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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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grundsätzliche Botschaft rüberzubringen, die Ästhetik ging ihm sonst wo vorbei. Das einmal so großartig angelegte Projekt war irgendwo unterwegs zu Schwachsinn mutiert. Adrian konnte nicht sagen, wo und wann genau. Vielleicht, als die Frau auf der M6 unter den Lastwagen geraten war. Vielleicht war es aber auch immer schon Schwachsinn gewesen, und er hatte nur zu lange gebraucht, um es zu kapieren. Alles, was er noch wollte, war, das begriff er jetzt, möglichst schnell und erfolgreich an das geplante Ende zu gelangen.
    »Wie siehst du den Zeitrahmen?«, fragte er Brady, als sie den Großteil der Szenen in ein Script übertragen hatten.
    »Gefilmt wird heute Nacht, veröffentlicht morgen. Gewähren wir John Shepherd eine schöne, lange, schlaflose Nacht.«
    »Denkst du nicht, wir sollten jetzt einfach durchstarten und alles heute Nacht noch durchziehen?«
    »Adrian, mein guter Junge«, sagte Brady und setzte wieder seinen altväterlich überheblichen Ton auf, wenn auch vielleicht nicht so überschwänglich wie sonst, »man könnte ja fast meinen, du seist unsere erhabene Gesellschaft leid. Morgen ist es am besten, glaub mir. Da bleibt mehr Zeit, damit die Panik richtig schön greift.«
    Adrian stand auf, ging zum Waschbecken und spülte die Kanne der Kaffeemaschine und seine Tasse aus.
    »Denk, was du willst«, sagte er ruhig. »Ich bin auf jeden Fall mit der Kamera bereit.«
     

33
    Sie blieben in dem fensterlosen Besprechungszimmer und benutzten es vorübergehend als Einsatzraum. Steve Horton stieß mit seinem Laptop zu ihnen und schloss einen Beamer und einen Drucker daran an, damit sie sehen konnten, was sie sehen mussten, und ausdrucken, was sie später draußen brauchen würden. Jacobson half bei der Arbeit mit wie jeder andere. Um halb acht hatten sie jeden Weg im Umkreis von acht Kilometern um Boden Hall aufgelistet und dazu die Einzelheiten jeder Adresse an diesen Wegen, ob Wohnhaus, Bauernhof oder Pub. Dann, nachdem Hortons Software ihnen die Bevölkerungsdichte und andere relevante Faktoren ausgespuckt hatte, teilten sie das Terrain in annähernd gleiche Teile auf. Anschließend griff Jacobson zum Telefon und nutzte seine Vollmacht, so viele diensttuende CID-Beamte und uniformierte Kollegen für die Ermittlungen einzusetzen, wie benötigt wurden. Um zwanzig nach acht war alles bereit. Zweiundzwanzig Beamte waren instruiert, jeweils zwei pro Fahrzeug sollten sich einen Teil der Straßen und Häuser innerhalb des designierten Kreises vornehmen. Hume und Ray Williams bildeten ein Team, Emma Smith wurde DC Phillips zugeteilt, der erst kürzlich zum CID gestoßen war und den sie noch nicht richtig kannte. Jacobson und Kerr übernahmen einen verlassenen Sektor nördlich von Wynarth. Einen ländlichen Pub, drei Bauernhöfe und eine alte Wassermühle, die in ein halbes Dutzend teurer Wohnungen umgewandelt worden war. Jacobson hatte sich den Sektor hauptsächlich wegen des Pubs ausgesucht. Ob in der Stadt oder auf dem Land, in Pubs war oft spät noch Betrieb, und der Alkohol lockerte die Zungen der Gäste.
    Sie arbeiteten sich systematisch vor, fuhren erst zu den Höfen und der Wassermühle und sparten sich den Pub für zuletzt auf. In Sachen Bildmaterial war auf den Bauernhöfen nichts zu holen. Zwar hatten zwei von ihnen tatsächlich Sicherheitskameras, aber beim Haus und den Stallungen, und die lagen sieben-, achthundert Meter von der nächsten öffentlichen Straße entfernt, und selbst ein so gründlicher Mann wie Jacobson konnte keine Notwendigkeit erkennen, das von ihnen aufgenommene Material zu sichten. Ich sollte Ihnen das vielleicht nicht sagen, erklärte der dritte Bauer, der ganz allein auf seinem Hof zu leben schien, aber dann sagte er es ihnen doch: Er brauche keine verdammten Sicherheitskameras, vielen Dank auch, schließlich schlafe er mit einem geladenen Gewehr neben dem Bett. Jacobson klärte ihn streng über die gesetzlichen Bestimmungen zur Angemessenheit von Verteidigungsmaßnahmen und korrekten Aufbewahrung von Feuerwaffen auf. Bauern lagen Jacobson ganz allgemein nicht sehr, vor allem nicht, wenn es sich um Bürgerwehranhänger handelte, die der Meinung waren, die Gesetze des Landes hätten für Leute mit Tweedjacke und Gummistiefeln keine Bedeutung. Aber das war im Moment Jacobsons kleinstes Problem.
    Die Wassermühle bescherte ihnen die gleiche Enttäuschung wie die ersten beiden Bauernhöfe: Die Kameras waren allein auf das Gebäude gerichtet, ihr Radius reichte nicht bis zur Straße.

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