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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Leinen zu umwickeln. DasGelände war unwegsam und die Gelenke eines Pferdes verletzlich, man tat gut daran, sie zu schützen.
    »Alasdair Og?«
    Sandy Og musste den Pferdehuf fahren lassen. Die Stimme war unverwechselbar. »Mein Feldherr?«
    »Ihr seid so gut mit diesem Pferd«, sagte Dundee. Lochiel hatte ihn gewarnt, sich nicht ungedeckt vom Lager zu entfernen, da es unterwegs Scharmützel gegeben hatte und allerorts mit Heckenschützen zu rechnen war. Dundee aber weigerte sich, Vorsicht walten zu lassen, wo seine Hochländer es nicht taten. Er trat an Sandy Ogs Seite. »Ich habe Euch reiten sehen. Eine bewundernswerte Begabung.«
    »Ich habe keine Begabung«, widersprach Sandy Og. »Das Wenige, was ich kann, ist leicht zu lernen.«
    »Vielleicht habt Ihr recht.« Dundee klopfte dem Schecken den Hals. »Mir gefällt, dass Ihr an Dingen zweifelt und gewissenhaft um sie ringt.«
    Sandy Og duckte die Schultern.
    »Morgen kommen wir nach Atholl«, sagte Dundee. »Dort sollten die irischen Truppen zu uns stoßen. Wenn wir diesen Kampf ausfechten wollen, ehe MacKay die Festung nimmt, bleibt uns kaum noch Zeit. Es heißt, MacKay habe an die sechshundert Berittene, und wir haben keine sechzig, demnach ist jeder einzelne sein Gewicht in Gold wert. Ihr seid zu Pferd wirksamer als zu Fuß, Captain. Ich will, dass Ihr Euch meinen Reitern anschließt.«
    »Ich bin kein Captain.«
    »Ihr seid es durch meine Ernennung.« Dundee legte ihm die Hand auf den Rücken. »Alasdair Og MacDonald, Captain meiner Reiterei.«
    Wie geschlagen bäumte sich Sandy Og unter der Hand hervor. »Diese Ehre kommt meinem Bruder zu, nicht mir.«
    Der General nickte. »Kerle wie Euer Bruder werden zu Recht Stolz des Hochlands genannt. Sie wissen immer, wasfalsch und richtig ist, und tun das Richtige, ohne zu zaudern. Wer einen Mann dieses Schlages gekannt hat, preist seinen Schöpfer, aber ich fürchte, die Tage dieser Männer sind gezählt. Die neue Zeit hat keine Verwendung für sie.«
    »Ich glaube nicht, dass ich Euch verstehe«, bekannte Sandy Og und sehnte sich danach, den Huf des Pferdes wieder aufnehmen und seine Arbeit beenden zu dürfen. »Was wollt Ihr mir sagen?«
    »Nicht viel. Ich bin Tiefländer, vermutlich kann ich Euch kaum begreiflich machen, was mir an diesem Teil Schottlands liegt. Es ist aber genau dieser Teil, der aus unserem Land mehr macht als eine Stiefschwester Englands. Ich wünschte, es gäbe Männer, die biegsam genug wären, diesen Teil in die neue Zeit mitzunehmen. Damit auf der Welt ein wenig Platz für Kerle wie Euren Bruder bleibt.« Er fächerte sich Mücken vom Gesicht und wandte sich zum Gehen. »Dies ist wohl meine letzte Gelegenheit, mich mit Euch zu unterhalten. Es hat mich gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen. Gott sei mit Euch, Captain MacDonald.«
    Als Sandy Og ins Lager zurückkam, schliefen die meisten der Männer, nur eine Handvoll saß noch um ein Feuer, und sein Schwager James von Achtriachtan sang mit seiner schönen Stimme:
    Kleine rote Lerche mit den goldenen Flügeln
    Wo war dein Nest
    Letzte Nacht?
    Statt einer Hymne an den Kampf ein Wiegenlied.
    Anderntags brachen sie wieder vor dem Morgengrauen auf und überschritten die Grenze nach Atholl. Sie waren noch nicht lange unterwegs, als Späher eintrafen und meldeten, auf was Dundee gehofft hatte: Colonel Alexander Cannon war mit seinem irischen Regiment keine Stunde Marschweg von ihnen entfernt. Als die ersehnten Truppen allerdings zu ihnen stießen, sorgte Schrecken für betretenes Schweigen: Nicht mehr als dreihundert Mann rückten zu ihrer Verstärkung ein, und sie waren ebenso hungrig und dürftig bewaffnet wie sie selbst.
    Obgleich der Sommer schlecht war, war der 27. Juli ein heißer Tag; die Sonne zog Schweiß, und die Männer stöhnten unter Waffen und Gepäck. Kurz vor Mittag berichteten weitere Späher von Bewegungen des Feindes, viel näher an der Festung, als es Dundee gefiel. Er ließ anhalten, rief eine eilige Beratung zusammen und breitete vor seinen Offizieren eine Kartenskizze aus.
    Einer der Späher zeigte, wo sich MacKays Soldaten befanden. »Die sind von Dunkirk gekommen«, berichtete der abgehetzte Mann und zeichnete mit dem Finger auf der Karte die Wege nach, auf denen sie weiterziehen mochten. »Ganz sicher sein können wir nicht.«
    »Wie viele sind es?« Dundees Frage hing schwer im Raum.
    »Drei Kanonen!«, rief einer der Späher.
    Ein weiterer zählte an seinen Fingern ab: »Zwei Kavalleriedivisionen, dazu bestimmt mehr als

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