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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
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Idee. Er konnte aus den Spekulatius Kugeln machen, indem er sie zerkrümelte und die Krümel mit Gelee vermengte. Kekskugeln, die er mit der Schleuder über den Graben schießen würde, zur Piste.
    »Wird das noch was?«, rief Meike.
    Er öffnete den Schirm, und sofort hörten die Gänse auf zu fressen, rannten flatternd los und erhoben sich in die Luft. Sie flogen höher als sonst. Ihre Flügel wirkten breiter. Einen Moment glaubte Gieles, dass sie an ihm vorbei und in die Freiheit fliegen wollten. Aber Tufted und Bufted segelten gleichmäßig abwärts und landeten laut schnatternd vor seinen Füßen im hohen Gras. Vom Gatter her hörte er Meike johlen. Er war sich seines Erfolges sehr deutlich bewusst.
    Wegen des Trainings kamen sie etwas zu spät, aber Dolly schimpfte nicht. Sie war sogar ungewöhnlich gut gelaunt. Entspannt saß sie vor ihrem Laptop, als hätte sie alle Zeit der Welt. Neben ihr hockte Jonas auf dem Boden und besabberte sein Eichhörnchen. Der Kopf des Tierchens war stellenweise schon ausgebleicht. Meike nahm den Kleinen auf den Arm und kitzelte ihn am Hals. Dann setzte sie sich mit ihm auf den Stuhl neben Dolly, wie eine gute Bekannte oder Freundin.
    »Was ist das?«, fragte sie, während sie ihr ungeniert über die Schulter schaute.
    »Ein Schlaftagebuch«, erklärte Dolly. »Für ein Forschungsinstitut. Sie untersuchen, in welchem Grad Fluglärm den Schlaf beeinträchtigt. ›Wie oft wurden Sie in der vergangenen Nacht durch Fluglärm geweckt?‹«, las sie vor. »Tja, das war … kurz nachdenken«, sie starrte an die Decke voller Feuchtigkeitsflecken, »fünfmal.«
    Sie tippte die Ziffer 5 ein. »Zweimal, weil Jonas geweint hat, aber er ist bestimmt wegen eines Flugzeugs aufgewacht, also bleibt es bei fünf.«
    Sie las die nächste Frage: »›Wie lange dauerte es, bis Sie wieder eingeschlafen sind?‹ Pfff … nach dem ersten Mal bin ich aufs Klo gegangen, nach dem zweiten hab ich eine Weile gelesen … nach dem dritten musste ich Jonas inhalieren lassen, weil er wieder röchelte … Ich würde sagen, durchschnittlich zwanzig Minuten.«
    Ohne Vibrator. Oder hat sie schon einen neuen gekauft?
    Sie tippte »30« ein. »Man muss immer ein bisschen übertreiben. Ihr solltet bei dieser Untersuchung auch mitmachen«, meinte Dolly und schaute über den Rand des Monitors Gieles an.
    »Ich werde von dem Lärm nicht wach«, sagte er.
    »Das glaubst du. Bestimmt schläfst du zu oberflächlich. Das ist sehr schlecht für die Konzentrationsfähigkeit.«
    Seine schulischen Leistungen waren in letzter Zeit wirklich nicht glänzend, aber das hatte nichts mit Flugzeugen zu tun. Er tat einfach zu wenig, vor allem, seit Meike da war. In Wirtschaft hatte er eine Arbeit fast versiebt. Aber für den Aufsatz über die Dampfpumpwerke hatte er – oder besser gesagt, Super Waling – die zweithöchste Punktzahl bekommen.
    Der Fußball knallte gegen das hintere Fenster. Dolly drehte sich nicht einmal um.
    »Und man kriegt Bluthochdruck von dem Lärm«, fuhr sie fort und tippte wieder etwas ein. »Mit den bekannten Folgen. Den Vater meiner Kinder kann man jedenfalls nicht mehr befragen.«
    Jonas zog an einer von Meikes Dreadlocks und lachte pfeifend. Dolly blickte kurz auf und bat Gieles, den Inhalator des Kleinen zu holen.
    Könntest du gut selbst machen.
    Gehorsam ging er die Treppe hinauf und in Richtung Badezimmer, in dem das Medizinschränkchen hing. Unterwegs legte er die Hand auf die Klinke von Dollys Schlafzimmertür. Sollte er ihren Nachttisch checken? Er hielt den Atem an und drückte die Klinke hinunter. Die Tür war abgeschlossen. Dolly traute ihm offensichtlich nicht mehr. Gut, dann war ja alles klar. In seinen Augen war sie nämlich ein Miststück.
    Er holte den Inhalator, ging wieder hinunter und warf ihn einfach auf den Tisch, neben den Laptop. Dolly und Meike ließen sich nicht stören.
    »Wie hieß noch diese Schauspielerin, von der du gesagt hast, dass ich ihr ähnlich sehe? Lara …«
    »Boyle«, ergänzte Dolly. »Lara Flynn Boyle. Warte, ich kann sie gerade mal googeln.«
    »Kommst du Fußball spielen?«, schrie Skiq im Garten. Sein Kopf war puterrot.
    »Gott, wie scheußlich!«, rief Dolly erschrocken und schlug die Hand vor den Mund.
    Meikes Miene verfinsterte sich.
    » Celebs who won’t need a Halloween mask «, las Dolly vor. »Was hat sie denn mit ihrem Gesicht angestellt? Alles schief und krumm!«
    »Ich seh ihr überhaupt nicht ähnlich«, sagte Meike beleidigt.
    Gieles schaute den beiden

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