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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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Kopf, vielleicht, um mit Brady zu lachen, vielleicht, um Adrian auszulachen.
    Die junge Frau erkannte ihre eine hauchdünne Chance und ergriff sie. Mit einer abrupten Bewegung riss sie ihren Körper herum und entwand sich so Annabels Griff um ihren Oberarm. Es war der Bruchteil einer Sekunde. Aber er genügte. Immer noch nackt rannte sie los, rannte verzweifelt tiefer in den Wald hinein. Die vier setzten ihr nach. Jane trug Handschellen und war erschöpft, aber sie war kleiner als ihre Verfolger und wurde so weniger von den Ästen behindert, die den anderen ins Gesicht schlugen und an ihren Kleidern zerrten. Annabel stolperte über eine Ranke oder einen Ast und fiel zurück. Vor ihnen war plötzlich das Rauschen der Autobahn zu hören. Verzweifelt rannte das Mädchen weiter und weiter, rannte um sein Leben und gewann immer mehr Vorsprung.
    Adrian dachte, seine Lunge müsste platzen, zwang sich aber weiter. Er war der Erste, der zwischen den Bäumen hervorkam und auf den steilen, grasbewachsenen Abhang stieß, der hinunter zur Leitplanke und dem Standstreifen führte. Jane war bereits über die Leitplanke geklettert. Sie sah sich um, sah Brady neben Adrian auftauchen, sah, wie er ihn zur Seite stieß, auf dem Hintern den Hang hinunterrutschte und immer noch nicht aufgab. Adrian rührte sich nicht, er war wie versteinert. Auf der Gegenfahrbahn war viel Verkehr, aber in dieser Richtung kam nur ein einzelner Lastwagen auf der linken Spur herangeprescht. Die Zeit reicht nicht, dachte Adrian, Brady wird sie nicht mehr erreichen können, ohne selbst gesehen zu werden. Es war unmöglich. Sie musste nur stehen bleiben, wo sie war, und dafür sorgen, dass der Fahrer sie entdeckte. Aber Brady kam näher, sie verlor die Nerven, schätzte die Situation falsch ein, unternahm einen kopflosen Sprint Richtung Mittelstreifen, und aus der möglichen Rettung wurden die letzten, Knochen zertrümmernden, Leib zerfetzenden Augenblicke ihrer Existenz.
     

Teil II
Mädchen auf Video
     
     

17
     
    Die Polizei verschärft die Jagd auf die Bande, die hinter der Serie bizarrer Entführungen in den Midlands stehen soll. Diversen Fernsehstationen und Zeitungen, darunter auch dem ›Argus‹, wurde zuvor ein neues Video geschickt, das offenbar das Martyrium des letzten Opfers der Bande zeigt. In einem schrecklichen Verkehrsunfall starb eine junge Frau, die, wie die Polizei glaubt, auf der Flucht vor der Bande war, am Dienstagabend auf der M6. Ingesamt wurden bis jetzt vier junge Frauen entführt und mussten in den Händen der Bande entsetzliche Torturen erleiden. Die Polizei weigert sich bislang, die Identität der mutmaßlichen Opfer preiszugeben, bestätigt aber, dass es sich ausnahmslos um junge Frauen handelt und drei von ihnen entführt wurden, nachdem sie sich abends in beliebten Lokalen der Gegend aufgehalten hatten. Wie es heißt, rangiert ihr Alter zwischen 18 und 24. Das letzte Opfer wurde gestern Abend in Wolverhampton entführt, aber die Polizei hält alle Einzelheiten über den Vorfall geheim. Die Jagd auf die Bande begann am letzten Wochenende, nachdem ein Teenager aus Crowby nach einem Abend im »Club Zoo« bei lebendigem Leib begraben und erst im letzten Moment wieder freigelassen worden war. Ähnliche Vorfälle gab es Sonntagabend in Birmingham und Dienstagabend in Coventry, wo das Martyrium des Opfers, wie angenommen wird, mit seinem Tod auf der M6 endete. Insgesamt vier »verstörende« Videos von den Entführungen sind bisher von der Bande verschickt worden. Bis jetzt haben BBC, ITV und die anderen großen Sender – Fortsetzung auf Seite 2
    Gehen Sie nicht allein, warnt die Polizei – Seite 3
     
    Soll das Fernsehen die »kranken« Bilder zeigen? – Seite 4
     
     
    January Shepherd las den Bericht in der Lokalzeitung, nachdem sie bereits einen Blick in den ›Guardian‹ und die ›Daily Mail‹ geworfen hatte. Früher hatte Dad immer alle verfügbaren Zeitungen abonniert, egal, wo sie gerade wohnten. Er wollte Bescheid wissen, sich nicht nur im Musikgeschäft auskennen, sondern überall. Neugier hat noch niemandem geschadet, hatte er ihr einmal gesagt, wirklich niemandem. Heute las er dennoch nur noch diese drei Zeitungen, wobei die ›Daily Mail‹ sicher für Kelly war, Dads derzeitige Konkubine. Wahrscheinlich mochte Kelly an der ›Mail‹ vor allem den Showbiz-Tratsch und die neuesten Gesundheitsrezepte. Der ›Argus‹ schien in Bezug auf die Entführungen am aktuellsten, ›Daily Mail‹ und ›Guardian‹

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