Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
Vom Netzwerk:
noch. Annabel steckte seine Vorwürfe weg und versprach, beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein, aber ihm war klar, was sie wirklich dachte: Es hat mir Spaß gemacht, Brady. Dieses Dreckstück hat es nicht anders verdient.
    Der Transit stand wartend an der vereinbarten Stelle, in einer ruhigen Vorortstraße, wo der BMW ein, zwei Stunden lang sicher sein müsste. Links und rechts von der Straße duckten sich Einfamilienhäuser hinter hohe Mauern und Zypressen und fingerten mit langen Auffahrten nach der Straße. Das einzige, kurze Risiko bestand im Umladen selbst, aber das hatten sie geübt, um schnell zu sein und keine falschen Handgriffe zu machen. Brady parkte rückwärts hinter dem Transit ein und entriegelte den Kofferraum. Als er und Annabel aus dem BMW stiegen, hatten Maria und Adrian die junge Frau bereits hinten in den Ford geschafft.
    Brady hatte ein baum- und buschbestandenes Areal in der Nähe eines neu ausgewiesenen Baulands in Richtung der M6 für ihre Unternehmung ausgesucht. Die Wohnsiedlung, die dort entstehen sollte, umfasste nur ein paar Straßen, es waren sicher nicht mehr als fünfzig, sechzig Häuser geplant. Kleine Häuser: Kleine Kisten für kleine Geister, hatte er den anderen voller Sarkasmus erklärt, als er ihnen den Platz beschrieben hatte. Wahrscheinlich gab es nachts eine Sicherheitspatrouille, die ein Auge auf die Baustellen warf, aber Brady hatte einen Weg gefunden, der noch vor der Hauptzufahrtsstraße abzweigte und sie bis an den Rand des Wald- und Buschlandes brachte. Vorn an der Abzweigung stand ein Sackgassenschild, was die allerorten anzutreffenden Umweltsäue sicher noch ermutigte, ihre alten Computer, ausrangierten Fernseher und kaputten Sofas in die Landschaft zu kippen. Wenn einer von denen zufällig auf den Transit stoßen sollte, würde er kaum mit der Wimper zucken, sondern davon ausgehen, dass irgendjemand ein Stück weiter in gleicher Sache unterwegs war.
    Maria saß am Steuer, da Adrian hinten bei der DV-Kamera gebraucht wurde. Kaum dass sie die junge Frau im Transit hatten, legten sie ihr Handschellen an und verklebten ihr den Mund, und Annabel machte die Handschellen jetzt noch etwas enger und spannte auch den Klebestreifen fester, als nötig gewesen wäre.
    »Da ist es mit der dicken Lippe nicht mehr so weit her, wie?«, fragte sie und schubste die Frau in die Ecke.
    Brady gönnte ihr den Spaß, sorgte aber dafür, dass sie keinen richtigen Schaden anrichtete, weil er sein Opfer bei Bewusstsein und körperlich unversehrt haben wollte, wenn die eigentliche Vorstellung begann.
    Maria fuhr so nahe an die ersten Bäume heran, wie es der Weg erlaubte. Sie schaltete das Licht aus und stellte den Motor ab, während die anderen die junge Frau aus dem Transit bugsierten. Brady sorgte dafür, dass ihr Opfer verfolgen konnte, wie er in einer Reihe schwarzer Müllsäcke herumsuchte und schließlich ein kräftiges Seil hervorzog, dessen Ende bereits zu einer mustergültigen Schlinge gebunden war. Er legte sich das Seil über die Schulter und griff nach einem zusammenklappbaren Campingtisch, der seitlich an der Wand lehnte.
    »Das ist heute nicht gerade deine Glücksnacht, Jane, in mehrfacher Hinsicht«, sagte er und stieg aus dem Transit.
    Unterwegs hatte er ihre Tasche durchsucht, herausgefunden, wer sie war, und sich versichert, dass ihr Handy ausgeschaltet war.
    Nach etwa fünf Minuten Fußweg hinein in den Wald fanden sie eine Eiche mit einem kräftigen Ast genau in der richtigen Höhe. Maria und Annabel hielten ihr Opfer fest, während Brady das Seil festmachte und Adrian die Szene filmte. Als alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet war, ging Brady zu Jane hinüber und machte ihr sein gewohntes Angebot: Sie würden ihr den Klebestreifen abnehmen, aber nur, wenn sie sich ruhig verhielt, nur, wenn sie nicht um Hilfe rief. Wenn sie auch nur etwas in der Richtung versuche, werde sie es bitter bereuen: Das verspreche er ihr verdammt noch mal ganz persönlich. Die junge Frau nickte mit dem Kopf, und Annabel zog ihr den Klebestreifen ab und holte den Knebel heraus, einen modisch grünen Seidenschal. Brady blieb direkt vor Jane stehen.
    »Das ist ganz und gar nicht deine Glücksnacht«, sagte er. »Wir sind übrigens die Art-Gang, zumindest nennen uns die Zeitungen so, und jetzt werden wir dich an dem Baum hier aufhängen, weil uns gerade danach ist.«
    Die Beine der Frau drohten ihr den Dienst zu versagen und fingen unkontrolliert an zu zittern. Ihre Stimme war schwach, wenn

Weitere Kostenlose Bücher