Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
Vom Netzwerk:
Vereinigten Königreich auch nur den Kopf aus der Tür streckte, wurde dreihundert Mal und mehr pro Tag aufgenommen, doch die schiere Quantität besagte noch nichts. Weshalb Straßenkinder Kapuzen-Sweatshirts und Baseballkappen liebten und die drecksfaulen Bullen sie hassten. In neun von zehn Fällen waren die Bilder aus Einkaufszentren und Vorhallen Schrott, nutzlos, zu unspezifisch: auf jeden Fall nicht detailliert genug, um zweifelnde Geschworene und einen dahindämmernden Richter zu überzeugen. Alles, was sie machten, war, die Strategie der Straßenkinder mit Hilfe ihres gemeinsamen technischen Wissens und ihrer Fähigkeiten auf höherem Niveau anzuwenden. Drüben in Crowby würde die Polizei längst nach ihnen fahnden und dabei auf die Beschreibungen ihres Opfers und die Bilder der örtlichen Überwachungskameras zurückgreifen. Aber Brady, Maria und Annabel hatten gestern so anders ausgesehen als heute.
    »Grün passt am besten zu diesem Teint, Ad«, sagte Maria und beendete damit seine Träumerei.
    Sie gab ihm ein frisches Paar Kontaktlinsen. Unbeholfen, wenn auch lange nicht mehr so unbeholfen wie zu Anfang, setzte er sie ein. Das war etwas, was er immer noch hasste, ohne Grund und Logik verabscheute (sah er doch scharf wie ein Adler), aber es war ein weiteres Mosaiksteinchen ihrer Sorgfalt, ihres festen Willens, sich vor den Klauen des Systems zu schützen.
    »Hübsch«, sagte sie mit einem Lächeln und hielt ihm einen Handspiegel hin, damit er seine letzte Inkarnation sehen konnte. »So könnte ich auf dich fliegen.«
    Es war nicht wirklich vernünftig von ihr, das zu sagen. Brady war nicht im Zimmer, und Annabel auch nicht, aber dass Adrian keine Petze war, konnte Maria nicht wissen. Jedenfalls nicht sicher. Aus dem Grund, vor allem ihr zuliebe, erwiderte er nichts, sondern lächelte nur zurück, stand auf und ließ den Augenblick verstreichen.
    Er schaltete den Fernseher ein und sah die Regionalnachrichten. Auf der M6 hatte es einen üblen Unfall gegeben, und die Berichterstattung darüber, zusammen mit den Sportinformationen, füllte fast die ganze Sendung. Brady hatte gesagt, auf ›Crowby FM‹ hätten sie etwas gebracht, aber erst ganz zuletzt und ohne viele Einzelheiten. Die Polizei suche nach einem Wagen, in Verbindung mit einem ernsten Vorfall früh am Sonntagmorgen. Offenbar hatten sie die Marke und das Kennzeichen durchgegeben, aber nichts von einem Angriff auf eine junge Frau gesagt. So ist es recht, hatte Brady bemerkt, die Ruhe vor dem Sturm. Genau so wollen wir es.
    Annabel kam hereingeschwebt, um sich in Marias Hände zu begeben. Brady saß noch in der Küche, nahm Adrian an. Da hatte er ihn zuletzt gesehen, mit einer Tasse Tee oder Kaffee, die er nicht zu trinken schien, und völlig in den Rezensionsteil des ›Observer‹ versunken, seiner geliebten Sonntagslektüre.
    Adrian ging zurück in sein Schlafzimmer und zog sich eine schnelle Line Koks auf der Rückseite einer leeren CD-Hülle rein. Jedem sein Vergnügen, dachte er. Brady standen ausgiebig zwischenmenschliche Reize zur Verfügung, von denen er zehren konnte, Adrian nicht. Aber er schätzte, dass ihn eine Zehner-Dosis Koks auf den gleichen Stand brachte, wenn es darum ging, Frauen aufzureißen.
    Als die drei fertig waren, nahmen sie den Aufzug hinunter zum gesicherten Parkplatz. Annabel war heute die Fahrerin. Sie hatten einen neuen Mietwagen, wieder einen BMW, aber diesmal einen Sechser, ein Cabrio. Den alten Fünfer hatten sie in der Brunswick Street zurückgelassen und vorher die Kennzeichen durch falsche ersetzt. Maria saß hinten und Adrian vorne auf dem Beifahrersitz mit dem Stadtplan auf den Knien, aus augenfälligen Gründen: Das Navigationssystem würde ihre Spur auffindbar machen. Adrian kannte die Stadt nur von dem, was sie vor ihrem Herkommen an Informationen darüber gesammelt hatten. Jetzt waren sie hier, und alles sah anders aus. Sie bogen mehr als nur einmal falsch ab und machten so unter anderem einen interessanten Abstecher ins Schmuckviertel, aber dann fanden sie die richtige Straße hinaus aus dem Zentrum und fuhren südwestlich in Richtung Universität.
    Sie kurvten durch die Teile von Edgbaston, Mosely und Selly Oak, in denen sie die entsprechenden Läden vermuteten, bis sie endlich in der Bristol Road fündig wurden. Es war ein Relikt aus viktorianischen Zeiten, ein riesiger Pub, der kaum zehn Minuten zu Fuß vom Uni-Campus entfernt lag. Eine Band wärmte sich drinnen bei voller Lautstärke auf und ließ

Weitere Kostenlose Bücher