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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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ihre Lippen, als sie hinzusetzte: „Zuletzt pflegte er die Kirche zu verlassen, ehe Papa zu predigen anfing.“
    „Diesen Wunsch habe ich selbst schon oft verspürt!“, rief der Major aus.
    „Nach dem Tod Mamas hätte Großvater gewiss Mittel und Wege gefunden, Papa irgendwie aus der Gemeinde hinauszuekeln, wenn er nicht von selbst gegangen wäre“, meinte Benedicta abschließend.
    „Und so gingen Sie beide einfach fort?“, fragte der Herzog.
    „Papa fasste eines Abends den Entschluss dazu. Am nächsten Morgen zogen wir los.“
    „Sie sind einfach zu Fuß marschiert?“ Der Herzog war betroffen.
    „Es war, als schlage man die Seiten eines neuen Buches auf. Wir legten die Vergangenheit ab und machten uns auf den Weg in die Zukunft.“
    In ihren Worten klang Wehmut mit.
    Der Herzog, der sehr feinfühlig war, hatte das Empfinden, dass diese Wehmut nicht den materiellen Annehmlichkeiten galt, die sie hinter sich gelassen hatte, sondern der Erinnerung an ihre Mutter und an die Freunde, die sie im Dorf, ja in der ganzen Gegend gehabt haben musste.
    Nun, da er ausreichend Gelegenheit hatte, sie zu betrachten, stellte er fest, dass sie nicht, wie der Major behauptet hatte, hübsch war, sondern liebreizend auf eine Art, die sie von allen ihm bekannten Frauen unterschied.
    Zuerst hatte ihr Gesicht blass und spitz gewirkt, sodass sie in seinen Augen nicht mehr gewesen war als irgendein nettes junges Mädchen.
    Nach dem Essen aber war die Farbe in ihre Wangen zurückgekehrt, und ihre Augen hatten Glanz bekommen. Nun sah man, dass es nur Hunger und Angst gewesen waren, die sie so mitgenommen hatten aussehen lassen.
    Während sie sich ganz natürlich und angeregt mit ihm unterhielt und dabei lächelte, erschien sie ihm ungewöhnlich faszinierend, und er fand, dass ihr Gesicht einen vergeistigten Ausdruck zeigte.
    Als ihm Benedictas Bemerkung über ihre ärmliche Kleidung einfiel, fragte er sich, welche Dame seiner Bekanntschaft es wohl fertiggebracht hätte, ein altes, geflicktes Kleid mit solcher Selbstverständlichkeit zu tragen, und diese Tatsache auch noch ganz unbefangen zu erwähnen.
    Ihrer Haltung und Redeweise nach zu schließen, hätte Benedicta ebenso gut ein Kleid nach der allerneuesten Mode tragen können.
    Vielleicht hält sie es für sündhaft, zu viel an sich und ihr Äußeres zu denken, dachte der Herzog ein wenig spöttisch. Doch er musste sich eingestehen, dass Benedicta sich ganz natürlich verhielt und ihr Verhalten nicht nur ihrem Selbstbewusstsein und einer Art Stolz entsprang, sondern ebenso ihrer Herkunft und guten Erziehung.
    Wie der Major war auch er neugierig darauf, mehr über sie zu erfahren.
    „Wie heißt Ihr Großvater?“, fragte er.
    „Marlow, aber in Huntingford wird er von allen nur Herr genannt.“
    „So nennt man auch meinen Vater“, warf der Major ein. „Mir gefällt das“, sagte Benedicta lächelnd, „denn es bedeutet nichts anderes, als dass die eigenen Leute und auch die Pächter ihn als eine Art Vaterfigur ansehen.“
    „Nun, Ihr Großvater hat sich nicht gerade väterlich um Sie gekümmert“, bemerkte der Herzog.
    „Doch, er hätte es getan, wenn ich nicht mit Vater fortgegangen wäre“, antwortete sie, „aber ich hatte versprochen…“
    Sie hielt unvermittelt inne, als würde ihr plötzlich klar, dass sie sich mit Fremden über ganz private Dinge unterhielt. Das Gefühl des Herzogs, dass es nicht richtig von ihnen war, so in sie zu dringen, verstärkte sich.
    Taktvoll und charmant wie immer, wenn er es sein wollte, begann er, von seinen Bildern zu sprechen, während Benedicta ihm wie gebannt lauschte. Dass sie wirklich interessiert war, erkannte er an ihren aufmerksam blickenden großen Augen.
    Nach dem Essen gingen sie in die Bibliothek, doch auf dem Weg dorthin, in der großen Halle, blieb Benedicta stehen.
    „Ich muss zu Papa“, sagte sie. „Vielen Dank dafür, dass ich mit Ihnen zusammen speisen durfte.“
    „Es war ein Vergnügen, Sie bei uns zu haben. Ich hoffe, Sie geben uns auch zum Dinner die Ehre“, lautete die Antwort des Herzogs.
    Zu seiner Verwunderung zögerte Benedicta.
    Er ließ sie nicht aus den Augen und merkte, dass sie etwas bekümmerte. Schließlich sagte sie: „Das ist sehr liebenswürdig, da aber das Dinner etwas formeller ist, würde ich mich wirklich fehl am Platze fühlen.“ Der Herzog wusste, dass sie auf ihre Kleidung anspielte. „Der Major und ich werden allein sein. Und wir wären sehr enttäuscht, wenn Sie uns nicht

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