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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ein Unfall, und wenn es kein Unfall war, dann muss man sich eben fragen, wer von seinem Tod profitiert hat, und das war ich jedenfalls nicht. Aber wenn ich mich recht erinnere, gibt es jemanden, der sehr wohl von Ians Tod profitiert hat, und das ist Kaveh Mehran.«
    McGhie runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Ach, das habe ich dir noch gar nicht erzählt: Kaveh ist jetzt der alleinige Eigentümer des Guts.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Ganz und gar nicht. Ian hat es ihm vererbt. Das behauptet Kaveh zumindest. Aber ich nehme an, dass er die Wahrheit sagt, denn das lässt sich ja sehr leicht überprüfen.«
    »Wir sind dabei, alles zu überprüfen, Mrs. McGhie«, sagte Lynley.
    »Aber Sie glauben nicht, dass Kaveh Ian umgebracht hat, oder?«, fragte McGhie.
    »Niemand hat ihn umgebracht«, sagte Manette. »Sein Tod mag vielleicht jemandem gelegen gekommen sein, doch es war ein Unfall, Freddie. Man sollte dieses Bootshaus abreißen, ehe es von allein zusammenkracht. Es wundert mich, dass meine Mutter nicht ausgerutscht und ertrunken ist. Die ist doch viel öfter im Bootshaus.«
    McGhie sagte nichts, aber sein Gesichtsausdruck veränderte sich kaum merklich, indem sein Kiefer sich senkte, ohne dass sich sein Mund öffnete. Irgendetwas war ihm aufgefallen, etwas, das er womöglich preisgeben würde, wenn man ein bisschen nachhalf.
    Lynley sagte: »Mr. McGhie?«
    McGhies Hand lag auf dem Tisch, und seine Finger krümmten sich zu einer lockeren Faust. Er beobachtete Manette, und Lynley nahm an, dass er überlegte, was passieren würde, wenn er aussprach, was er wusste.
    Schweigen war stets von unschätzbarem Wert. Es hatte eine ähnliche Wirkung auf die Leute, wie wenn man sie im Verhörzimmer allein ließ. Anspannung war der große Gleichmacher unter den Menschen. Die meisten konnten nicht damit umgehen, vor allem, wenn sie die tickende Bombe, die sie enthielt, ganz leicht entschärfen konnten. Lynley wartete. Manette schaute ihrem Exmann in die Augen. Anscheinend sah sie etwas darin, was sie nicht zur Kenntnis nehmen wollte, denn sie sagte: »Wir wissen überhaupt nichts, Freddie.«
    »Das stimmt«, antwortete er. »Aber wir können Vermutungen anstellen.« Und dann begann er ohne Umschweife zu erzählen. Manette versuchte, ihn davon abzuhalten, doch er machte ihr seinen Standpunkt klar: Falls sich tatsächlich jemand am Steg im Bootshaus zu schaffen gemacht hatte, um Ian Cresswell oder womöglich sogar Manettes Mutter Schaden zuzufügen, dann musste alles ans Tageslicht kommen.
    So wie Freddie die Sache sah, hatte Bernard Fairclough in den vergangenen Jahren ein Vermögen verschleudert: Er hatte Nicholas’ teure Entzugskuren in Luxuskliniken bezahlt, die Park- und Gartenanlagen in Ireleth Hall wiederherstellen lassen, das Haus für Nicholas und Alatea gekauft, als die Immobilienpreise hoch waren. Er hatte die Renovierung des Hauses finanziert, um es für die beiden bewohnbar zu machen, den historisierenden Turm für Mignon errichten lassen. Er hatte die Operationen bezahlt, mit der Mignon sich von dem Fettpanzer befreien ließ, den sie sich über die Jahre angefressen hatte, ebenso wie die anschließenden Schönheitsoperationen, durch die ihre überdehnte Haut gestrafft wurde …
    »Ian hat zwar die Schecks ausgestellt, aber er wird auch versucht haben, Bernard davon abzubringen«, fuhr McGhie fort. »Denn dieser Unsinn lief teilweise schon seit Jahren. Soweit ich das bisher überblicke, hat Bernard ohne Sinn und Verstand mit dem Geld nur so um sich geworfen. Als hätte er sich einfach nicht bremsen können. Oder er fühlte sich aus irgendeinem Grund verpflichtet. Also, all die Überweisungen zu tätigen, meine ich.«
    »Und das über Jahre?«, stellte Lynley noch einmal klar.
    »Na ja, Nick war über viele Jahre hinweg ein Problem, und dann war da noch …«
    »Freddie. Das reicht«, unterbrach ihn Manette gereizt.
    »Er muss alles erfahren«, sagte Freddie. »Tut mir leid, Liebling, aber wenn Vivienne irgendetwas damit zu tun hat, dann müssen wir darüber reden.«
    »Vivienne Tully?«, fragte Lynley.
    »Sie wissen von ihr?«
    »Ich lerne dazu.«
    »Wissen Sie, wo sie ist?«, fragte Manette. »Weiß mein Vater, wo sie ist?«
    »Na, das muss er ja wohl, oder?«, meinte McGhie. »Es sei denn, Ian hat ihr monatlich Geld überwiesen, ohne dass dein Vater davon wusste. Aber warum in Gottes Namen hätte Ian das tun sollen?«
    »Weil sie über ihn Bescheid wusste. Weil sie wusste, was er vor Niamh und dem Rest

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