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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
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Jahrhundert vor Christus in Chinagelebt hatte. Ein alter Chinese, der einfach etwas zusammenschwafelte, sagte er sich. Was wussten denn die Leute damals überhaupt?
    Meike startete die CD und drehte die Lautstärke hoch. Unheimliche, düstere Klänge schwebten durchs Zimmer. Ein rauer Wind kam auf. Die Stimme der Sängerin klang schwach, aber der Gesang hatte etwas Hypnotisierendes an sich. Meike schloss die Augen, begann sich zu bewegen, drehte den Kopf hin und her. Sie schien sich tanzend vom Boden zu lösen.
    Gieles steckte sich demonstrativ die Finger in die Ohren, Super Waling hörte interessiert zu.
    Als das Lied zu Ende war, öffnete Meike die Augen. »Und jetzt trinken wir Malibu.« Mit jammernden Klängen begann der nächste Song der schwedischen Band.
    »Alkohol … muss das sein?«
    »Klar. Hast du Kakao? Damit kann man es gut mixen.«
    Waling schüttelte den Kopf.
    »Dann trinken wir’s pur.« Sie goss reichlich Likör in drei Longdrinkgläser.
    »Schmeckt nach Kokos«, meinte Waling und saugte an seiner Zunge.
    Gieles stellte die Massage auf Stufe drei.
    »Aber wir müssen unbedingt etwas dazu essen, liebe Leute. Sonst werden wir schnell betrunken. Spareribs, Gieles? Meike, möchtest du auch Spareribs? Sonst schau bitte mal in die Küche, dort hängen die Prospekte.«
    Sie nahm ihr Tabakpäckchen und ging singend hinaus.
    Gieles richtete sich auf. »Waling, ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich Dolly deinen Bericht gegeben habe? Ich wollte einfach, dass sie Bescheid weiß über deine Mutter und den Sohn des Piloten und so …«
    »Kein Problem, Gieles. Es ist gut, dass du es getan hast. Wie gesagt, Geheimnisse machen krank.«
    »Pizza! Ich bin tierisch scharf auf Pizza. So ’ne zusammengeklappte.« Meike setzte sich neben Waling in Längsrichtung aufs Sofa und zog die Beine hoch.
    Waling rief einen Pizzadienst an. »Eine Calzone und eine Pizza nur mit Gemüse«, sagte er laut, um die schwedische Musik zu übertönen.
    »Pizza Bianca? Mit Speck? Nein, nein, ich möchte nur Gemüse. Veggi?«, fragte er.
    »Vegetarisch«, erklärte Meike und inhalierte.
    »Zucchini und Paprika, ja. Artischocken, wunderbar …«
    Anschließend rief er einen Spareribs-Service an.
    »If I had a voice, I would sing«, sang Meike mit.
    »Mit Röstkartoffeln und Kräuterbutter, sehr gut. Lava Cake? Möchtet ihr beiden Lava Cake zum Nachtisch? Zwei Stück, bitte … Cittersen van … genau, van Boven. Ich bin gespeichert.«
    »Kennst du die Telefonnummern alle auswendig?«, fragte Meike.
    »Ich fürchte, ja.« Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    Meike kniff die Augen zusammen und legte das Kinn auf die hochgezogenen Knie. »Hast du Kinder?«
    Super Waling trank einen großen Schluck Malibu. »Meine Exfrau und ich konnten keine Kinder bekommen. Wir hätten aber sehr gern welche gehabt.«
    »Warum habt ihr euch scheiden lassen?«
    Waling starrte auf seinen Bauch. »Wie soll ich das erklären … Wir sind sozusagen auseinandergewachsen.«
    »Auseinandergewachsen?« Sie blickte ihn verständnislos an. »Bist du ihr zu dick geworden? Oder war sie auch so?«
    Waling stellte sein Glas ab. »O nein, Pieternel war zwar mollig, aber bei weitem nicht so dick wie ich jetzt. Ich war nicht immer so. Erst in den letzten Jahren.«
    »Das weiß ich. Dolly hat mir Fotos von dir gezeigt.« Der Restder Flüssigkeit verschwand in ihrem Schlund. »Sie hat mindestens zehn.«
    Waling strahlte. Er entfaltete den Prospekt, den Dolly ihm gegeben hatte. Fotos vor und nach einer Bauchoperation. Auf dem ersten ein großer Fettlappen, der fast wie eine Schürze vor einer Herrenunterhose herabhing. Das Nachher-Foto zeigte einen straffen Bauch. Wahrscheinlich würde Super Waling schon mit dem Zustand auf dem Vorher-Bild mehr als zufrieden sein.
    »Aber warum habt ihr euch dann getrennt?« Meike ließ nicht locker.
    »Ich glaube … tja, ich glaube, wir fühlten uns nicht mehr wohl miteinander. Wir gingen in unterschiedliche Richtungen. Verstehst du?«
    »Mmmm.« Sie goss sich noch mehr Malibu ein. »Nein.«
    »Trinkst du auch nicht zu schnell? Da ist einiges an Alkohol drin.«
    Gieles schaltete den Sessel aus. Malibu und das Geschüttel – er kam sich fast vor wie ein Cocktail. Er schaute zum Sofa hinüber. Neben Super Waling sah Meike wie ein winziges Püppchen aus. Ein chinesisches Glückspüppchen, seine Mutter hatte mindestens zwei Dutzend davon an ihrem Schlüsselbund.
    »In welche Richtung ist sie denn gegangen?«
    »Pieternel

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