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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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Freut mich, Sie zu sehen. Haben Sie unseren Patienten schon untersucht?“
    „Noch nicht, Euer Gnaden.“
    Der Arzt, ein Mann in mittleren Jahren, behandelte die Familie Wood schon, seit er sich in der Gegend niedergelassen hatte.
    Er wusste, dass Richard Wood der Erbe des Herzogs war und dass im Falle seines Todes ein anderer Verwandter, den die ganze Familie nicht ausstehen konnte, erben würde.
    Daher war er bemüht, Optimismus zu zeigen: „Sicher ist er bei Hawkins in allerbesten Händen.“
    „Hawkins ist ein hervorragender Krankenpfleger“, gab ihm der Herzog recht. „Er sagte mir, ehe ich ausritt, dass Richard eine ruhige Nacht verbracht habe und seiner Meinung nach schon etwas leichter und gleichmäßiger atme.“
    „Das ist eine gute Nachricht, Euer Gnaden“, rief der Arzt aus. „Ich will schleunigst hinaufgehen und ihn untersuchen. Anschließend werde ich Ihnen berichten, wie es um den Kranken steht.“
    „Wenn Sie mit Richard fertig sind, habe ich noch einen Patienten für Sie“, hielt ihn der Herzog zurück.
    Dr. Emerson zog fragend die Brauen hoch.
    „Ja, in einer meiner Scheunen fand ich einen Geistlichen, der offenbar einen Schlaganfall erlitten hat.“
    „Einen Geistlichen?“ Der Arzt staunte.
    „Hier in der Gegend kennt ihn niemand“, beeilte sich der Herzog hinzuzufügen. „Seine Tochter sagte mir, sie kämen aus Northumberland.“
    „Ach, jetzt weiß ich, wen Sie meinen“, erwiderte Dr. Emerson. „Eine meiner Patientinnen erzählte mir, in der Gegend halte sich ein Prediger auf. Sie fragte, Ob sie ihn wohl bitten könne, zu ihr zu kommen und mit ihr zu beten.“
    Nach einer Pause setzte er als Erläuterung hinzu: „Ich will Euer Gnaden nicht mit der Geschichte der jahrelangen Fehde zwischen der betreffenden alten Dame und unserem Ortsgeistlichen langweilen. Sie hat ihm ihr Haus verboten, möchte aber andererseits um ihres Seelenfriedens willen nicht auf geistlichen Trost verzichten.“
    „In diesem Fall können Sie Ihrer Patientin sagen, dass der Prediger ihr zurzeit nicht helfen kann. Aber bilden Sie sich selbst ein Urteil.“
    „Ja, ich werde mir den Kranken ansehen. Es war eine gute Tat, ihn hierher bringen zu lassen.“
    „Nun, wie ich eben meinem Freund, Major Haverington, sagte, kann ich mich nicht auf Platzmangel ausreden“, gab der Herzog zurück.
    Der Doktor lachte.
    „Nein, das können Sie wirklich nicht. Sie könnten bequem ein ganzes Armeekorps bei sich aufnehmen. Ich wünschte, wir hätten damals in Frankreich ein Lazarett dieser Größe zur Verfügung gehabt.“
    Es war kurz vor Mittag, als der Herzog und Major Haverington wieder in der Bibliothek zusammentrafen.
    Der Herzog hatte in der Zwischenzeit nicht nur den Bericht des Arztes über den Zustand der beiden im Haus befindlichen Patienten angehört, sondern die ihm von seinem Sekretär vorgelegte umfangreiche Korrespondenz erledigt sowie den Haushofmeister empfangen, der mit ihm anstehende Reparaturen und Änderungen im Haus besprechen wollte.
    Alles in allem ein ereignisreicher Vormittag, der in ihm das Gefühl wachrief, er hätte sich das Glas Champagner, das ihm der Butler eben kredenzte, redlich verdient.
    „Nun, Bevil, womit hast du dich beschäftigt?“, fragte er den Major.
    Dieser wollte eben antworten, als der Butler sich respektvoll zu Wort meldete: „Entschuldigen Sie meine Frage, Euer Gnaden, doch ich bin unsicher, wo die junge Dame Ihrer Ansicht nach speisen sollte.“
    Einen Augenblick lang wusste der Herzog nicht, von wem die Rede war.
    Dann erst wurde ihm klar, dass der Butler die Tochter des Geistlichen Aaron Calvine meinte. Er nahm mit amüsiertem Lächeln zur Kenntnis, dass Bateman, der ein unbestechliches Auge dafür besaß, in welche Kategorie ein Mensch einzureihen war, Miss Calvine als ,Dame’ bezeichnet hatte.
    Der Herzog zögerte, ehe er augenzwinkernd zur Antwort gab: „Bitten Sie Miss Calvine, mit uns im Speisezimmer zu essen.“
    „Sehr wohl, Euer Gnaden.“
    Bateman zog sich zurück, und der Major rief aus: „Sie soll mit uns essen? Ist das nicht etwas ungewöhnlich?“
    „Unsinn! Du platzt vor Neugierde, und da weder ich noch der Doktor dir alles sagen können, was du wissen möchtest, kannst du sie nun selber fragen.“
    „Sie soll mit uns im Speisezimmer essen!“, wiederholte der Major fassungslos und dachte an die ärmliche Kleidung des Mädchens.
    „Gast bleibt Gast“, meinte der Herzog gut gelaunt. „Auch mein Vater lud unseren Ortsgeistlichen einmal im Jahr

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