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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Zak
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Blum‹, große Klasse, kluges politisches Theater. Oder ›Anatevka.‹ Das hat noch der alte Sandini inszeniert, und der junge Sandini spielte den Milchmann. Großartig, wunderbar. Dafür hat er den Theaterpreis gewonnen.«
    »Anatevka?«
    Mit einem Mal wurde Josif richtig wach.
    »Was ist ›Anatevka‹?«, fragte Judith.
    »Eine Geschichte aus meiner Heimat, spielt um 1900 herum. Da geht es um arme Leute, die so altertümliche Kostüme tragen …«
    Er schaute Judith an, und sie begriff sofort, was der Blick bedeutete.
    Judith wandte sich an die Frau:
    »Sie haben Fotos von Sandini aus ›Anatevka‹?«
    »Sicher, ich habe das Plakat, das konnte man hier damals für zwei Mark kaufen, und das Programmheft.«
    »Judith Wendel, Kriminalpolizei.« Judith zeigte ihren Ausweis. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir das Plakat anschaue?«
    Mit dem Plakat in der Hand und dem festen Versprechen, es morgen zurückzubringen, verabschiedeten sich Judith und Josif von der Rentnerin.
    »Josif, fährst du mich zum Gefängnis? Ich will Schellsicks das Foto zeigen und möchte keine Zeit verlieren.«
    »Ungern.«
    »Warum?«
    »Aberglaube. Man sagt bei uns, wer freiwillig das Gefängnis besucht, kommt bald unfreiwillig rein. Aber für dich riskiere ich selbst meine Freiheit.«
    »Wie edel. Ich werde mein Leben lang dran denken und dich im Notfall mit meinem Rapunzelzopf befreien.«
    3
    Der Besuch im Gefängnis dauerte eine halbe Stunde. Josif blieb im Auto. Er dachte an seinen Vater, der ihm oft gesagt hatte: »›Anatevka‹, das ist die Geschichte deiner Großeltern.«
    Josifs jüdische Großmutter Rosa Blumenfeld hatte 1916 mit 17 Jahren den zwei Jahre älteren Russen Pawel Bondar kennengelernt und sich in den Medizinstudenten verliebt. Beide gehörten in Jalta dem Kreis der sozialdemokratischen Revolutionäre an. Der Vater von Rosa, Moische Blumenfeld, ein Nähmaschinenhändler, wanderte 1918 mit seiner Frau und sechs Kindern nach Amerika aus. Rosa blieb als Einzige zurück, aus Liebe zu Russland, der Revolution und Pawel. Ein Jahr später gebar sie Alexander, den Vater von Josif. Pawel Bondar arbeitete nach dem Bürgerkrieg in der Städtischen Klinik als Arzt. Er zog sich komplett aus der Politik zurück, was ihn aber nicht vor den stalinistischen Säuberungen rettete. 1937 wurde er als Volksfeind verhaftet und hingerichtet. Zu der Zeit studierte Alexander bereits Medizin in Odessa. Rosa wurde 1941 zusammen mit 1500 anderen Juden in Jalta von den Deutschen und ihren einheimischen Handlangern umgebracht. Alexander Bondar beendete 1941 sein Studium, wurde einberufen und verbrachte den Krieg als Chirurg in einem Militärhospital. 1944 lernte er die 18-jährige Krankenschwester Swetlana kennen, die zukünftige Mutter von Josif. Swetlana stammte aus einer Bauernfamilie in der Ostukraine. Während der großen Hungerkatastrophe 1932 waren ihre Eltern gestorben, und Swetlana wuchs in einem Waisenhaus auf. Nach dem Krieg zogen die beiden nach Jalta. Alexander wurde Chef der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses, Swetlana arbeitete an seiner Seite als OP-Schwester. Nach etlichen Fehlgeburten kam 1961 Josif auf die Welt, ein Jahr später seine Schwester Lena, die heute noch in ihrem Geburtshaus in Jalta lebte.
    »Danke fürs Warten.« Judith kam zufrieden zurück und setzte sich in den Lada.
    »Er hat Sandini im Anatevka-Kostüm sofort wiedererkannt. Ich habe Schellsicks auch ein Foto von Sandini ohne Kostüm und Bart gezeigt. Stell dir vor, er kannte ihn! Sie haben sich bei einer Geburtstagsparty in irgendeinem Club oder Puff über Jurij kennengelernt.«
    Josif fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit zurück in die Stadt. Er war froh, das Gefängnis hinter sich gelassen zu haben.
    »Josif, ich habe nicht gesagt, dass ich das Bußgeld für zu schnelles Fahren übernehme. Bitte Fuß vom Gas! Also, Sandini hat wohl alles bis ins kleinste Detail geplant. Er hat sich mit dem Anatevka-Kostüm als Klaus der Prophet verkleidet und Schellsicks den Auftrag zur Brandstiftung erteilt. Den kölschen Dialekt von Klaus hat er natürlich auch perfekt imitiert. Dann hat er einen Mietwagen für Schellsicks bestellt und später behauptet, er habe diesen Mietwagen vor dem Theater gesehen. Und zum Schluss hat er die Filmaufnahme von Klaus der Polizei zugespielt. Die ganze Inszenierung diente einem einzigen Zweck: Der Fall musste aufgeklärt sein, damit die Versicherung bezahlt.«
    »Logisch, denn das Haus stand ja unter Denkmalschutz. Wenn er es

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