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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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Mir fiel ein, was Gloria über das Nichtdenkenwollen gesagt hatte. Wenn sie schlief, würde sie nicht mehr denken, also brauchte sie mich nicht mehr.
    James stöhnte, stützte sich auf die Ellbogen und blickte sich argwöhnisch um, als wäre irgendwo eine Falle für ihn aufgestellt. » Ja, du hast recht. Wir machen uns besser auf den Weg. Morgen früh werde ich mich beschissen fühlen. Ich werde gar nichts auf die Reihe bringen.« Er jammerte, als sei das alles meine Schuld, als hätte ich mich angeschlichen und ihm seinen ganzen Lebenssaft oder sonst was ausgesaugt.
    Er stöhnte noch mal und kam auf die Knie. » Na gut, wenn wir gehen, dann gehen wir auch. Allerdings könnte ich einen Kaffee vertragen, um für die Fahrt wach zu sein.«
    » Es gibt keinen Kaffee.«
    » Na, dann einen Tee. Ist egal. Ich habe einfach Lust auf etwas Heißes.«
    » Tee gibt es auch nicht. Ist verstreut worden.«
    » Gut, dann eben heiße Milch. Ich geh und mach mir eine.« Er rappelte sich hoch und begann in seinen Kleidern zu wühlen.
    Energisch riss er an seiner Unterhose, um sie aus der Hose frei zu bekommen, und hüpfte im Versuch, sie anzuziehen, wie ein Vollidiot durchs Zimmer. So würde er Gloria bestimmt wecken. Ich zischte ihn an, er solle leise sein. Gloria schlummerte. Vielleicht hatte sie Angst davor, ihre Augen zu öffnen.
    Das Feuer war fast erloschen. Das Zimmer sah anders aus, leer und traurig. Ich hatte das Gefühl, hier nie wieder hinkommen zu wollen.
    Gloria bewegte sich, stöhnte und drehte sich auf die Seite. Es wurde kalt im Zimmer, sie fröstelte. Schnell zog ich mich an, ging ins Schlafzimmer und holte einen Stapel Decken und zwei Kissen aus den Betten. Ich steckte sie um sie fest, hob ihren Kopf an und schob die Kissen darunter. Die Königin auf dem Hackblock. Ich nahm ein Kissen wieder weg.
    Ich beschloss, ihr eine Nachricht zu hinterlassen.
    James war mittlerweile angezogen und lehnte mit seiner Tasse heißer Milch in der Hand lässig am Kaminsims. Mit dem Fuß trat er ein angekohltes Holzstück weg, das daraufhin zu Asche zerfiel. Die hübsche kleine Milchtasse erinnerte mich flüchtig an Ben, der irgendwo draußen im Busch allein vor sich hin randalierte und nur Verachtung für die Annehmlichkeiten des Lebens empfand. In Bewunderung für seinen Mut versunken, starrte ich ins sterbende Feuer. » Freiheit oder Tod«, brüllte Phantom-Ben und stürzte ohne Rücksicht darauf, ob er offen oder versperrt war, zum nächstbesten Ausgang: Für seinen Traum riskierte er den Tod durch tausend Schnittwunden. Ich seufzte. James stupste mich ungeduldig an. Er wollte gehen. Mit dem kleinen Finger fischte er die Haut von seiner Milch und schnipste sie ins Feuer.
    » Sag mir, wenn du so weit bist.«
    Ich sagte, es dauere nicht mehr lange. Da ich weder Stift noch Papier für meine Nachricht fand, ging ich in den Arbeitsraum.
    Ich machte Licht und kniff geblendet die Augen zusammen. Gegenstände flackerten nacheinander auf wie in einem alten Filmstreifen. Ein grauer Schatten bewegte sich hin und her. Es musste ein großer Vogel im Zimmer gefangen sein, der auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit wild umherflatterte. Ich hockte mich auf den Boden und schlug die Arme über den Kopf. Als ich durch die Finger blinzelte, sah ich, dass die Glühbirne, die an einem Kabel von der Decke hing, im Luftzug eines zerbrochenen Fensters über dem Tisch hin- und herbaumelte. Ich klebte ein Stück Pappkarton über das Fenster. Das Licht beruhigte sich. Das Zimmer wurde normal.
    Das kaputte Fenster hatte Gloria nicht erwähnt, aber das Zimmer glich, wie sie gesagt hatte, einem Schlachtfeld. Überall zerrissene Zeichnungen. Ein Stapel auf dem Tisch war exakt in der Mitte durchgerissen, andere waren zu Konfetti verarbeitet worden. Der Luftzug hatte sie in alle Richtungen über den Boden verstreut. Sämtliche Farbtuben waren ausgedrückt, aber die Gemälde schienen unberührt zu sein. Ich betrachtete das Bild von meinem Kopf, weil ich sehen wollte, wie es sich entwickelt hatte. Die kleine rasenmähende Frau war aus der Ecke verschwunden. Sie war übermalt worden und mähte stattdessen mitten auf meiner Stirn weiter, auf der sie trotzig wie ein Kastenzeichen oder eine sichtbar gemachte Obsession stand. Das überraschte mich. So viel hatten wir eigentlich gar nicht über sie geredet, und an diesem Tag überhaupt nicht. Was bewies, dass sie nicht wichtig war. Ben irrte sich also.
    » Was machst du so lange? Beeil dich.« James schaute mir über

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