Gleichklang der Herzen
Gesellschaft leisten. Da wir gerade davon sprechen, Sie werden sehen, dass auch wir ganz formlos gekleidet sein werden.“
Er lächelte. Benedicta erwiderte sein Lächeln und knickste. „Sie sind so freundlich zu mir. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
Sie wandte sich um und ging zur Treppe, während der Herzog die Bibliothek betrat.
Der Major folgte ihm und schloss die Tür hinter sich. „Das nenne ich himmlisches Manna!“, rief er aus. „Deine Gebete sind erhört worden. Von heute an bin ich bereit, an Wunder zu glauben.“
„Wovon sprichst du?“
„Von Benedicta!“
„Ich verstehe immer noch nicht.“
„Du hast sie gesucht oder vielmehr mich mit der Suche beauftragt, und schon erscheint sie, als wäre sie vom Himmel gefallen. Mehr kann man wirklich nicht verlangen.“
Der Herzog, der auf den in der Mitte des Raumes stehenden Schreibtisch zugesteuert war, blieb stehen und starrte seinen Freund verdutzt an.
„Willst du damit am Ende sagen …?“
„Aber sicher!“, antwortete der Major, noch ehe der Herzog ausgesprochen hatte. „Sie ist hübsch, sie ist allem Anschein nach rein und unschuldig und unterscheidet sich buchstäblich in allem von Delyth Maulden. Ja, noch mehr, sie ist eine wirkliche Dame, etwas, was du gar nicht ausdrücklich gefordert hast, wenn ich mich recht erinnere.“
Schweigen. Dann lachte der Herzog.
„Bevil, ich glaube wirklich, du hast recht. Du nennst das Mädchen eine glückliche Fügung des Himmels, und genau das ist es auch!“
3. KAPITEL
Der Herzog hatte Mrs. Newall kommen lassen.
Sie stand in der Bibliothek, die Hände über der schwarzen Seidenschürze gefaltet. Die Sonnenstrahlen, die durch die hohen Fenster einfielen, ließen ihren Schlüsselbund aufblitzen.
„Mrs. Newall, ich brauche Ihre Hilfe.“
Der Herzog hatte sich an den großen Rosenholzschreibtisch gesetzt, den die Herren von Kingswood schon seit Generationen benutzten.
Er kannte Mrs. Newall als ungemein tüchtige Haushälterin, der nicht nur der Zustand des Hauses sehr am Herzen lag, sondern auch das Wohlergehen seiner Bewohner.
Auf Kingswood fühlte sich nämlich das altgediente Personal dem ihm anvertrauten Haus, dem ganzen Gut, ja sogar der Herrschaft selbst zugehörig.
Seit er sein Erbe angetreten hatte, war dem Herzog schon oft der Gedanke gekommen, dass sie alle wie eine einzige große Familie waren, und er wollte dafür Sorge tragen, dass sich daran nichts änderte.
„Euer Gnaden, ich werde tun, was ich kann“, sagte Mrs. Newall mit ihrer angenehmen Stimme.
„Es betrifft Miss Calvine“, fuhr der Herzog fort.
Er machte eine Pause, wohl wissend, dass Mrs. Newall aufmerksam lauschte.
„Es wird lange dauern, bis ihr Vater wieder gesund ist. Da die beiden kein Geld haben, möchte ich mich um die Kleidung von Miss Calvine kümmern, solange sie hier ist.“
Mrs. Newall nickte zustimmend, sagte aber nichts, sodass der Herzog fortfuhr: „Es wäre unpassend, wenn ich selbst eine junge Frau mit Kleidern versorgte, obwohl es natürlich darauf hinausläuft. Aber ich dachte mir, Sie könnten vielleicht in dieser Sache etwas unternehmen.“
„Euer Gnaden, von dem Hausmädchen, das Miss Calvine bedient, weiß ich, dass die junge Dame bis auf ein paar armselige Habseligkeiten in einer kleinen Tasche nichts bei sich hat.“
„Das habe ich befürchtet“, entgegnete der Herzog. „Stellen Sie sich vor, sie ist den ganzen Weg von Northumberland bis hierher gelaufen!“
„Kaum zu glauben, Euer Gnaden, dass ein so zartes Persönchen wie Miss Calvine diesen Gewaltmarsch überstanden hat.“
„Sie muss wohl kräftiger sein, als sie aussieht. Doch Kleid und Schuhwerk haben gelitten, das lässt sich nicht leugnen.“
„Ja, das stimmt, Euer Gnaden!“, rief die plötzlich sehr redselige Mrs. Newall aus. „Weiß der Himmel, wie Miss Calvine überhaupt noch laufen kann in diesen löchrigen Schuhen!“
„Was können wir also tun, Mrs. Newall?“
„Mir ist gerade der Gedanke gekommen, dass Miss Calvine dieselbe Schuhgröße haben könnte wie die gnädige Herzogin, Gott hab sie selig. Von ihren Sachen ist noch einiges da.“
Mrs. Newall überlegte offensichtlich während des Sprechens, denn sie zögerte kurz, ehe sie hinzufügte: „Außerdem sind da noch ein paar Schuhe von Lady Emmeline aus ihrer Mädchenzeit.“
„Vielleicht auch ein paar Kleider?“
Mrs. Newall schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht, Euer Gnaden. Und auch wenn wir etwas aufbewahrt hätten, wäre
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