser eine Schwanenfamilie friedlich dahinglitt.
    LAKE WINDERMERE – CUMBRIA
    Nachdem der Detective gegangen war, fuhr Manette nach Ireleth Hall. Sie parkte in der Einfahrt und ging auf direktem Weg zu Mignons Turm. Freddie hatte ihr erklärt, er habe keine andere Wahl gehabt, als alle Karten offenzulegen, und dass sie, falls Ians Tod wirklich kein Unfall gewesen war, der Sache auf den Grund gehen müssten. Außerdem sehe er immer deutlicher, dass es noch eine ganze Reihe weiterer Dinge gebe, die sie demnächst würden klären müssen. Gut und schön, hatte sie ihm geantwortet, das sei genau das, was sie vorhabe.
    Wie immer war Mignon zu Hause. Leider war sie nicht wie üblich allein, sondern in Gesellschaft ihres Masseurs, eines ernsten Chinesen, der dreimal pro Woche kam, um ihr den Kopf und die Füße zu massieren – jeweils eine Stunde. Sie saß mit geschlossenen Augen in einem Sessel, während ihre Füße behandelt wurden: Druckpunkte, Massage, was auch immer dazu gehörte. Manette wusste es nicht, und es interessierte sie auch nicht. Aber da sie ihre Zwillingsschwester kannte, ließ sie sich in einen Sessel fallen und wartete, denn nur so konnte sie mit Mignons Kooperation rechnen. Wenn sie ihr Vergnügen unterbrach, würde sie es bitter bereuen.
    Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde. Ab und zu murmelte Mignon »Ah, tut das gut!« oder »Ja!« oder »Links ein bisschen mehr Druck bitte«. Der ernste Chinese tat, wie ihm geheißen. Manette fragte sich, was er wohl tun würde, wenn ihre Schwester ihn bitten würde, an ihren Zehen zu nuckeln.
    Schließlich wickelte der Masseur Mignons Füße in ein warmes Handtuch. Sie seufzte wohlig und sagte: »Schon fertig? Das kam mir vor wie fünf Minuten.« Langsam öffnete sie die Augen und schenkte dem Mann ein strahlendes Lächeln. »Sie sind ein Magier, Mr. Zhao«, murmelte sie. »Sie wissen ja, wohin Sie die Rechnung schicken müssen.«
    Mr. Zhao packte seine Sachen zusammen. Öle und Salben und was er sonst noch dabeihatte. Im nächsten Augenblick war er auch schon verschwunden, so lautlos wie ein peinlicher Gedanke.
    Mignon reckte und streckte sich in ihrem Sessel wie eine zufriedene Katze. Dann wickelte sie ihre Füße aus, ging zum Fenster und streckte sich noch ein bisschen. Sie beugte sich vor, bis ihre Fingerspitzen ihre Zehen berührten, und machte Gymnastikübungen, um ihre Taille und ihre Hüften zu lockern. Gleich macht sie auch noch Hampelmannsprünge, dachte Manette. Zum Beweis, wie raffiniert sie ihre Eltern zum Narren hielt.
    »Ich weiß nicht, wie du dich selbst erträgst«, bemerkte Manette.
    »Ich leide Höllenqualen«, antwortete Mignon mit einem durchtriebenen Grinsen. Wenn es so etwas gab wie schadenfrohes Leiden, dachte Manette, dann lag genau das im Gesichtsausdruck ihrer Schwester. »Du ahnst ja gar nicht, was ich durchmache.« Sie schlenderte zu der Ecke hinüber, wo ihr Computer stand, wobei sie den Rollator hinter sich her zog, für den Fall, dass ihr Vater oder ihre Mutter zufällig

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