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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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nicht zu unserer Zufriedenheit aus. Und das, obwohl wir eigens einen zweiten Sekretär ernannt haben, weil Herr Melville, der erste, uns Erfolge vorenthält. Die Rebellen widersetzen sich mit unvermindertem Starrsinn. Einerseits rät man uns, gnadenlos durchzugreifen, andererseits muss ich als eine Stuart darauf dringen, dass die Heimat meiner Familie nicht unziemlich hart behandelt wird.«
    Die Worte, die vornehmlich von Burnet stammten, klangen klug. Auf einmal gefiel sie sich in der neu gewählten Rolle. »Ich denke, wir werden auf den Herrn von Breadalbane setzen, der vorschlägt, die Führer der Rebellen auf seine Festung zu bitten und einen Waffenstillstand auszuhandeln«, fuhr sie fort. »Der König wünscht eine schnelle Lösung, er braucht Ruhe für den Krieg mit Frankreich, aber mir muss, wie gesagt, daran gelegen sein, unangemessene Gewalt zu vermeiden.«
    Das Kind war gestürzt und plärrte, und sofort umringten es die Damen mit nicht minder lautem Geschrei. Anne schlug die Händeüber ihrer Turmfrisur zusammen und lief hin, kehrte aber, sobald der Knabe am Busen seiner Amme geborgen war, zu Mary zurück. »Armer Goldschatz. Er fällt so leicht. Aber sag du mir doch, woher du um solche Dinge weißt, du redest ja verworrener daher als ein Mann!«
    »Ich bin Königin«, versetzte Mary. »Ein Leben im Müßiggang, wie du es führst, darf ich mir nicht erlauben. Und wenn du unsere Erbin sein willst, wirst du es dir auch nicht länger erlauben dürfen.«
    Anne krauste die Nase. »Wie lieb, dass du daran denkst. Aber ich brauche nicht Eure Erbin zu sein, ich habe doch William!« Triumphierend wies sie auf die Amme, die das flennende Kind in den Armen hielt. »Es wäre mir auch nicht wohl dabei, denn dass eine Tochter den Thron eines Vaters einnimmt, widerstrebt doch jeglicher Moral. Mein William dagegen wird mit Fug und Recht König sein.«

6
    Achallader
    Rannoch Moor, Pfad nach Glencoe, April 1691
    Rob hatte ein Pferd bekommen, einen niedrigen, langhaarigen Gaul, der mit seinem edlen Goldfuchs nichts gemein hatte. Wieder im Sattel zu sitzen, während andere zu Fuß das Moor durchwateten, gab ihm dennoch ein wenig Würde zurück. Er ritt langsam, damit seine Begleiter Schritt halten konnten, und zögerte den Augenblick hinaus, in dem ihn die Späher auf dem Signal Rock entdecken würden. Es war fast Mai, fast Beltane, die schönste Zeit des Jahres, und Glenlyon brannte vor Farbe. Über das Rannoch Moor nach Glencoe zu reiten war hingegen, als zöge man freien Willens ins Innere der Felsen, wie die lebensmüden Riesen der Fianna es getan haben sollten. Die Natur stand still, und auch das lange Sumpfgras, das sich in seinem Tal im Frühlingswind gewiegt hatte, schien hier den Atem anzuhalten.
    Glencoe ist so schwarz, so sonnenlos. Vielleicht bringt es so böse, tierische Menschen hervor, weil man ein Herz aus Stein haben muss, um das Leben hier zu ertragen.
    Rob war diesen Pfad schon ein halbes Leben lang nicht mehr entlanggeritten, aber der Weg durch das schmatzende Maul des Sumpfes war ihm im Gedächtnis geblieben. Deshalb, so behauptete Hill, hatte Breadalbane Rob und keinen anderen geschickt. »Euer Vetter hat Euch für diese Aufgabe verlangt, weil Ihr das Gelände und seine Bewohner kennt. Um in das Nadelöhr Glencoe zu gelangen, hat er gesagt, bedarf es eines Mannes, dem jeder Halm in diesem Rattennest vertraut ist.«
    Hill glaubte wohl, Breadalbane habe Rob damit schmeicheln wollen, aber Rob war anderer Meinung, er kannte seinenVetter zu gut. Er hatte Wochen auf Stirling verbracht, um Rekruten für seine Kompanie zu mustern, und hatte sich an das warme Bett, die gute Verpflegung und den Respekt, den man ihm entgegenbrachte, gewöhnt. Kaum stand seine Rückkehr nach Inverlochy bevor, war er krank geworden, und der Auftrag, der ihn auf der Schwarzen Garnison – jetzt Fort William genannt – erwartete, hatte ihm einen neuen Schlag versetzt.
    »Ihr sollt nach Glencoe reiten.«
    »Niemals.«
    »Ihr bekommt zu Eurem Schutz zwei meiner besten Gefreiten und einen Trommler mit.«
    Rob drehte sich nach den Kerlen um, die sich mit schlammigen Strümpfen seine Spur entlangschleppten. Der Gedanke, dass diese traurigen Gestalten ihn schützen würden, war lächerlich. Außerdem kam er als Gast nach Glencoe. Was er fürchtete, war kein Angriff mit Waffen, sondern etwas, das er John Hill und seinen Leuten nicht erklären konnte.
    »Ich gehe überallhin, aber nicht nach Glencoe«, hatte er gesagt.
    »Niemand geht gern

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