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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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Rätsel. Und ein Schock. Noch nie sei die Schule Opfer von Vandalismus geworden. Ich stimmte ihm zu, dass so etwas sich zu einem Problem auswachsen könne, und wünschte ihm viel Glück.
    *
    Am Donnerstag wachte ich früh auf. Erst dachte ich mir nichts, dann fiel es mir wieder ein. James schlief. Er hatte sich angewöhnt, in den frühen Morgenstunden nach Hause zu kommen. Nicht ohne Freude nahm ich an, dass er damit jemanden unglücklich machte. Ich überlegte, ob Ben wohl mit meinem Besuch rechnete. Doch ich wollte ihn nicht sehen, nur seine Frau. Da es keinen sicheren Weg gab, sie allein zu treffen, würde ich es weiter telefonisch versuchen und mich mit ihr verabreden. Weggehen wollte ich trotzdem. Ich machte Angelica und mich fertig. James schlief weiter. Er war unruhig, und ich versuchte mich möglichst leise im Zimmer zu bewegen. Als ich mich in der Tür umdrehte, stöhnte er und fuchtelte mit den Armen. Ich zog die Tür hinter mir zu. Es war noch früh, deshalb machten wir einen Abstecher an den Strand. Die neue Schaukel war kaputt; der Sitz war auf einer Seite aus der Kette gerissen und baumelte nach unten. An einem Schaukelbein lehnte ein Schild: Vorsicht! Nicht benutzbar!
    Ich lieferte Angelica ab und nahm den Bus in die Stadt.
    *
    Ich ging ins Museum. In der Eingangshalle bog ich rechts in die Kunstgalerie ab. Lange schmale Säle mit hell erleuchteten Vitrinen voller Münzen und Manuskripte führten zu einem großen zentralen Raum, der mit ausgestopften Tieren vollgestellt war. Über die Wände zogen sich Landschaftsmalereien. Ausgestopfte Vertreter heimischer Tierarten lauerten steif hinter Glasfenstern. Ein mottenzerfressener Tasmanischer Tiger nahm den Ehrenplatz ein und fauchte trostlos in die Ewigkeit. In einer Ecke war eine Gruppe Aborigines ausgestellt – das ausgestorbene Volk. Nicht ausgestopft, sondern Modelle, so lebensecht wie möglich. Die ansprechende Rekonstruktion einer Familiengruppe stand in Reih und Glied auf einer Strandimitation. Hinter ihren Köpfen verschmolz die gemalte See mit dem gemalten Himmel. Ein paar Handvoll grauer Sand und zerbrochene Muschelstücke verliehen den Fußbodendielen Authentizität. An der Seite stakste eine ausgestopfte Möwe schief auf einem Felsen aus Pappmaché. Die Familie konnte nicht mehr aufhören, die Welt anzulächeln. Sie hatten gute Zähne.
    » Früher hatten sie hier auch noch die Knochen. Man konnte hingehen und sie sich angucken.«
    Die Worte kamen von hinter mir. Ich drehte mich um. Der alte Mann aus dem Bus.
    » Die Knochen?«
    » Ja, Knochen. Abo-Knochen. Von so ’ner Alten. Die ha’m sie kurz nach ihrem Tod ausgegraben. Und dann ha’m sie se in einen Glasschrank gelegt. Waren sehr interessant, die Knochen. Sehr beliebt. Vor allem bei uns Kindern.« Sein Kichern ging in ein Husten über. » Sie sollen immer noch hier sein, hab ich zumindest gehört. Unten. In einem Pappkarton. Man kann sie sich immer noch ansehen, aber heutzutage braucht man einen Grund dazu. Man muss Student an der Uni sein oder so was. Heutzutage interessieren sie sich für die alten Schwarzen, hab ich gehört. Bisschen spät, was? Verda mmt spät, finde ich.« Er lachte wieder und wü rgt e.
    Wir gingen zusammen weiter und sahen uns reihenweise Spinnen unter Glas an.
    » Kommen Sie mit, ich zeig Ihnen was«, sagte er und zog an meinem Arm.
    Ich folgte dem flatternden Regenmantel durch einen Türbogen. Wir kamen in einen Saal voller Exponate mit blinkenden Lichtern. Der Mann hüpfte von einem zum andern, drückte Knöpfe und erstickte fast vor Freude, als reihenweise bunte Birnchen aufleuchteten und verrieten, wo auf dem Kontinent welche Mineralien zu finden waren.
    » Nicht schlecht, was?« Er keuchte. » Verdammt noch mal nicht schlecht. All die leuchtenden vergrabenen Schätze. Wenn ich jünger wär, würd’ ich sofort hingehen. Schürfen, nennen sie das. Schürfen. Genau.« Er sah mich an. » Und was machen Sie hier? Ich bin zu früh dran für meinen Termin im Krankenhaus. Komme oft hierher. Ist wirklich interessant. Oben haben sie die ganzen Sträflingssachen. Kugeln, Ketten und so was. Folterinstrumente. Haben Sie Lust auf ’nen Tee? Gegenüber gibt es ein Café, wo ich vor der Behandlung im Krankenhaus immer hingehe.«
    Wir tranken unseren Tee im hinteren Teil eines Süßwarenladens. Zwischen den Verkaufstheken hatte der Besitzer ein paar Tische aufgestellt. Heißer, klebriger Bonbongeruch hing in der Luft, sie war fast zu dick zum Atmen. Das Haar begann mir in

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