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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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Kinderwagen und die Tür. Da er keinen Rasen zum Mähen und kein Auto zum Waschen hatte, schlug er anschließend vor, schwimmen zu gehen. Ich wollte nicht mit, denn ich wollte nicht sehen, wie der Strand unterm Samstagsmob erstickte.
    *
    Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war James nicht im Bett. Ich fand ihn in der Küche, wo er gerade Sandwiches machte. Ich setzte mich auf den Hocker und sah ihm zu. Er drückte mir eine Teetasse in die Hand.
    » Wir fahren früh los«, sagte er. » Sobald du dich dazu in der Lage siehst, solltest du dich anziehen. Ich mache Angelica startklar. Hier bin ich fast fertig.« Er redete so viel, dass er sich in den Finger schnitt.
    Wir schoben Angelica um die Ecke und legten sie bäuchlings und noch leicht benommen auf dem Bett seiner Mutter ab. James nahm die Autoschlüssel aus ihrer Handtasche, und es ging los.
    Wir brausten die Küste entlang, um die kleine Fähre raus zu einer Insel zu erwischen. Sie lag nah vor der Küste, aber ich war noch nie dort gewesen. Die Insel war schmal und verwildert, karges Buschland, bis auf ein paar Häuser heruntergekommener Ferienhäuschen fast unbewohnt. Die Strände waren lang und wunderschön – James war fest davon überzeugt, dass sie mir gefallen würden.
    Wir standen nebeneinander an der Reling und schauten aufs Wasser, das als schmutziger Schaum unter der Fähre hervorwirbelte. Allmählich wurde es warm. Würziger Eukalyptusgeruch blies uns ins Gesicht. Wir lächelten uns glücklich an.
    Es war nicht weit. Die Fähre legte rückwärts an. James kannte die Insel seit seiner Kindheit. Er fuhr an einen Strand, den er als verlassen und endlos in Erinnerung hatte. Er war es immer noch. So weit es ging, fuhren wir mit dem Auto einen unbefestigten Weg entlang und taumelten dann über Sanddünen ans Meer.
    » Als sie Doktor Schiwago filmten, haben sie Millionen Tonnen Salz benutzt, um den Schnee zu machen«, erklärte James.
    » Und was ist mit Lawrence von Arabien ?«, fragte ich. » Was haben sie da benutzt?«
    » Sand, vermutlich.«
    Wir kamen zum höchsten Punkt der vordersten Dünenreihe. James legte einen Finger auf die Lippen und ließ sich auf den Bauch fallen. Er robbte vor wie ein Indianer, spähte über den Dünenkamm, drehte sich um und winkte mich zu sich. Wir lagen nebeneinander und schauten hinab. Auf beiden Seiten verlief sich der Strand in der Ferne, seine Grenzen verschwanden, wenn sie denn existierten, hinter einem Schleier aus Meeresdunst und sprühender Gischt.
    » Fantastisch, was?«, fragte James.
    » Fantastisch.«
    Bis zu den Knien im Sand, schlitterten wir johlend und jauchzend bergab, stürzten und kollerten weiter bis auf den Strand. Wir schwammen weit über die Brandung hinaus ins tiefe blaue Meer, bodysurften zurück und ließen uns keuchend ans Ufer fallen, Nase, Augen und Mund voll salziger Gischt. Dann jagten wir uns über den Strand bis zum weichen, trockenen Sand weiter oben und warfen uns hin. Sand klebte auf unserer nassen Haut. Wir sonnten uns. Als wir trockneten, wurde der Sand fein wie Staub. Er überzog uns wie hellgoldener Zuckerguss, und wir sahen aus wie Donuts in der Auslage einer Bäckerei. Wir lagen eng nebeneinander und freuten uns an uns. Ich wollte ihm von der Panik erzählen, die mich an jenem Nachmittag auf dem Hügel überfallen hatte. Als ich es versuchte, lag ich ganz still und rechnete damit, dass er lachen würde.
    Doch er lachte nicht. » Lass uns zu Mittag essen«, sagte er stattdessen.
    » Es ist zu früh fürs Mittagessen«, sagte ich. » Nachher haben wir nur wieder Hunger.«
    » Ich habe mehr als genug eingepackt. Wir können zweimal Mittag essen. Einmal jetzt und noch mal später.« Er ging zum Auto, um aus der Kühltasche etwas zu essen und Bier zu holen. Mir kam es vor, als bräuchte er ewig. Ich schlief ein. Er kam zurück. Er hatte versucht, im Autoradio die jüngsten Kricketergebnisse zu hören.
    Während wir aßen, erzählte mir James, dass es auf der Insel einmal eine Aboriginesiedlung gegeben hatte. Soldaten und ein Missionar hatten die Ureinwohner zusammengetrieben und hierhergebracht. Weg von den weißen Siedlern, die sich in Tasmanien ausbreiteten und kleine Gemeinden mit hübschen, exotischen Namen gründeten: Flowerdale, Baghdad, Jericho.
    » Ich glaube, sie haben sogar Häuser für sie gebaut, oder zumindest Hütten oder so was. Könnte sein, dass Teile davon noch zu sehen sind.« Er versuchte erfolglos zu berechnen, wie lange die Geschehnisse schon zurücklagen. »

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