Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar
Unfall.«
»Waren Sie schon bei der Polizei?«
»Nein, für die Polizei ist der Fall abgeschlossen. Schellsicks ist der Brandstifter, Klaus Schiffenbusch der Auftraggeber. Doch Sie glauben wohl nicht im Ernst, dass ein geistesgestörter Penner imstande ist, allein eine Brandstiftung zu planen und zu organisieren. Und woher soll er 6000 Euro gehabt haben?«
»Wer soll denn hinter ihm gestanden haben?«
»Anna Hiller.«
»Welche Motive soll Anna Hiller Ihrer Meinung nach gehabt haben?«
»Geld. Mein Sohn hatte eine homosexuelle Beziehung mit Manfred Stock. Dies war der Grund, weshalb ich den Kontakt zu ihm abgebrochen und ihm seinen Pflichterbanteil ausbezahlt habe. Das Geld erbt jetzt sein Sohn. Doch bis er 18 wird, darf die Erziehungsberechtigte, in diesem Fall die Mutter, über das Geld verfügen.«
Pechstein nahm sein iPhone aus der Tasche und begann zu schreiben.
»Ich bestätige Ihnen eben den Auftrag per E-Mail. Diesmal geht es nicht ohne Rechnung, Herr Bondar. Ich zahle Ihnen eine Million Euro, wenn Sie sichere Beweise finden. Sagen Sie mir bitte möglichst schnell Bescheid, ob Sie den Auftrag annehmen.«
Pechstein steckte sein Handy ein, verabschiedete sich und ging.
Seine Mail kam sofort an. Silvia las vor:
Hallo Herr Bondar,
wie besprochen möchte ich Ihnen folgendes Angebot unterbreiten:
Sie erhalten 1000 000 Euro (eine Million), wenn Sie beweisen können, dass Anna Hiller in den Mord an meinem Sohn Christian verwickelt ist. (Motiv: 40 Millionen Euro Erbe)
MfG
Hans Pechstein
Silvia schaute Josif ungläubig an:
»Eine Million?«
Josif sagte nichts, ging zweimal im Zimmer auf und ab, setzte sich hin:
»Eine Million zahlt man nicht für jemanden, der nach Beweisen sucht, sondern für jemanden, der Beweise schafft … Das sind die Momente, wo ich mich auch lieber mit den Owajamaja-Indianern beschäftigen würde.«
»Waimiri. Wie meinst du das?«
»Das mit den Indianern?«
»Nein, das mit den Beweisen.«
»Ich brauche nur zwei zuverlässige Zeugen zu finden, die aussagen, dass sie gesehen haben, wie Anna Hiller Klaus dem Propheten Geld zugeschoben und ihn beauftragt hat, es an Schellsicks weiterzugeben. Wenn ich jedem Zeugen 100 000 Euro zahle, bleiben mir immer noch 800 000.«
»Machst du das?«
»Stell dir vor, wie viele Pelzmäntel wir dafür kaufen könnten. Würde für alle Owajamaja reichen.«
»Waimiri, Josif. Das ist nicht lustig. Über Tierquälerei macht man keine Witze.«
IV
1
An einem heißen Samstagvormittag im Juli besichtigten Judith und Josif ein Einfamilienhaus, das zu vermieten war. Das Eckhaus befand sich in einer 20 Jahre alten, mit Spielstraßen und Sandkästen gesegneten familienfreundlichen und kinderreichen Siedlung in Köln-Sürth. Vom Fenster des ausgebauten Dachgeschosses entdeckten sie 100 Meter weiter das Haus des Chirurgen Bleser. Dort hatten sie sich damals beim Fall Gluschkewitsch kennengelernt. Sie schauten sich an.
»Mittagessen im Toscanini?«, fragte Josif.
»Unbedingt.«
Ohne sich vom Makler zu verabschieden, verließen sie das Haus.
Im Toscanini bekamen sie denselben Tisch wie vor drei Monaten nach der Premiere. Die Minestrone war aufgegessen, sie warteten auf die Hauptspeise.
»Auch der Psychologe glaubt nicht, dass Klaus Schiffenbusch fähig wäre, ein Verbrechen so gründlich zu planen und in Auftrag zu geben.«
»Judith, vergiss es. Natürlich bleiben Fragen offen, aber der Fall ist längst abgeschlossen, die Verdächtigen wurden überführt und verurteilt. Polizei und Justiz sind glücklich. Happy End. Und wenn die Hauptkommissarin Wendel damit nicht zufrieden ist, dann wird sie zurechtgewiesen oder versetzt. Querdenker und Querulanten kann sich die Polizei nicht erlauben. Das ist in jedem Land gleich.«
»Soll ich einfach akzeptieren, dass ein Unschuldiger hinter Gitter kommt?«
»Wer weiß, ob es dem Propheten im Knast nicht besser geht als in der Freiheit. Viele Zuhörer, die ihm nicht ausweichen können, geregelter Tagesablauf und eine echte Ungerechtigkeit, die ihn in seinem Bewusstsein noch mehr mit seinem älteren Bruder verbindet.«
»Ich mag es nicht, wenn du so zynisch bist.«
»Ich bin nicht zynisch, ich meine es ernst. Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und nur das Gute schafft. Wir wissen nie vorher, was und wofür etwas gut oder nicht gut ist.«
»Ich weiß, dass es für mich nicht gut ist, wenn ein unschuldiger Mensch im Gefängnis sitzt. Das weiß ich ganz genau.«
»Beneidenswert sind die
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