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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie.
    »Wie immer«, erwiderte er.
    »Hast du mich gehört? Ich hasse dich!«
    »Für meine Sünden«, sagte Bernard, »ich weiß. Und vielleicht habe ich das sogar verdient. Und jetzt verlasse mein Haus.«
    Alle zuckten zusammen, und Manette dachte schon, ihre Schwester würde sich weigern. Mignon starrte ihren Vater an, als wartete sie auf etwas, von dem Manette wusste, dass es nicht passieren würde. Schließlich schob sie ihren Rollator zur Seite. Dann stand sie auf und schlenderte lächelnd aus dem Leben ihres Vaters hinaus.
    Nachdem die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, nahm Bernard ein linnenes Taschentuch aus seiner Tasche. Zuerst putzte er damit sein Brille, dann wischte er sich damit das Gesicht ab. Manette sah, dass seine Hände zitterten. Für ihn stand plötzlich alles auf dem Spiel, unter anderem seine vierzigjährige Ehe.
    Schließlich schaute er zuerst Manette, dann Freddie, dann wieder Manette an. »Es tut mir leid, meine Liebe. Es gibt so vieles …«
    »Ich glaube, das spielt alles keine Rolle mehr.« Wie seltsam, dachte Manette. Ihr Leben lang hatte sie auf diesen Augenblick gewartet: sich einmal ihrem Vater gegenüber in einer überlegenen Position wiederzufinden. Aber auf einmal wusste sie gar nicht, warum ihr das alles so wichtig gewesen war. Sie wusste nur, dass sie nicht das empfand, was sie erwartet hatte, als ihr die Anerkennung ihres Vaters endlich zuteilwurde.
    Bernard nickte. »Freddie …«
    »Wenn ich gewusst hätte, was hier passieren würde«, sagte Freddie, »hätte ich wahrscheinlich versucht, es zu verhindern. Oder vielleicht auch nicht, was weiß ich? Ich bin mir gar nicht so sicher.«
    »Du bist ein anständiger, ehrlicher Mann, Freddie. Bleib so.« Bernard entschuldigte sich. Manette und Freddie hörten, wie er mit schweren Schritten die Treppe hochstieg. Dann wurde irgendwo über ihnen leise eine Tür geschlossen.
    »Am besten, wir gehen jetzt«, sagte Freddie. »Das heißt, wenn du dazu in der Lage bist.«
    Er ging zu ihr, und sie ließ es geschehen, dass er ihr auf die Beine half, nicht, weil sie nicht allein aufstehen konnte, sondern weil es ihr guttat, seine starken Arme zu spüren.
    Erst als sie im Auto saßen und auf das Tor zufuhren, kamen ihr die Tränen. Sie versuchte, lautlos zu weinen, doch Freddie bemerkte es sofort. Er hielt an und nahm sie in die Arme.
    »Das ist ziemlich heftig. Seine Eltern so zu erleben. Zu wissen, dass einer den anderen kaputt gemacht hat«, sagte er. »Ich schätze, deine Mutter hat immer gewusst, dass irgendetwas nicht stimmte, aber vielleicht war es leichter für sie, es einfach zu ignorieren.«
    Das Gesicht an seiner Schulter vergraben, schüttelte sie den Kopf.
    »Was ist?«, sagte er. »Okay, deine Schwester ist komplett verrückt, aber das ist doch nichts Neues, oder? Allerdings frage ich mich manchmal, wie es möglich ist, dass du so … na ja, so normal bist, Manette. Das ist fast ein Wunder, wenn man sich’s recht überlegt.«
    Das brachte sie nur noch mehr zum Schluchzen. Es war alles zu spät.
    LAKE WINDERMERE – CUMBRIA
    Lynley fand Valerie Fairclough in ihrem noch nicht fertiggestellten Fantasiegarten. Als er sich zu ihr gesellte, begann sie zu sprechen, als wären sie an ebendieser Stelle in ihrem Gespräch unterbrochen worden. Sie zeigte ihm das im Bau befindliche Schiffswrack, dessen Takelage später den größeren Kindern zum Klettern und Schaukeln dienen sollte. Sie zeigte ihm eine Kletterburg und ein kleines Karussell. Sie führte ihn zu einem Spielplatz für die ganz Kleinen, wo Pferde, Kängurus und Frösche auf schweren Federn auf ihre kleinen Reiter warteten. Es würde auch ein Fort errichtet, sagte sie, denn Jungs spielten doch so gern Soldaten, nicht wahr? Und für die Mädchen würde ein Miniaturhaus gebaut mit Möbeln und allem, was sich in einem richtigen Haus befand, denn, Emanzipation hin oder her, letztendlich blieben Mädchen doch am liebsten im Haus und spielten Mutter und Kind, nicht wahr?
    Über ihre letzte Bemerkung lachte sie freudlos. Auf jeden Fall, schloss sie, würde der Fantasiegarten ein richtiges Kinderparadies werden.
    Lynley fand das alles ziemlich merkwürdig. Was sie dort anlegen ließ, war viel eher geeignet für einen öffentlichen Park als für einen Privatgarten. Er fragte sich, was sie sich davon erwartete, ob sie größere Pläne hatte und Ireleth Hall der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte, wie so viele Herrenhausbesitzer es taten. Es war, als hätte sie seit Langem

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