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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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eine verzerrte Klangbrunst durch die Küchendurchreiche. Sie wurde geregelt, die Lautstärke pendelte sich auf ein elektronisches Dröhnen ein. Nicht heiter. Nicht schön.
    Do you, Mr Jones?
    Die heisere Stimme kroch drohend über die Wände und hinterließ eine Schleimspur der Gefahr. Ich ging ins andere Zimmer. Überall lagen Schallplatten und Bücher verstreut. Schöne Kissen waren zerrissen worden; ihre cremefarbene Füllung wie Wolken über den Fußboden verteilt. Er saß vornübergebeugt, Arme um die Knie geschlungen, auf dem Teppich vor dem großen leeren Kamin. Ich setzte mich neben ihn. Er blickte auf. Eine dunkelrot anlaufende Schürfwunde erstreckte sich vom Mundwinkel bis über den linken Wangenknochen. Winzige, hufeisenförmige Zahnabdrücke quollen blutrot auf seiner Unterlippe. Seine Nase lief, er wischte sie sich am Handrücken ab. Er schniefte und begann zu reden. Sie hätten getrocknetes Basilikum in einer Plastiktüte mitgenommen, sagte er. Es solle im Labor analysiert werden. Als sie es fanden, seien sie sicher gewesen, dass sie ihn diesmal überführt hätten. Er lachte, wovon seine Lippe zu bluten begann. Als sein Mund aufklaffte, lief ihm hellrotes Blut in dicken Strähnen über die Zähne. Ich sagte ihm, wie leid mir das alles tue. Er fragte, was das mit mir zu tun habe. Er mache sich Sorgen, wie seine Frau reagieren würde. Noch während er das sagte, fuhr draußen der alte blaue Kombi vor.
    *
    Ich stand am Fenster. Gloria ging in ihrer ordentlichen Lehrerinnenkleidung ums Auto herum auf die Seite mit dem Kind. Sie öffnete die Tür, und der Junge kletterte, einen überquellenden Stapel bunter Schulbilder an sich gedrückt, heraus. Hand in Hand gingen sie zum Haus. Als sie mich im Fenster entdeckten, lächelten und winkten sie. Ich rannte zur Hintertür, um ihnen zu erklären, was passiert war, bevor sie hereinkamen und es mit eigenen Augen sahen. Ich stieß mit ihr zusammen. Der Junge trödelte noch draußen, suchte unter den Büschen nach den Hühnern und rief ihre Namen. Seine Bilder lagen vergessen im Dreck.
    » Die Polizei war hier«, sagte ich. » Sie haben nach Drogen gesucht. Gefunden haben sie nichts, aber sie haben ein Riesendurcheinander veranstaltet. Lass uns schnell aufräumen. Wir werden nicht lange brauchen.«
    Ich führte sie hinein wie einen Gast. Sie ging zum Tisch und ließ ganze Hände voll verstreuter Teeblätter durch ihre Finger rieseln, während sie sich in der Küche umschaute. Der Junge kam herein. Er sagte nichts, begann aber plattfüßig durch das knirschende Chaos auf dem Fußboden zu schlurfen. Die Geräusche unter seinen Schuhen schienen ihm Spaß zu machen. Er wiegte sich zur Musik aus dem Nebenzimmer.
    » Ist er da?«
    » Nebenan.«
    Sie ging hinüber. Der Junge und ich blickten uns an. Die Schallplatte brach ab. Die Nadel kratzte laut über die Oberfläche.
    » Autsch«, sagte der Junge. » Wenn ich das mache, wird Daddy immer sauer.«
    Wütende Stimmen drangen durch die Küchendurchreiche. Ich machte sie zu. Der Junge setzte sich mit gesenktem Kopf an den Tisch und malte mit dem Finger Muster in die Teeblätter. Er sagte, er habe Hunger. Ich holte ihm ein Glas Milch und hob ein paar unzertrampelte Kekse vom Boden auf. Als er fertig war, fragte ich ihn, wo der Besen stehe. Wir holten ihn zusammen. Ich fegte alles auf dem Boden zu einem Haufen, während er den Tisch sauber machte. Vorsichtig trug er kleine Hände voller Teeblätter zu dem Haufen, die Stirn vor Konzentration gerunzelt, als baute er ein Kartenhaus. Wir fegten alles in einen Pappkarton und trugen ihn nach draußen zum Verbrennungsofen.
    Dann gingen wir zurück ins Haus. Im Nebenzimmer weinte jemand. Ich stellte die leeren Gläser und Behälter an ihre Plätze zurück, während der Junge das Wasser voll aufdrehte, um das Spülbecken frei zu bekommen. Er fragte nicht, warum alles verwüstet war. Wir waren gerade fertig, und ich überlegte, was ich als Nächstes mit ihm anstellen solle, als wir aus dem Nebenzimmer das laute Splittern von Glas hörten. Der Junge kreischte vor Schreck und rannte in Richtung des Lärms. Er trug lange graue Kniestrümpfe mit schmalen blauen Streifen am Saum und unglaublich englisch aussehende braune Ledersandalen. Seine Kniekehlen leuchteten goldbraun. Sie wirkten sehr zart und verletzlich. Dachte ich. Ich stand in der Küche und dachte es wieder und wieder, bis draußen der Kombi ansprang. » Daddy ist weg, Daddy ist weg«, heulte das Kind im Nebenzimmer. Ich ging

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