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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Lochiel nicht minder recht hatte, und die anderen wussten es ebenso,also war die Beratung beendet. In Gedanken versunken kehrte ein jeder auf seinen Platz zurück. Durch den Pass und von den Hängen hallte das Echo der Schüsse, die der junge MacRae abfeuerte, sowie derjenigen, die ihm Antwort gaben.
    Die Sonne hatte den Zenit überschritten und prallte erbarmungslos in die Gesichter der Kämpfer. Schweiß sammelte sich in Sandy Ogs Brauen und tropfte in seine Augen.
    Es mochte vier Uhr oder wenig später sein, als gemeldet wurde, der Feind käme näher. Sandy Ogs Schecke spitzte die Ohren, und gleich darauf entdeckten sie die Männer, die in endloser Reihe das glitzernde Flussband entlangzogen. Rotröcke nannte man sie. Wie irr lachte Sandy Og auf, weil sie tatsächlich so aussahen: wie brandrote Flecken in ausgelaugtem Grün und Gelb. Auf der Hüfte spürte er den Knauf seines Schwertes, einer schweren Waffe, die einen unaufmerksamen Reiter aus dem Sattel reißen konnte.
    Der Befehl, sich ruhig zu verhalten, als lebende Wand auf dem Hang zu verharren, ging von Mund zu Mund.
    Sandy Og konnte sehen, wie General MacKay, der trotz prächtigster Aufmachung etwas Scheues an sich hatte, bald diesen, bald jenen Befehlshaber zu sich winkte und sich mit ihm beriet. Offenbar hofften die williamitischen Heerführer, in Ruhe ein geeignetes Schlachtfeld wählen zu können, eine Ebene hinter den Ufern, in der die berittenen Regimenter zur Geltung kommen würden. Zugleich ließ MacKay Munition an seine Infanteristen ausgeben.
    Der Augenblick, in dem einer der Reiterführer entdeckte, was sich über ihren Köpfen zusammenbraute, in dem er den nächsten anstieß und den Hang hinaufwies, brannte sich Sandy Og ins Gedächtnis. Es war der Beginn der Schlacht.
    Geblendet von flimmernder Sonne suchten etliche Blicke nach Dundee. Der ritt von Neuem die Blöcke ab, sprach ihnen in gedämpftem Ton Mut zu, erteilte aber keinen Befehl. In der Tiefe rangen MacKay und seine Offiziere darum, der veränderten Lage Herr zu werden. In aller Hast mussten sie Entscheidungen treffen, was, so dachte Sandy Og, nur möglich war, wenn man vergaß, dass man über Leben und Tod entschied. MacKay stellte seine Regimenter in Dreierreihen auf, wohl um an Breite zu gewinnen. Damit beging er den einen Fehler, der zum Siegel werden mochte, zum gefallenen Würfel. Der in den Bergen geborene Soldat hatte vergessen, dass ein Hochlandsturm dort am wirksamsten war, wo er auf eine Formation ohne Tiefe traf.
    Bald standen die Rotröcke wie die Männer der Clans auf ihren Plätzen, und das Warten begann. Reglos im glasigen Sonnenlicht, schweigsam, als habe einer der Feldherren Pfähle in die Zeit gerammt und ihr befohlen, innezuhalten. Wer wollte, konnte ein Gesicht aus der Masse lösen und sich fragen: Ist es der, dem ich den Kopf durchhaue? Ist es der, der mir den Kopf durchhaut? Aber einer, der darauf verfallen wäre, hätte alles davongeworfen, Waffen und Kleider, und wäre davongelaufen.
    Wenn man still auf einem Pferd saß, lösten sich sämtliche Glieder voneinander und ließen einen allzu sehr spüren, dass man sie besaß. Schultern, Nacken, Rücken. Der Bauch, der in den Wochen des Lagerlebens hart geworden war, der wundgerittene Hintern und die Schenkel, die sich leicht verkrampften. Sandy Og wollte einen Brief schreiben. Warum schrieb er nie einen? Warum war es viel einfacher, Worte zu denken, was schwierig genug war? Liebste Sarah, schrieben Sandy Ogs Gedanken, während die Gesichter der Gegner zu einem verschwammen, liebste Sarah, ich wollte, ich wäre dir ein besserer Mann gewesen, ein bedeutender Mann, den man nicht leicht vergisst. Sarah, Sarah, meine rahmsüße, mandelbittere Liebste, ich wollte, du wüsstest, wie stolz ich war, dein Mann zu sein, und ich wollte, ich hätte dir etwas gelassen, das du meinem Sohn von mir erzählen könntest.

    Seit John zurück war, seit Eiblin und John sich in ihrer Hütte verbarrikadierten und Sarah die Schuld an ihrem Elend zusprachen, war es schlimmer geworden. Wieder einmal hatten die anderen Jungen Duncan hart zugesetzt. Als der Kleine am Abend heimkam, war sein Gesicht zerschunden, er bekam nichts geschluckt und wollte Sarah verbieten, ihn zu waschen. Als sie ihn auf dem Schemel festhielt und seinen Kopf in die Wasserschüssel tauchte, ertastete sie einen nackten Flecken, eine Stelle, an dem ein Büschel Haar fehlte. »Was ist das, Duncan? Wer hat dir das getan?«
    Über das Gesicht des Kindes, das aus dem Wasser

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