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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
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jetzt, dass Toon ein Arschloch ist. Außerdem fährt er gerade wieder weg, auf seinem Scheißmoped.«

27
    Am nächsten Tag wollten sie sich am Friseursalon treffen. Super Waling hatte Meike eine Führung durchs Pumpwerk angeboten. Mit den schweren Schulbüchern im Rucksack fuhr Gieles zu Dollys Salon am Rand des Einkaufszentrums. Waling war schon da. Er saß in einem Auto am Steuer, sein Unterarm hing zum Fenster heraus. Gieles hatte ihn noch nie in einem Auto sitzen sehen. Es stand ihm gut.
    Gleichzeitig mit ihm tauchte Meike auf. Neben ihr trottete ein Rottweiler mit Maulkorb. Mit seinem breiten Brustkorb und seinen muskulösen Schenkeln wirkte der angeleinte Hund größer als Meike.
    »Das ist mal ein imponierender Hund«, sagte Super Waling, als sie vor ihm standen.
    »Er wohnt über Dollys Salon.« Meike streichelte ganz entspannt das schwarzbraune Fell. Sie hatte ihre Dreadlocks zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, so dass ihr rundes Gesicht in voller Schönheit zu sehen war. Der Hund beschnüffelte Gieles’ Hose, dann blickte er ihn über den lüftungsgitterähnlichen Maulkorb hinweg fest an. Gieles machte zwei Schritte zur Seite. Nun hob der Rottweiler den Kopf zu Walings Unterarm. Über seinen Augen bildete sich eine Falte.
    Super Waling zog schnell den Arm in den Wagen. »Tut mir leid, ich bin ein Feigling.«
    »Das ist ja gar nicht wahr«, sagte Gieles ungewöhnlich bestimmt. Es ärgerte ihn, dass Waling sich selbst immer so schlecht machte. »Du hast vierzig Menschen gerettet.«
    Er schaute Meike an. »Das hat er wirklich. Die Zeitungenhaben darüber berichtet.« Seine Stimme war noch heiser vom Schimpfen gestern Abend bei Dolly.
    Super Waling schüttelte den Kopf und winkte ab. »Das ist schon sehr lange her. Und man muss nicht immer glauben, was die Zeitungen schreiben. Wirkliche Heldentaten geschehen meistens im Stillen.«
    Der Rottweiler bellte wild zu dem Balkon über Dollys Salon hinauf. Am Geländer stand ein kleiner alter Mann mit krummem Rücken.
    »Das ist Dinos Herrchen«, erklärte Meike.
    Der Mann gestikulierte mit seinem Stock.
    »Ich hab gefragt, ob ich mit ihm Gassi gehen darf.« Sie streichelte dem Rottweiler den Kopf und sagte dann leise: »Als ich kam, hatte die bekloppte Mumie ’ne Gummikappe mit Schlauch auf dem Mund, und der Schlauch war an ’ner Art Taucherflasche befestigt.«
    Dinos Herrchen schlug jetzt mit seinem Stock aufs Balkongeländer.
    »Ich bring ihn rauf«, sagte Meike und ging gemächlich in Richtung Haustür. Der Hund wollte Meike zum Eingang der Metzgerei zerren. Sie ruckte einmal kräftig an der Leine, und er gehorchte sofort.
    ANGEBOT: ZWEI KILO HACKFLEISCH HALB UND HALB NUR 2 EURO , las Gieles.
    »Sie ist nicht gerade von der ängstlichen Art«, sagte Super Waling bewundernd, als Meike und der Hund verschwunden waren.
    Hinter den Fenstern des Salons bewegte sich ein Schatten. Das musste Dolly sein. Sie würde warten, bis Super Waling, Meike und Gieles fort waren, um Waling nicht zu begegnen. Ihren Abscheu hatte sie ja schon deutlich genug gezeigt.
    Er schaute noch einmal auf den Zettel mit dem Sonderangebot. Zwei Kilo Hackfleisch halb und halb nur 2 Euro.
    Plötzlich wusste er, wie er seine Gans rächen konnte. Eine geniale Idee.
    Er wandte sich wieder Super Waling zu. »Weshalb machst du so ein Geheimnis aus der Sache mit dem Crash? Ihr habt die Menschen doch wirklich gerettet?«
    »Es ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint«, antwortete Super Waling. »Aber ich habe meinen Bericht über das Unglück jetzt endlich fertig.«
    Er sagte es wie ein Schüler, der eine Hausaufgabe zu spät abliefert. »Ich maile ihn dir heute Abend.«
    »Okay«, sagte Gieles und schaute zu dem Rottweiler hinauf, der jetzt wütend auf dem Balkon bellte. Meike kam zurückgeschlendert. Sie machte einen letzten Zug und zerdrückte die Kippe mit ihrem Flipflop. Dann zeigte sie den beiden ein Bonbon in einer Cellophanfolie mit ausgebleichten Farben. »Hat er mir fürs Gassigehen mit Dino gegeben. Er glaubt wohl, ich geh noch zur Grundschule.«
    Sie stieg vorne in den Wagen. Auf die Rückbank passte nämlich nur eine Person, der Fahrersitz war bis zum Anschlag zurückgeschoben.
    »Ist das ein Auto für Behinderte?« Meike blickte sich forschend um.
    »So könnte man es ausdrücken. Beim Autoverleih hat man es als Seniorenfahrzeug bezeichnet. Wegen der hohen Türen. Und es hat extrabreite Sitze.«
    Sie fuhren durchs Zentrum in Richtung N201.
    »Wie lebt es

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