Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
Vom Netzwerk:
Natürlich konnte Bentham recht haben. Vielleicht gab es wirklich keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Möglicherweise war January ja irgendwo mit Perry. Verstanden hatten sich die beiden schon immer gut, und Perry kam dem Traum vieler Frauen von einem muskulösen Liebesgott sicher ziemlich nahe. Shepherd hatte January zwar nie in dieser Kategorie gesehen (besonders, wo sie offenbar mal auf einen wie Nick Bishop abgefahren war), aber möglich war es doch. Und eine Hoffnung, an die er sich klammern konnte.
     
    Jacobson rief Jim Webster aus dem Auto an: Der Schauplatz, an dem letzte Nacht drei Autos abgefackelt worden waren, musste spurentechnisch untersucht werden, und zwar dringend, und falls Webster meine, dass seine Leute anderswo zu tun hätten, solle er sich mit Dud Bentham anlegen. Anschließend rief Jacobson im Wachraum an: Sie brauchten den Streifenwagen für Crowbys Umland am Tatort. Da musste alles abgesperrt werden, bis die Spurensicherung auftauchte. Der neue Besitzer von Boden Hall hatte den Chief Constable alarmiert, worauf der sich auf Greg Salter gestürzt hatte, der wiederum gleich auf Jacobson losgegangen war. Aber ausnahmsweise mal sah Jacobson keinen Grund zum Widerspruch, keinen Grund, einen Befehl von oben zu umgehen, obwohl auch der mal wieder zeigte, wie die Geldsäcke dem gemeinen Mann auf der Straße vorgezogen wurden. Wenn einer der BMWs der Art-Gang (und wahrscheinlich auch der andere) drei Kilometer von der Stelle in Flammen aufging, wo eine zweiundzwanzigjährige junge Frau als vermisst gemeldet worden war, dann hatte man eine »Situation«, wie es die Amis ausdrücken würden.
    Für Jacobson war John Shepherd nur ein Name, ein Rockstar, der in Crowby angefangen, es nach ganz oben geschafft hatte und erst kürzlich in seine Heimat zurückgekehrt war, um dort ein bisschen Gutsherr zu spielen. Er bat Kerr, ihn genauer ins Bild zu setzen.
    »Der Mann ist nicht mein Fall, Frank«, sagte Kerr und bremste vor einer neuerlichen Kurve ab. »In den Achtzigern war er eine große Nummer, heute nicht mehr, wenigstens hat er schon lange nichts Neues mehr gemacht. Wobei er seine großen Erfolge in den Staaten gefeiert hat, nicht hier, aber genau so macht man’s wohl, wenn man richtiges Geld verdienen will.«
    »Sie mögen ihn nicht?«
    Kerr war als Musikfan bekannt, und auch dafür, dass er alles abtat, was nicht seinem Geschmack entsprach.
    »Für mich ist seine Musik zu flach. Technisch ist er top, aber ihm fehlt der Pfeffer, das hat alles keine Kanten. Ich hatte immer den Eindruck, als recycelte er Sachen, die es schon mal gegeben hatte, und zwar besser. Ich würde ihn irgendwo bei den Dire Straits einstufen, oder ähnlichen Langweilern. Sie müssten sich doch auch noch an ihn erinnern, bei Ihrem Alter.«
    »Ruhe«, sagte Jacobson lachend.
    »Die Tochter soll allerdings richtig cool sein. Alice Banned. Ich habe sie noch nicht gehört, aber Steve Horton hat sich was heruntergeladen, und er meint, die werden mal was Großes.«
    Der Streifenwagen überholte sie, als sie sich dem Brandplatz näherten. Kerr hielt an, und Jacobson stieg aus und redete kurz mit der Tagesschicht, um klarzumachen, wie wichtig der Fall möglicherweise war. Offiziell gab es heute nur Beamte bei der Polizei, aber als Kerr beim Losfahren in den Rückspiegel guckte, schluckte er und sah eine blonde Beamtin, von der man am liebsten jeden Tag Handschellen angelegt bekäme. Jacobson steckte sich endlich seine zweite B&H des Tages an und fuhr das Fenster herunter, um dem Nichtraucher Kerr nicht zu sehr auf die Nerven zu gehen. Als sich der Wald lichtete und Boden Hall in der Ferne sichtbar wurde, nahm Jacobson einen letzten Zug und musste daran denken, dass er hier draußen schon mal zu tun gehabt hatte. Im heftigen Nachklang zum Mordfall John Mortimer, der jetzt wie lange?, er rechnete nach, ja, etwa vier Jahre zurücklag. Die Zeit flog nur so dahin, wenn man seine Tage damit zubrachte, Mördern, Vergewaltigern und (in dem Fall damals) gierigen, reichen Mistkerlen hinterherzujagen.
    Es gab ein elektronisch gesteuertes Tor, das den Zugang zu Boden Halls eigener, privater Zufahrtsstraße verschloss und an das sich Jacobson nicht erinnern konnte. Kerr hielt seinen Polizeiausweis vor eine schmale, längliche Kamera, ein Licht wechselte von Rot zu Grün, und das Tor öffnete sich.
    »Da sieht man, wie die andere Hälfte lebt, Frank«, sagte Kerr, fuhr hindurch und ließ den Blick über die weite Parklandschaft zu beiden Seiten der

Weitere Kostenlose Bücher