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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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herausgeschleuderten Personen und möglichen Verletzten gesucht, als sie den Brand unter Kontrolle hatten, Chef«, antwortete Dawson. »Aber ich bezweifle, dass sie so weit in den Wald hinein sind. Dafür gab es keinen Grund.«
    »Hil . . .«
    Die Stimme versiegte, aber es war klar, dass sie ihr näher kamen. Dawson korrigierte die Richtung, und Jacobson und Kerr folgten ihr, einer nach dem anderen, immer darauf bedacht, keine möglichen Spuren zu zerstören.
    Sein Kopf fiel zur Seite, als sie ihn entdeckten, und seine Augen schlossen sich. Offenbar hatte er die letzte Energie aus sich herausgepumpt und gab sich nun in ihre Hände. Dawson sprach erregt in ihr Funksprechgerät und rief einen Krankenwagen, während Kerr die festgezurrten Knoten des Seils zu lösen versuchte, es aber schnell wieder aufgab. Es war aussichtslos, und so nahm er sein scharfes, nicht genehmigtes Taschenmesser, das er im Dienst eigentlich nicht dabeihaben sollte, und zerschnitt das Seil. Anschließend machte er sich daran, die Schlösser der Handschellen zu knacken. Das waren absolut keine Spielzeugdinger, Kerr kannte die Marke aber nicht.
    Sie blieben bei ihm, bis der Krankenwagen kam und die Rettungssanitäter ihn auf einer Bahre aus dem Wald geschafft hatten. Perry hatte vollends das Bewusstsein verloren und nicht einmal mehr Wasser aus der Flasche Evian trinken können, die PC Dawson aus dem Handschuhfach ihres Streifenwagens geholt hatte. Mittlerweile wussten sie sicher, dass es sich um Perry Harrison handelte. Jacobson hatte seine Brieftasche in einer Reißverschlusstasche seiner Cargohose gefunden. Wer immer ihn in diese Lage gebracht und, der Gedanke lag nahe, auch January Shepherd etwas angetan hatte, war nicht an Harrisons Kreditkarten und seinen zehn frischen, sauberen Zwanzig-Pfund-Noten interessiert gewesen.
     

27
    Annabel saß allein im Wohnzimmer des Cottage und klickte sich glücklich ins Internet. Als Brady aus dem Nebenhaus zurückgekommen war, hatte er Maria geholt, um sie ein weiteres Mal für ihre Heldentat zu belohnen, diesmal im Schlafzimmer. Annabel machte das nichts. Magha, das war sowieso vor allem ihr Ding, sie liebte es, weil sie verdammt gut darin war. Sie checkte den E-Mail-Account, den Sabrina, eines ihrer liebsten Zweit-Ichs, zurzeit benutzte. Während der letzten Tage war für Sabrina ein halbes Dutzend Mails eingegangen, alle vom selben Absender, jede neue noch verzweifelter als die vorigen.
     
    Sabrina,ich weiß, was Du getan hast, und es ist mir egal. Wenn Du meine Daten benutzt, um hier an Geld zu kommen, dann bedeutet das, dass Du tatsächlich hier bist. Ich vergebe Dir, mein Schatz, das tue ich wirklich. Ich will Dich nur sehen, Dich in den Arm nehmen und mit Dir tun, was ich bisher nur im Cyberspace mit Dir getan habe. Sag mir nicht, dass Du es nicht genauso willst. Vielleicht werde ich Dich noch ein bisschen härter bestrafen müssen, weil Du so böse warst. Aber ich würde Dir nie wirklich wehtun. Wenn Du Geld brauchst oder irgendwo unterkommen musst, kann ich Dir helfen. Mail mir oder komm in den Chatroom.
    Deine Dich liebende Gebieterin
    Julia 
    Annabel lächelte und klickte die Löschtaste. Arme alte Julia Dove. Ihr war ihre Identität geklaut worden, zusammen mit fünf Riesen, und sie bot immer noch mehr an, wollte immer noch nicht glauben, dass ihre Seelenfreundin, die sie online kennengelernt hatte, letztlich ein Produkt ihrer eigenen Einbildung war, verbunden mit Annabels geschulter Fähigkeit, ihre Fantasien aufzunehmen und widerzuspiegeln. Julia war ein besonderer Fall: Annabels Oberidiotin. Die meisten der traurigen Gestalten, die man in den Chatrooms aufgabelte, benutzten zumindest zu Anfang Pseudonyme und behielten Etliches über sich und ihr tägliches Leben für sich. Aber Julia hatte sich immer mit ihrem tatsächlichen Namen eingeloggt und nie so getan, als wäre sie jemand anders. Schon nach kaum zwei Wochen Chatten, Messaging und Mailen hatte sie bereitwillig Versicherungs- und Steuernummer, Geburtsdatum, Adresse und ihren Lebenslauf herausgerückt. Was Julia als stürmische Romanze erlebt hatte, war für Annabel die leichteste falsche Verführung gewesen, die ihr je gelungen war.
    Sie lehnte sich einen Moment vom Computer zurück, zog an dem Joint, den sie sich selbst hatte drehen müssen, da Maria nicht da war. Maria war ernsthaft eifersüchtig auf Julia Dove gewesen, wie Annabel wusste. Beide spielten online alle nur vorstellbaren Rollen, aber Maria war tatsächlich

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