Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
Vom Netzwerk:
besuchen. Leider bist du den weiten Weg umsonst gekommen. Was für eine Zeitverschwendung.«
    » Nicht wirklich. Ich nehme dich mit heim, wenn du so weit bist. Mum ist ziemlich sauer auf dich. Sie sagt, du hättest sie heute Morgen einfach stehen lassen, als sie dir sagte, dass es ihr nicht gut gehe. Sie wollte, dass ich losfahre und dich zurückhole.«
    Ich ignorierte das. » Leider bin ich noch nicht so weit«, sagte ich. » Gloria hat übrigens Kopfschmerzen und könnte einen Drink gebrauchen. Stimmt’s, Schätzchen?« Gloria antwortete nicht. Sie saß im Schneidersitz vorm Feuer und starrte hinein.
    Ich stand auf und ging in die Küche. James folgte mir. Er lungerte in der Küchentür und sah zu, wie ich mich nach zwei Gläsern im Schrank streckte. Als ich mit ihnen aus der Küche gehen wollte, blockierte er mit ein paar langsamen Bewegungen die Tür. Die unterschwellige Drohgeste überraschte mich. Der sanftmütige Reporter Clark Kent verwandelte sich vor meinen Augen in Superman.
    » Schnell wieder zurück zu Gloria, hm? Den verheirateten Damen was zu schlucken geben.«
    Seine Stimme klang tief und komisch. Ich fragte mich, ob er getrunken hatte und, wenn ja, ob es mir etwas ausmachte. Eigentlich war ich ihm dankbar, dass er mir einen langweiligen Abend allein mit Gloria erspart hatte.
    Er nahm mir die Gläser ab und ging vor mir her zum Wohnzimmer. In der Tür trat er, ganz Gentleman, zurück und ließ mir den Vortritt. Als ich vorbeiging, strich seine Hand über mich, als wäre ich ein Stück Butter, das er formen wollte. Ich hatte es nicht anders erwartet und trat ihm auf den sorgfältig polierten Stiefel. Dann setzte ich mich wieder ans Feuer, sprachlos vor Wut und anderen Gefühlen, die mir unter diesen Umständen recht unpassend erschienen.
    » Du verbringst wirklich ganz schön viel Zeit auf dem Fußboden«, stellte er fest, ohne eine von uns direkt anzusprechen.
    Er lächelte freundlich auf uns herab, stellte die Gläser nebeneinander auf den Kaminsims, öffnete den Whiskey, schenkte ein und reichte die Gläser weiter. Als Nächstes zog er eine zerdrückte Zigarettenschachtel aus seiner Hemdtasche und gab jeder von uns eine. Selbstverliebt klopfte er sich von oben bis unten nach Streichhölzern ab, fand sie aber nicht. Also sammelte er unsere Zigaretten wieder ein und zündete sie nacheinander mit einem glühenden Holzscheit aus dem Kamin an. Als ich an meiner zog, schmeckte ich seinen Mund. Sofort dachte ich an Sex mit ihm und wurde feucht. Er beobachtete mich und lächelte anzüglich, weil ich wieder mal auf seine abgedroschenen Tricks reinfiel. Er rieb sich die Hände, ein hässlich raspelndes Geräusch, und setzte sich zwischen uns auf den Teppich.
    » Also, Mädels, lasst euch nicht stören. Ich hab mir schon immer gewünscht, mal bei einem echten Frauenabend die Fliege an der Wand zu sein.«
    Ich blickte zu Gloria. Sie saß bewegungslos da, den Drink in beiden Händen und die abgebrannte Zigarette zwischen zwei Fingern, sodass sich ein dünner Rauchkreis um ihr Glas legte. Von ihr war keine Hilfe zu erwarten.
    » Es ist doch alles in Ordnung, oder?«, fragte er. » Ich sehe nur, dass das Fenster kaputt ist. Was ist passiert?«
    » Der Kleine hat einen Ball reingeschossen«, sagte ich. Ich wollte nicht anderer Leute Geheimnisse verraten. Oder meine eigenen.
    » Hat er das, der kleine Lümmel. So sind Jungs nun mal.« Er lachte anerkennend. Gloria sagte immer noch nichts. Er fragte sie, ob was nicht stimme mit ihr. Dann fragte er mich.
    » Nein, alles in Ordnung. Sie ist nur müde. Sie hatte einen harten Tag in der Schule. Du weißt doch, wie das ist.«
    » Ich kann nachvollziehen, wie sie sich fühlt«, sagte er und schenkte mir nach. Dann goss er sein eigenes Glas voll und stieß mit mir an. Es klang dumpf. » Na dann, Prost«, flüsterte er. Es war romantisch. Gar nicht, als wären wir verheiratet. Aber das sagte ich James nicht, sonst hätte er mich noch für albern gehalten.
    Wir sprachen über viele Dinge, im Flüsterton, um die andere Frau nicht in ihren Gedanken zu stören. Er war unterhaltsam. Ich fragte mich, wie ich ihn so falsch hatte einschätzen können. Wir plauderten uns whiskeybeseelt die Flasche hinab. Draußen kam der Bus und hielt in der Nähe des Hauses. Ich brachte James zum Schweigen. Der Fahrer ließ den Motor aufheulen.
    » Was du da hörst, ist der Brunftschrei eines Busses«, erklärte ich flüsternd.
    » Ach, das ist es«, flüsterte er zurück. » Haben wir etwa

Weitere Kostenlose Bücher