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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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die Sache mit der Polizei. Mein Fehler, ganz klar. Am Morgen danach bin ich zurückgekommen. Ich dachte, sie sei arbeiten. Ich wollte das Fenster reparieren und richtig aufräumen, damit alles wieder wie früher wäre. Aber sie war daheim. Sie ließ mich nichts anfassen. Ich sagte, ich würde das Auto nehmen und Glas schneiden lassen oder einkaufen. Ich wollte alles machen, was sie sagte. Aber sie ließ mich nicht. Ohne zu sagen, warum. In die Arbeit ist sie nicht mehr zurück. Sie schien Angst davor zu haben. Vielleicht vor dem Klatsch, hab ich gedacht, weil sie befürchtete, jemand könne von der Sache gehört haben. Das hat mich fürchterlich wütend gemacht. Warum sollte sie sich den Kopf darüber zerbrechen, was dieser Haufen von Idioten denkt? Ich hab sie immer wieder angebrüllt: Sie solle mir sagen, ob das für sie wichtig sei, und wenn ja, warum. Eines Abends bin ich hin und hab ihnen auf den Scheißzaun geschrieben, was ich von ihnen halte. Glaub aber nicht, dass sie’s kapiert haben.«
    » Nein, wahrscheinlich nicht«, sagte ich. » Aber egal, wenigstens hast du etwas unternommen. Hat sie mich irgendwie erwähnt?«
    » Nein, hat sie nicht«, sagte Ben. » Mit keinem Wort. Nach der Schulgeschichte habe ich nicht mehr groß versucht, mit ihr zu reden. Sie hat sich um den Jungen gekümmert, und ich hab mich in meiner Werkstatt verbarrikadiert und weiter an meinen Sachen gearbeitet. Vorgestern ist ihre Mutter vorbeigekommen. Sie hat mich fast die ganze Nacht lang angeschrien. Hat gesagt, ich würde mich nicht zum Vater eignen. Alles Mögliche hat sie gesagt. Am nächsten Tag hat sie den Jungen genommen und ist mit ihm auf und davon. Ich hab nicht versucht, sie aufzuhalten. Wusste auch gar nicht, wie. Ich meine, wahrscheinlich hat sie sogar recht. Ich hab keinen Beruf. Nichts. Alles, was ich will, ist malen. Ich denke, es ist besser so. Ein schönes, leichtes Leben. Ich muss mir keine Sorgen mehr um ihn machen. Bei ihr geht es ihm gut. Ohne mich. Sie hat säckeweise Geld – großes Haus und so weiter. Auf ein vaterloses Kind mehr oder weniger auf dieser Welt kommt es nicht an.«
    James hupte. Er saß im Auto und spähte durch den Regen zu uns unterm Baum.
    Ich bot Ben an, ihn nach Hause zu fahren. Zu seinem Haus. Oder wo immer er hinwollte. Er lehnte ab. Im Moment wolle er nirgendwohin.
    James ließ das Auto anspringen.
    Ich bat Ben, mich unbedingt anzurufen, wenn ich etwas für ihn tun könne.
    Er sagte nichts mehr, und ich küsste die schöne Linie seines bewegungslosen nassen Mundes.
    *
    Ich setzte mich neben James in das warme, dampfige Auto. Er legte mir eine Hand auf den Oberschenkel und drückte fest zu.
    » Ich lad dich zum Essen ein«, sagte er.
    Wir gingen in Jonathans Restaurant.
    Ich war seit seinem Verschwinden nicht mehr dort gewesen. Sie hatten einen neuen Manager aus Melbourne geholt.
    Auf einem Hocker saß ein katholischer Priester. Er tauchte seinen Mund in die Schaumkrone eines kühlen Biers in einem langen Glas und wischte sich dann langsam mit dem Handrücken die Lippen ab. Wir saßen am anderen Ende der Bar und tranken Weißwein. Der Priester betrachtete uns eine Weile, dann beugte er sich zu uns vor. » Sie sehen so fürchterlich traurig aus«, sagte er. » Haben Sie Kummer?« Wir antworteten nicht. James wirkte verlegen. Der Priester wiederholte seine Frage.
    » Eine Freundin von uns ist gestorben. Wir kommen gerade von der Beerdigung«, sagte James. » Und jetzt genehmigen wir uns einen Drink, um uns aufzumuntern.«
    » Und etwas zu essen«, fügte ich hinzu.
    » Genau richtig«, sagte der Priester. » War es ein Autounfall? Ich habe gehört, dass in diesem Land schrecklich viele junge Leute auf diese Weise ums Leben kommen.«
    » Nein. Es war Selbstmord.«
    » Oh. Nun, Gott möge sich auch dieser armen Seele erbarmen. Trinken Sie noch ein Glas. Es geht auf meine Rechnung.«
    » Sie war übrigens Hindu. Wir haben sie verbrannt. Damit ihre Seele den Körper richtig verlassen kann.«
    » Oh. Na, ich denke, das wird dann schon richtig sein. Trinken Sie aus, und bestellen Sie sich noch ein Glas.«
    Er setzte sich mit an unseren Tisch und wir teilten uns eine Flasche Wein. Er erzählte, dass er mit dem Gedanken spiele, das Priesteramt aufzugeben und Journalist zu werden. Er aß nichts und ging, als der Wein leer war.
    Als wir wieder auf die Straße hinaustraten, hatte es aufgehört zu regnen. James fuhr zurück in die Arbeit und ich nach Hause in die Nachmittagsstille. Ich saß in einem

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