Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
Vom Netzwerk:
zum Essen ein.“
    „Mein Vater tut das immer noch“, lachte der Major. „Und es wird regelmäßig ein besonders langweiliges Essen.“
    „Es ist eben eine traditionelle Pflicht, der wir uns nicht entziehen können, auch wenn es sich in diesem Fall um die Tochter des Pfarrers handelt.“
    Er schenkte sich ein zweites Glas Champagner ein. Während der Major seinem Beispiel folgte, überlegte der Herzog, dass eigentlich aller Grund zur Neugierde vorlag, was den Wanderprediger betraf.
    Aus seiner Kindheit konnte er sich an solche Männer erinnern, die durch das Land gewandert waren.
    Meist pflegten sie bei Pferderennen und Pferdemärkten aufzutauchen und gegen die Sünde des Glücksspiels zu wettern, wobei sie denen, die nicht hören wollten, alle Feuer der Hölle als Strafe androhten.
    Er wusste auch noch, wie fasziniert er von diesen mit Hingabe vorgetragenen Predigten gewesen war, die auch die anderen Zuhörer tief beeindruckten.
    Zuweilen war der Predigt ein frommes Lied gefolgt und darauf unweigerlich die Kollekte, was meist dazu führte, dass sich die Menge rasch zerstreute.
    Der Herzog nahm an, dass der Geistliche und seine Tochter auch auf diese Weise lebten. Ihre Zuhörer waren wohl nicht gerade großzügig gewesen, da das Mädchen gesagt hatte, sie hätten kein Geld.
    Die Tür öffnete sich, und Bateman meldete: „Miss Calvine, Euer Gnaden.“
    Sie trug noch immer das schäbige, nickenbesetzte Kleid, das sie schon am frühen Morgen angehabt hatte, aber sie hatte nun einen sauberen weißen Kragen angelegt, der sie aussehen ließ wie eine Quäkerin.
    Ihr schimmerndes Haar hatte sie am Hinterkopf säuberlich zu einem Knoten zusammengesteckt. Ihre Augen, die von der Farbe des Frühnebels waren, wie der Major nun bemerkte, sahen groß und ängstlich aus ihrem blassen Antlitz.
    Sie sah den Herzog ein wenig beklommen an. Dann knickste sie mit einer Anmut, die dem Major bereits aufgefallen war, als sie am Morgen vor ihm hergegangen war.
    „Man sagte mir, dass ich mit Euer Gnaden essen soll“, sagte sie leise.
    Es war ihr anzusehen, dass die Entdeckung, wer ihr Gastgeber eigentlich war, für sie eine große Überraschung bedeutete.
    „Zu meiner großen Freude hörte ich von Dr. Emerson, dass Ihr Vater den Transport unbeschadet überstanden hat“, sagte der Herzog.
    „Der Arzt hat mir gesagt, dass Papa tatsächlich einen Schlaganfall erlitten hat und im Koma liegt.“
    „Sie können Dr. Emerson vertrauen. Er wird das Richtige tun“, beruhigte der Herzog sie. „Darf ich Ihnen ein Glas Champagner anbieten?“
    „Nein danke.“
    „Sind Sie sicher? Der heutige Morgen muss für Sie ja schrecklich gewesen sein. Ein Glas kann Ihnen nur guttun.“
    „Das ist sehr liebenswürdig, aber ich trinke nur selten Alkohol, und außerdem habe ich heute noch nichts gegessen.“ Der Herzog ahnte, dass sie auch am Tag zuvor nur wenig gegessen hatte, und er fand es sehr vernünftig, dass sie unter diesen Umständen den Champagner ablehnte.
    Er war eben im Begriff, ihr ein anderes Getränk anzubieten, als gemeldet wurde, dass das Essen serviert würde. Miss, Calvine ging an der Seite des Herzogs den breiten Gang entlang, der durch die Halle führte und sich auf der anderen Seite bis zum Speisezimmer fortsetzte.
    Obwohl sie kein Wort sagte, bemerkte er, wie intensiv sie die Bilder betrachtete, von denen einfach jeder beeindruckt sein musste, ganz zu schweigen von einer armen. Pfarrerstochter.
    Bei Tisch hatte der Herzog den Vorsitz, während sein jüngst eingetroffener Gast zu seiner Rechten und Major Haverington zu seiner Linken saß.
    Der Herzog, der die Folgen des Hungers in Portugal und während der letzten Kriegsjahre auch in den Dörfern Frankreichs kennengelernt hatte, sah an dem schmalen Gesicht des Mädchens und an seinen dünnen Handgelenken, dass es unterernährt war.
    Auch fiel ihm auf, dass das Mädchen nur ganz langsam und bedächtig aß, und von jedem Gang nur winzige Portionen zu sich nahm, als wüsste es genau, dass es ihm nicht bekommen würde, wenn es zu viel äße.
    Noch ehe der letzte Gang auf getragen worden war, konnte man ihm ansehen, dass es keinen einzigen Bissen mehr hinunterbrachte.
    Nun war es keineswegs so, dass die junge Frau die Aufmerksamkeit auf diese Tatsache oder gar auf sich selbst lenkte. Nein, sie beantwortete alle Fragen mit jener sanften, kultivierten Stimme, die den Major so überrascht hatte, als er sie zum ersten Mal sprechen gehört hatte.
    „Sind Sie den ganzen langen Weg von

Weitere Kostenlose Bücher