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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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dem tatsächlichen Geschehnis und der Niederschrift sämtlicher Einzelheiten im Computer betrug wenigstens Stunden, oft Tage und Wochen, manchmal sogar Monate. Jacobson sah noch einmal nach dem, was es bereits gab, und stellte fest, dass neben der Vorgangsnummer auch ein Werkstatthinweis stand. Irgendwer weiter oben in der Kette hatte offenbar entschieden, dass es die Wracks wert waren, auf das Polizeigelände transportiert zu werden, damit man sie näher untersuchen konnte. Der Werkstatthinweis führte zu einer kurzen Beschreibung: Identifikation steht noch aus. Die Fahrzeugmarken sind Mercedes Benz und
    BMW.
    Er löffelte Kaffeepulver in eine Tasse, die unbedingt einmal ausgespült gehörte. Aus irgendeinem Grund ließen ihn die schmutzig braunen Kaffeekörner an Boden und Erde denken. Gleichzeitig überlegte er, ob ihm einer der höheren Beamten der Schutzpolizei nicht einen Gefallen schuldete. Oder ob es da in den höheren Rängen nicht jemanden gab, zu dem er seit Längerem schon nicht mehr unhöflich gewesen war.
     
    John Shepherd erwachte mit dem warmen, feuchten Gefühl von Kellys Mund um seinen steifen Schwanz. Ihre Zunge war so geschickt wie eh und je, auch ohne den kleinen silbernen Stecker, den sie auf Anraten der Mundhygieneberaterin hatte entfernen lassen. Er döste noch ein wenig, nachdem er sie gevögelt hatte. Als er später wieder aufwachte, war sie weg, und er stand auf, duschte heiß und trat zum Abtrocknen an das falsche Tudor-Fenster, das vage einem Mitarbeiter von William Morris zugesprochen wurde. Die Gärtner waren bereits an der Arbeit, harkten Blätter von den langen Blumenbeeten und schnitten die Formen der Büsche neben dem Springbrunnen nach. Die Leute waren natürlich nicht angestellt, sondern arbeiteten für eine Firma, die Shepherd mit der Pflege des Gartens beauftragt hatte. Zur Blütezeit der Familie hatten die Bodens ihre eigenen Gärtner gehabt, nebst einem vollständigen, Mützen ziehenden Sortiment von Dienern, Küchenpersonal, Stallburschen, Landarbeitern und hauptamtlichen Katzbucklern. Aber die Zeiten änderten sich. Heute konnte man in einer völlig anderen Welt aufwachsen (dem Beech Park in seinem Fall) und am Ende doch Besitzer von so was wie dem hier werden.
    Die Dusche hatte ihn nur teilweise von Schweiß und Kopfschmerz befreit, aber da machte er sich keine Sorgen. Er hatte bereits eine noch nicht ganz geleerte Flasche Rémy Martin auf seiner Seite des Betts entdeckt, die hinter seinem Hemd und seiner Hose von gestern verborgen stand. Kelly musste sie beim Aufstehen übersehen haben. Entweder das, oder sie hatte es zu eilig gehabt, zum Frühstück zu kommen, um das Zimmer richtig zu durchsuchen. Sie war ein so hungriger Charakter. Sex, Essen, Reisen, Einkaufen: Was es auch war, sie wollte immer noch mehr davon. Er schraubte den Deckel ab, trank direkt aus der Flasche und hörte nicht auf, bis er das Gefühl hatte, eine gute Grundlage für den Tag gelegt zu haben. Anschließend zog er ein sauberes Paar Schwimmshorts und ein frisches blaues Polohemd an und ließ die schmutzigen Sachen vom Vortag auf dem Boden liegen. Eine der beiden faulen kleinen Litauerinnen, die sich lachend selbst Hausmädchen nannten, konnte sich später um das Schlafzimmer kümmern, und das tat sie besser gründlich, sonst musste er Perry zu der Agentur schicken, damit er sich beschwerte. Er ging ein weiteres Mal ins Bad, putzte sich die Zähne und gurgelte mit Mundwasser. Einen so jungen Tag wollte er sich nicht schon am Frühstückstisch mit einer Debatte über seine Sauferei verderben. Die Tatsache, dass sie es sich in letzter Zeit angewöhnt hatte, über seine Trinkgewohnheiten zu nörgeln, war der einzige, winzig kleine Fehler der ansonsten so verträglichen Kelly. Himmel, hatte er ihr neulich morgens erklärt, andere Mädels an ihrer Stelle würden es nicht erwarten können, dass sich der alte Knacker auf die eine oder andere Weise umbringt, damit sie an seine posthumen Leckereien kämen. Daraufhin hatte sie ihn ernsthaft verletzt angesehen und ihm erklärt, wie sehr sie ihn liebe und an ihn glaube: Sie wolle, dass er nie sterbe. Was für eine verdammte Schauspielerin.
    Er rief in der Küche an: Birgit, die holländische Herrscherin über das kulinarische Reich, nahm ab, und er ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen:
    »Eier Benedikt, meine Gute, und sagen Sie Kelly, wir frühstücken am Pool.«
    Er legte auf, sobald er seinen Satz beendet hatte, verließ das Schlafzimmer und ging über den

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