Gleichbleibend Schoen
Beichtstunde?« Markerschütterndes Hupen. Der Motor starb ab. » Klingt ganz so, als würde der alte Bus da draußen auf etwas warten.« Jetzt sprach er gedehnt wie John Wayne. » Klingt, als würde er sich nicht von der Stelle rühren, bis er kriegt, wofür er hergekommen ist.«
Weil ich befürchtete, der Fahrer könne zum Haus kommen, hielt ich James den Mund zu. Er knabberte sanft an meinen Fingern, während ich lauschend dasaß. Zu meiner Erleichterung sprang der Bus wieder an und fuhr weg. Langsam verhallte das Motorengeräusch. In der Stille hörte ich Glorias leisen, regelmäßigen Atem, zu dem sich das schmatzende Geräusch von James gesellte, der nun an meinen Fingern lutschte. Gloria war eingeschlafen und lag zusammengerollt vorm Feuer. Den nicht angerührten Drink hatte sie vorsichtig vorm Kamin abgestellt. Ich krabbelte zu ihr. Eine ihrer Wangen glühte rot vom Feuer. Ich berührte die heiße Haut mit meinem Handrücken.
» Zieh dein Hemd aus und schmeiß es her.«
Er gehorchte und brachte es mir. Ich faltete es ihr vors Gesicht, um es vor der Glut zu schützen. Sie wachte nicht auf. James kniete neben mir und sah zu, wie ich ihr das schweißnasse Haar aus der hohen Stirn strich.
» Was für ein hübscher Anblick«, murmelte er und breitete seine Arme aus. Ich warf mich hinein und kuschelte mich an ihn. Sanft knabberte ich an der Stelle zwischen Hals und Schultern, dann schaute ich nach, ob sich auf seiner Haut kleine rosafarbene Markierungen bildeten.
» Kleiner Lutschfisch«, hauchte er, griff mir ins Haar, hob es hoch und leckte wie eine Katzenmutter meine Ohrmuscheln entlang. » Komm mit ins Bett.«
Ich wollte nicht mehr weg von ihm, nicht allein sein in der Kälte. » Ich kann nicht. Wir schaffen es nicht bis dahin. Lass uns hierbleiben.« Ich drückte die Worte mit den Lippen auf seine Haut, meine Zunge klopfte einen Morsecode.
» Und wenn sie aufwacht? Macht dir das nichts?«
Unter meinen Lippen wurde seine Haut butterweich. Mein Mund wanderte über seine Brust. Feines seidiges Brusthaar streifte meine feuchte Unterlippe. Ich bekam eins zwischen den Schneidezähnen zu fassen und riss es aus. Er zog scharf die Luft ein und wich zurück, sein Atem wie Meeresrauschen in meinen Ohren. Er legte mir die Hände um den Kopf, hielt ihn fest, presste seinen Mund auf meinen und sprach hinein. Seine Stimme in meinem Mund. Sie hallte bis in meinen Kopf.
» Ja, bleiben wir hier. Überleg es dir nicht anders. Jetzt ist es zu spät.«
Wir bewegten uns still auf dem Boden. Leise lösten sich Reißverschlüsse. Seine Hände raspelten nicht mehr, sondern glitten mit der üblichen verblüffenden Detailgenauigkeit. Er drückte genau die richtigen Knöpfe. Um mich zum Schweigen zu bringen, legte er mir eine Hand über den Mund. Schließlich entspannte ich mich unter ihm, und er ließ mich wieder atmen. » Okay?«, raunte er. » War es okay?«
Ich fragte mich, warum er plötzlich aufhörte, um zu plaudern. Vielleicht hatte er wirklich einen harten Tag hinter sich. Ja, sagte ich, alles okay. Und um höflich zu sein, fragte ich, wie es für ihn war.
» Super, wirklich super. Warte, ich zeig es dir.« Er schien mit den Zähnen zu knirschen. Sie bleckten im Feuerschein grinsend auf mich hinab. Superman stürzte durch die Dunkelheit.
Danach lagen wir still und nervös da. Unsere letzten schweren Atemzüge schoben sich auf der Suche nach einem Weg nach draußen an den Wänden entlang. Hoffentlich hatten wir Gloria nicht geweckt. Langsam zählte ich zweimal bis zehn, dann löste ich mich von ihm und setzte mich auf. Ich drehte mich zu ihr um. Sie lag noch in derselben Position da und atmete sanft und regelmäßig. Einen Moment lang beobachtete ich sie ganz genau. Vielleicht war sie ja doch wach und verstellte sich nur. Dann ging mir auf, dass ich es ohnehin nicht herausfinden würde und dass es mir auch egal sein konnte. Ich drehte mich wieder zu James um. Er hatte sich lang auf dem Rücken ausgestreckt und die Hände ordentlich über der Brust gefaltet, während seine Füße nebeneinander in den Himmel ragten – der tote gute Ritter auf einem Marmorsarkophag. Ich beugte mich über ihn und schob mein Gesicht zwischen ihn und die Zimmerdecke.
Er lächelte. » Was ist los?«
» Nichts ist los. Sie schläft, und ich will nach Hause.« Ich wollte dringend nach Hause. Mich für immer mit ihm in ein großes, dunkles, weiches Bett kuscheln. Hier im Zimmer war es grau und kühl. Ich wollte schlafen und alles vergessen.
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