Gleich bist du tot
(beide mit einwandfreier Arbeitserlaubnis), aber ansonsten nutzte Shepherd örtliche Vermittlungsagenturen, die ihm je nach Bedarf Putzleute, Gärtner und weiteres Personal schickten. Zweimal die Woche kam eine Putzkolonne, und im Augenblick arbeitete auch ein Trupp Gärtner auf dem Gelände.
»Wir haben mit den beteiligten Firmen gesprochen, Chef«, sagte Emma Smith. »Sie liefern uns so bald wie möglich die Namen und Adressen sämtlicher Leute, die während der letzten zwei Wochen auf dem Anwesen zu tun hatten. Wenn Sie wollen, können wir zeitlich auch noch weiter zurückgehen.«
»Nein, Mädchen, das sollte uns reichen. Ich wage zu behaupten, dass uns da mindestens einer wegen irgendwas bereits bekannt sein wird, was allerdings noch lange nicht heißt, dass er auch mit der Sache zu tun hat. Wahrscheinlich gerade nicht.«
»Sie glauben also nicht, dass da jemand von innen mitgemacht hat, Frank? Dass da ein Hinweis kam?«
»Nun, die Möglichkeit besteht natürlich, aber ich würde nicht sagen, dass man January Shepherds Wege ohne einen solchen Insidertipp nicht hätte vorhersehen können. Wo hätte sie nach einem Auftritt in Wynarth sonst wohnen sollen, wenn nicht bei ihrem Dad? Da ging es letztlich nur darum, auf der Lauer zu liegen, und das ist genau das, was sie getan haben.«
»Allerdings mussten sie wissen, dass sie mit Shepherds Mercedes unterwegs sein würde«, sagte Kerr.
»Das stimmt, aber ich bezweifle, dass das Shepmobil hier vor Ort ein großes Geheimnis ist. Das ist wahrscheinlich eine Information, die man in praktisch jedem Pub in Crowby bekommt, ohne allzu große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Shepherd hat seit seiner Rückkehr einiges Aufsehen erregt. Die Leute sind heute ganz verrückt nach Stars, wenigstens erzählt man mir das.«
»Wir sehen die Angestelltenlisten aber dennoch durch, wenn sie kommen?«, fragte Williams.
»O ja, mein Junge. Es sei denn, es gibt Wichtigeres. Neunzig Prozent Plackerei plus zehn Prozent noch größere Plackerei, das ist unser Job. Sie haben doch mit den, äh, Lettinnen schon gesprochen?«
»Ray hat das übernommen, Chef«, sagte Emma Smith spitz. »Schließlich sind die beiden blond.«
Mick Hume fing an zu lachen, flüchtete sich aber gleich in einen falschen Husten.
Jacobson überging die persönliche Anspielung.
»Und?«
»Sie haben bestätigt, was uns Shepherd und seine Freundin erzählt haben«, sagte Williams, der leicht rot geworden war. »Dass seine Tochter gestern Abend mit Perry im Mercedes weggefahren ist und sie die beiden seitdem nicht mehr gesehen haben. January Shepherds Zimmer und ihr Bett waren heute Morgen unberührt.«
Kerr ergriff das Wort und erzählte von seiner und Jacobsons Unterhaltung mit Alice Banned und seinem Besuch bei Ruth Sutton, der Kunstlehrerin. Mick Hume fasste die Geschehnisse im Krankenhaus zusammen: Perry Harrison werde gerade operiert, aber die Aussichten seien nicht sonderlich gut.
Jacobson zog den Deckel von seinem Take-away-Becher, nahm ein paar mittlerweile lauwarme Schlucke Kaffee und führte seine letzten Überlegungen aus.
»So wie ich es sehe, hält die Bande January Shepherd aus einem Grund fest, den wir noch nicht kennen. Oder es ist etwas fürchterlich danebengegangen, und ihre Leiche liegt irgendwo da draußen und wartet darauf, entdeckt zu werden. So oder so, unsere Aufgabe bleibt die gleiche: Wir müssen sie finden, und das möglichst schnell.«
»Ich bin guter Hoffnung, dass sie noch lebt und die Bande sie festhält, Frank«, meinte Kerr. »Das ganze Vorgehen letzte Nacht wirkt vorgeplant. Wenn sie einfach nur eine weitere junge Frau hätten entführen wollen, hätten sie es viel einfacher haben können.«
»Da stimme ich zu, alter Junge, und ich hoffe, Sie haben recht. Aber wie ich schon sagte, an unseren Prioritäten ändert das nichts, und die bittere Wahrheit ist, dass wir, da sollten wir uns nichts vormachen, noch nicht mal in ihre Nähe gekommen sind. Steve Horton hat immer noch keine Spuren im Internet und zu ihrer E-Mail gefunden, nicht mal mit Hilfe der ICU, und selbst wenn es ihm gelingen sollte, wäre es noch ein langer, langer Weg bis zur Lokalisierung ihres Computers. Dazu kommt, dass keine der Kreditkarten mehr benutzt wurde, die wir der Bande zuordnen können. Wir haben es hier nicht mit Dummköpfen zu tun, ganz sicher nicht.«
Kerr stellte die Frage, zu der sich die anderen von ihrem Rang her nicht berufen fühlten.
»Was wollen wir also als Nächstes tun,
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